Traum-Tage für Bayern München

  • Traum-Tage
    Gestern, am letzten Tag des Oktoberfestes 2004, war's so weit: Am frühen Nachmittag zogen Trainer, Führungsspitze, Spieler und Betreuer des FC Bayern in "Käfers Wiesn-Schenke", wo sie bis zum Abend die eine oder andere Maß Bier durch die Kehlen rinnen ließen.
    Goldener Oktober-Anfang und Wies'n-Abschluss: Der FC Bayern ist auf dem Vormarsch.
    Gelöst, ja ausgelassen feierten Kapitän Oliver Kahn und Co. den Abschluss einer Woche, "die für uns nicht besser hätte laufen können", wie der Torhüter meint.


    Drei Spiele binnen acht Tagen liegen hinter den Bayern - drei Spiele, drei Siege. Dem mühsamen 3:1 vor einer Woche gegen Freiburg folgte das glanzvolle 4:0 am Dienstag in der Champions League gegen Ajax Amsterdam und nun, am Samstag, das 2:1 bei Meister Werder. Drei Siege, die beim Rekordmeister das altbekannte, in jüngster Vergangenheit verschüttet gegangene Selbstverständnis wieder erweckt haben. "Der Dienstag und der Sieg in Bremen waren ein Aha- Erlebnis für den gesamten FC Bayern", sagt Manager Uli Hoeneß nach diesen Traum-Tagen.


    Plötzlich ist sie wieder da, die "Mia-san-mia"-Mentalität, mit der zwischen 1999 und 2003 unter Trainer Ottmar Hitzfeld vier von fünf möglichen Meistertiteln eingefahren wurden. In Bremen zeigte sie sich vor allem mit dem Tor zum 2:0, als der Ausgleich in der Luft zu liegen schien, und in einer verbalen Offensive des Managers. Dass das Mittelfeld den Unterschied ausgemacht hatte im Duell Meister gegen Vizemeister, wertete er als selbstverständlich. "Sehen sie sich unsere Namen dort an", so Hoeneß. "Wäre dies anders, wäre unser Mittelfeld überbezahlt!"



    Als es nicht rund lief zu Saisonbeginn unter Hitzfeld-Nachfolger Felix Magath, als sich die Bayern gegen Bielefeld, Tel Aviv und Osnabrück zu Stotter-Siegen quälten, versuchte Hoeneß den Druck von Spielern und Trainer zu nehmen, indem er die Wende herbeiredete. Jetzt, da sie da ist, tritt er das Gaspedal voll durch. "Bis zur Winterpause", so die "Abteilung Attacke" in gewohnt forschen Worten, "ist es unsere Aufgabe, Wolfsburg und Stuttgart da oben wegzuräumen. Damit wir da stehen, wo wir hingehören - auf Platz eins!"


    Der Dienstag, die Gala gegen Amsterdam, so scheint es, hat die letzten Blockaden gelöst, das angekratzte Selbstbewusstsein wiederhergestellt. "Wir verstehen langsam, worum es geht", sagt Oliver Kahn. Die Bayern-Profis setzen Magaths Philosophie der "aktiven Spielbestimmung", des dominanten Auftretens auf dem Platz, von Spiel zu Spiel besser um.


    Also streben sie nun unaufhaltsam der Tabellenspitze zu? Michael Ballack lässt daran keine Zweifel aufkommen, obwohl er das "Ja" nicht ausspricht: "Vorher haben wir gewonnen und spielerisch nicht überzeugt, nun haben wir uns eindrucksvoll zurückgemeldet." Plötzlich stimmen Ergebnisse und Spielweise bei den Bayern - es wird gefährlich für den Rest der Liga.