Im Bann des Trabanten

  • Theater - Von der Erde zum Mond: Rufus Beck inszeniert und spielt Jules Verne bei seinem Gastspiel im LTT

    Im Bann des Trabanten

    TÜBINGEN. Der Mann ist einfach alles: Conférencier, Erzähler, Kommentator, Schauspieler und Privatmensch. Rufus Beck setzt Jules Vernes Roman »Von der Erde zum Mond« in eine geschickt inszenierte Bühnenshow um, die im LTT mit kräftigem Applaus bedacht wurde.

    Auf der Bühne fast nur Leere: Links steht ein Drehhocker sowie ein kleiner Tisch, darauf ein Laptop, dahinter ein Kleiderständer mit zwei Jacken, ganz rechts ein Rednerpult. Via Laptop wird das Multimedia-Spektakel von Beck gesteuert: Bilder erscheinen auf der Leinwand, Stimmen und Geräusche werden eingespielt. Nur drei Lichtkegel grenzen Räume ab. In 18 kurze Kapitel ist das mit animierten Standbildern visualisierte Stück unterteilt, die jeweils mit einem putzigen Kanonenschuss beginnen.


    Dieser steht im Zentrum der gesamten Handlung. Jules Verne nimmt mit dem Roman von 1865 die Mondlandung um gut hundert Jahre vorweg, verpackt sie in eine aberwitzige Geschichte. Ein gewisser Barbicane vom Kanonenclub in Baltimore ist mehr als nur fasziniert von Kanonen. Der Amerikaner kommt eines Tages auf die glorreiche Idee, dass es doch möglich sein müsste, eine Kugel zum Mond abzufeuern.


    Der Plan beherrscht fortan sein ganzes Leben. Ein 270 Meter langes Monstrum von einer Kanone ist für einen solchen Schuss nötig. Damit nicht genug: Der Abschuss muss die Kugel auf ungeheure 11 000 Meter pro Sekunde beschleunigen. Nach einer internationalen Spendenaktion, die über fünf Millionen Dollar einbringt, wird das Ding in Tampa-Town in Florida gebaut.


    Eine Show ohne Längen


    Erfrischend bringt Rufus Beck die absurde und doch dokumentarisch wirkende Geschichte rüber. »Das ist fast 1:1 mit Amerika heute vergleichbar«, meint Beck nach der Aufführung. Zuvor schlüpft er mit Jacke und Zylinder mehrfach in die Rolle von Barbicane, hebt dazwischen den Hut, um als Kommentator einige Anmerkungen zu machen. Auch den abenteuerlustigen Franzosen Michel Ardan, der in der Riesenkugel mitreisen wird, spielt er grandios. »Entfernung ist ein leeres Wort«, sagt Ardan, völlig berauscht von seinem Vorhaben.


    Die One-Man-Show kennt keine Längen, Rufus Beck schafft eine facettenreiche Präsenz im Raum, unterhält, ja verblüfft und verzaubert mit dieser fantastischen Geschichte. Beim gigantischen Abschuss - den kaum einer unbeschadet übersteht - explodiert Beck selbst förmlich, stürmt über viele Sitzlehnen hinweg hoch in den Zuschauerraum. Der bis zum Mond katapultierte Ardan befindet sich indes in einer Bahn um den Mond. Er wurde zum Trabant des Erdtrabanten. Das Kräftespiel, so ist zu erfahren, wird darüber entscheiden, ob er doch noch »sanft« auf den Mond stürzt oder ewig dort oben seine Kreise zieht. (mwm)


    http://www.gea.de/detail/661635


  • Na super: Oldenburg wäre genau richtig gewesen! :crap: Aber das war ja schon letzten Samstag...