Reality Check Check: 2003/2004

  • Reality Check Check: 2003/2004


    Mit dem Bildtelefon zur Internationalen Raumstation funken und nanotechnisch telearbeiten. Die Jahre 2003 und 2004 halten für unsere Experten von 1996 einige Überraschungen bereit.
    Korrekt eingetroffene Prognosen zum Beispiel. Nach den zahlreichen Flops des Jahres 2002 können die "Reality Check"-Macher für die beiden Jahre darauf wenigstens zwei richtige Vorhersagen verbuchen. Wenn man großzügig ist, sind es sogar zweieinhalb.
    Futuristisch wie ein Steak aus der Tube, exotisch wie Hansi, der fünfbeinige Papagei von Bora Bora: Unsere kurze Serie stellt eine Auswahl von Zukunftsvisionen vor, die 1996 in dem Hardwired-Band "Reality Check" veröffentlicht wurden. Heute: 2003 und 2004.
    Reality Check Check
    Reality Check Check: 1997
    Reality Check Check: 1998
    Reality Check Check: 1999/2000
    Reality Check Check: 2001
    Reality Check Check: 2002


    Das universelle Bildtelefon
    Das Bildtelefon war schon 1996 ein Klassiker unter den Zukunftsgeräten. Die "Reality Check"-Experten sagten voraus, dass die Videofone 2003 endlich den großen Durchbruch schaffen würden. Nebenbei sagten die Kommunikationsprofis auch einen "riesigen Markt für Bildtelefonsex" voraus.


    Nun haben heute zwar alle Handys Kameras, aber diese gucken der Eitelkeit und Neugier der meisten Menschen wegen gerade nicht in die Richtung ihrer Benutzer. Und was den Aspekt der Universalität angeht, so schaffen es die Mobilfunk-Provider heute vielleicht mit Ach und Krach, dass eine MMS mit Bildchen den Wechsel von einem Netz aufs andere übersteht.


    Unter den Computerherstellern traut sich bisher nur Apple, standardmäßig Videokonferenzkameras in fast alle seine Modelle einzubauen. Vielleicht trauen sich auch nur die stilbewußten Apple-User, ihren Gesprächspartnern immer und überall perfekt frisiert und pickelfrei virtuell entgegenzutreten. Oder sie nutzen die iSight nur im Spiegelmodus. Den wiederum brauchen die meisten Nutzer moderner Notebooks nicht mehr, weil die Hersteller freundlicherweise einen spiegelnden Bildschirm statt eines brauchbaren Displays eingebaut haben. Sehr praktisch.
    Schon Science-Fiction-Pionier Jules Verne träumte 1889 von einem Bildtelefon. Das sollte sich allerdings erst im Jahr 2889 durchsetzen.
    Das Bildtelefon bei Jules Verne


    Ein Fünftel der Beschäftigten in den USA sind Telearbeiter
    "Im Jahr 2003 werden ein Fünftel der Beschäftigten in den USA Telearbeiter sein", sagen die Reality-Checker voraus und zeigen das gewohnte Bild eines entfesselt am Strand arbeitenden Salaryman.


    Eine im Juli 2006 veröffentlichte Studie der Universität Maryland zeigte, dass trotz vorhandener Infrastruktur nur zwei Prozent der arbeitenden Bevölkerung in den USA als Vollzeit-Telearbeiter gelten können. Weitere neun Prozent könne man als Teilzeit-Telearbeiter bezeichnen.


    Fazit der Wissenschaftler aus Maryland, deren frühere Studien zur Telearbeit auch schon in "Reality Check" zitiert werden: "Es sieht so aus, als ob die fachlichen und sozialen Aspekte der Arbeitsumgebung wichtiger seien als die durch die Telearbeit erzielbaren Ersparnisse an Zeit und Geld."
    University of Maryland: US workers waste $ 3.9 billion annually by not telecommuting
    Kommerziell verwertbare Nanotechnologie
    "2004 wird es die ersten nanotechnisch konstruierten Produkte zu kaufen geben", schreiben die Autoren von "Reality Check". Dabei dachten sie natürlich an winzig kleine Operationsroboter, die Blutbahnen reparieren können, oder an hochleistungsfähige Computer "mit Speichertechnik auf Molekularbasis", wie Nano-Guru Eric Drexler zu Protokoll gab.


    Eine der für den Durchschnittsbürger nützlichsten Anwendungen der Nanotechnologie dürften aber die selbst reinigenden Stoffe und Gegenstände sein, die nach dem Lotuseffekt funktionieren.


    Eine nanotechnische Implementation des Lotuseffekts wurde schon 1995 von dem Bonner Botaniker Wilhelm Barthlott patentiert.


    Im Februar 2004 brachte die Schweizer Textilfirma Schoeller den Stoff für mit Nanotechnik beschichtete schmutzabweisende Jacken nach dem Lotuseffekt auf den Markt. So ganz daneben lag "Reality Check" mit dieser Vorhersage doch nicht.
    Lotus-Effect.de
    Eine funktionsfähige Raumstation
    Zitat aus "Reality Check": "Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass die USA alleine eine Raumstation eröffnen werden, könnten internationale Anstrengungen dazu führen, dass es bis 2004 eine funktionsfähige Raumstation im Erd-Orbit geben wird."


    Damit hatten die Experten Recht, wenngleich sie fast zu pessimistisch waren. Die in "Reality Check" gezeigte Illustration sieht der heutigen Internationalen Raumstation [ISS] dann auch sehr ähnlich. Deren erstes Bauteil wurde allerdings schon im November 1998 in die Erdumlaufbahn gebracht. Die erste Besatzung zog dann am 2. November 2000 ein.
    ISS-Subsite der NASA
    [futurezone | Günter Hack]


    http://futurezone.orf.at/it/stories/159642/