- Official Post
Die Zukunft der Brüsseler Büchergalerie Bortier: Von Literaturcafé bis Bierlokal
Die letzten Antiquariate in der Bortier-Galerie in der Nähe des Brüsseler Zentralbahnhofs bekommen schon im Herbst neue Nachbarn. Gleich mehrere Gastronomiebetriebe werden dann nach und nach ihre Türen öffnen. Initiator Thierry Goor, bekannt für mehrere kreative Café- und Restaurantprojekte in der Hauptstadt, sagte gegenüber der Brüsseler Nachrichtenplattform, dass es sich hier auch um „sehr qualitative Küchen“ handele.
Andreas Kockartz
Die Bortier-Galerie entstand Mitte des 19. Jahrhunderts als eine der ersten Geschäftsstraßen von Brüssel und war der erste überdachte Markt der Stadt. Der Markt wurde erst 1957 aufgelöst und danach zogen hier Briefmarken- und Münzfachgeschäfte ein. In den letzten Jahren waren hier vor allem Antiquariate zu finden, die mit alten Büchern, Comic, Grafikkunst und anderem handelten. In der vergangenen Woche ist der letzte von denen, die hier nicht bleiben konnten, ausgezogen.
Gastronomieunternehmer Thierry Goor gab letzte Woche bekannt, wie seine Pläne für die von ihm als bisher unterschätzt gewertete Galerie mit Kulturerbewert aussehen: „Wir wollen verschiedene Konzepte, wie eine Kombination zwischen Büchern und Gastronomie.“ Er zielt dabei sowohl auf Touristen aus dem In- und Ausland, als auch auf die Brüsseler, „von denen die wenigsten die Galerie noch kennen.“
Vielschichtiges Angebot
Neben Gastronomiebetrieben werden sich hier aber auch ein Metzger, eine Käserei, ein Traiteur mit mediterranem Angebot, ein italienischer Lebensmittelladen und ein Kräutergeschäft niederlassen. Daneben wird auch ein Literaturcafé öffnen, in dem es Lesungen und Ausstellungen geben soll.
Doch es wird auch eine Bierkneipe geben, in der vor allem kleine und lokale bzw. regionale Brauereien ihre Erzeugnisse am Fass präsentieren werden. Hier sollen sie überregional bekannter werden, denn die Bortier-Galerie soll ihr Schaufenster sein.
Noch 3 Buchläden bleiben übrig
Die 3 hier noch übrigbleibenden Antiquariate stellen sich allerdings die Frage, welche Kundschaft auf sie zukommt. „Gebrauchte Bücher erreichen eigentlich ein breites Publikum“, hofft Buchhändler Nicolas Van Cutsem: „Wir bieten außergewöhnliche Bücher an, doch auch Leute, die einen alten Jules Verne suchen, sind bei uns willkommen.“
Doch er und sein Kollege und Mitbewerber Pierre Coumans stellen ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Kultur und Gastronomie fest, wie sie gegenüber BRUZZ andeuten: „Ein Plattenladen wäre z.B. auch angebracht gewesen.“ Doch Initiator Goor wiegelt ab: „Wir werden auf jeden Fall mit den Buchhändlern zusammenarbeiten und sie voll und ganz ins Blickfeld rücken.“