"Streife im Internet" - Sexualstraftätern auf der Spur

  • "Streife im Internet" - Sexualstraftätern auf der Spur


    Beim LKA Baden-Württemberg forschen fünf Beamte im Internet nach Seiten mit kinderpornografischem Inhalt


    [Blockierte Grafik: http://www.aerztezeitung.de/docs/2005/03/11/1q2s4724.jpg]
    Zwei Beamte des Landeskriminalamtes (LKA)
    in Stuttgart durchstreifen das Internet auf der
    Suche nach Seiten mit kinderpornografischen Inhalten.


    Von Tatjana Bojic


    Dieser Job ist nichts für schwache Nerven: Seit Anfang des Jahres klicken sich tagtäglich fünf Beamte des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg durch die düsteren Seiten des Internets. Sie suchen nach möglichen Sexualstraftätern, Pädophilen und anderen Verbrechern.


    Bei ihrer "Streife im Internet" - auch "anlaßunabhängige Recherche" genannt - gehen die Cyber-Polizisten stichprobenartig vor. "Das ist wie bei einer normalen Polizeistreife mit dem Auto im richtigen Leben. Wir sind mal hier und mal dort. Fahren am Bahnhof vorbei oder schauen mal gezielt auf einen Spielplatz", erklärt der Chef der Truppe, Kriminalhauptkommissar Achim Traichel. "Wir interessieren uns für Auktionshäuser ebenso wie für Tauschbörsen, Newsgroups oder Chaträume."
    "Es gibt nichts, was es nicht gibt"


    Einer der Schwerpunkte der Polizisten liegt im Bereich der Sexualdelikte und Kinderpornografie. Die Datenflut, die die Kriminalisten und EDV-Spezialisten dabei auswerten müssen, ist mitunter nur schwer zu verdauen: Nackte Kinder in eindeutiger Position, Bilder geschändeter Kinder oder Sex mit Tieren.


    "Es gibt nichts, was es nicht gibt", sind sich die Beamten einig. Und wenn den einen oder anderen Beamten die Bilder und das Gesehene auch mal über die Arbeitszeit hinaus verfolgen, dann ist Traichel gefordert: Er hat sich vor sechs Jahren zum Konfliktberater ausbilden lassen und unterstützt seine Kollegen in kritischen Momenten mit einem professionellen Gespräch.


    2001 waren Münchner Polizeibeamten bei einer virtuellen Streife Bilddateien eines Mannes aufgefallen, auf denen die sexuelle Mißhandlung drei- bis vierjähriger Mädchen gezeigt wurde. Ein Hinweis an die australische Polizei führte schließlich zu einer Festnahme. Dieser Fall zeigt, daß Internet-Straftäter auch über Ländergrenzen hinweg effektiv verfolgt werden können.


    Bereits seit Mitte 2004 ziehen Polizei und Internetanbieter im Kampf gegen Kriminelle an einem Strang. Dazu hatten sich einige Internetanbieter verpflichtet, Seiten mit kinderpornografischen Inhalten zu sperren und die Polizei bei den Ermittlungen gegen deren Anbieter und Nutzer zu unterstützen.


    Der Grund: Mit der wachsenden Nutzung des Internets hat auch der Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie rasant zugenommen. Bundesweit ermittelte die Polizei im Jahr 2000 in mehr als 2600 Fällen gegen etwa 2000 Tatverdächtige.
    "Die Täter sollen sich nirgendwo sicher fühlen"


    "Mit unserer Arbeit wollen wir das Entdeckungsrisiko für Straftäter im Internet erhöhen, die Täter sollen sich nirgendwo mehr sicher fühlen", betont Traichel.


    Bei ihrer Recherche gehen die Ermittler in der Regel nach dem gleichen Muster vor: "Im Internet suchen wir uns meist eine Plattform heraus, wo wir wissen, daß sich dort auch Sexualstraftäter tummeln. Dann recherchieren wir", erklärt der Spezialist für Kinderpornografie, Rüdiger Kottmann. Angesichts des Ausmaßes und der schnellen Verbreitung im Internet weiß er aber auch, daß er und seine Kollegen an Grenzen stoßen: "Wir können nicht das ganze Internet sauber halten."


    Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.polizei-beratung.de/aktionen/kinderpornografie


    Quelle: Ärztezeitung