Ferrari opfert 2005 und plant schon für nächstes Jahr

  • (F1Total.com) - Als Renault vergangenes Jahr realisierte, dass man gegen die Ferrari-Übermacht am Ende kein Land sehen würde, traf Teamchef Flavio Briatore eine Entscheidung: Die Saison 2004 wurde frühzeitig zu den Akten gelegt, die Weiterentwicklung des R24 nur noch sporadisch betrieben. Stattdessen wurden alle Ressourcen bereits für 2005 in die Waagschale geworfen. Was dabei herausgekommen ist, ist nach acht von 19 WM-Läufen eine 22-Punkte-Führung in der Fahrer-WM.


    Ähnliche Überlegungen scheint man nun auch bei Ferrari zu verfolgen, wo Michael Schumacher als WM-Fünfter mit 35 Zählern Rückstand bestenfalls noch Außenseiterchancen hat, seinen insgesamt achten Titel einzufahren. Platz zwei in Kanada hat zwar gezeigt, dass sich der Traditionsrennstall auf dem richtigen Dampfer befindet, doch noch ist man aus eigener Kraft nicht siegfähig. Eine Wende in der Weltmeisterschaft ist daher realistisch gesehen nicht mehr zu erwarten.


    Brawn will 2005 noch nicht ganz abschreiben


    "Wir müssen eine Balance finden", erklärte Ross Brawn, Technischer Direktor von Ferrari, am Wochenende zu dieser Thematik. "Wir müssen abwägen, was wir dieses Jahr noch erreichen und welche Ressourcen wir schon für nächstes Jahr aufwenden können. Ganz klar sind wir dieses Jahr nicht konkurrenzfähig genug." Allerdings schränkte er ein: "Ich bin mir nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung wäre, alles in nächstes Jahr zu stecken und dieses Jahr ganz abzuschreiben."


    "Wir müssen einen Kompromiss finden, mit dem wir uns noch dieses Jahr verbessern können, der aber auch sicherstellt, dass wir nächstes Jahr gut aufgestellt sind", so der Brite. In der Tat kann man sich nämlich nicht leisten, sich 2005 nicht doch noch zu steigern, denn momentan liegt Ferrari nur auf Platz fünf der Konstrukteurs-WM - und diese Platzierung ist am Ende des Jahres ausschlaggebend für die Verteilung der TV-Einnahmen. Angesichts des schwächelnden Fiat-Konzerns und des angehenden Tabakwerbeverbots kann Ferrari schließlich auch nicht mehr auf unbegrenzte Mittel zurückgreifen. Der Jahresetat für 2005 beträgt geschätzte 240 Millionen Euro.


    F2006 wird bereits beim Saisonauftakt debütieren


    In jedem Fall wird man die Entwicklung des neuen F2006 früher vorantreiben als zuletzt, als der F2005 erst beim dritten Saisonrennen in Bahrain debütierte. Brawn: "Wegen der recht grundsätzlichen Änderung im Reglement werden wir früher dran sein, vor allem mit dem Motor. Außerdem werden wir ein Hybridauto bauen - ein derzeitiges Chassis mit dem neuen V8-Motor."


    "Das neue Auto soll früher fertig werden als der F2005", fuhr der 50-Jährige fort. "Wir werden also wieder einen normaleren Zeitplan verfolgen, und das neue Auto wird früher präsentiert als dieses Jahr. Im Hybridauto werden schon vorab Motor, Kraftübertragung und all diese Teile getestet." Beim Saisonauftakt in Malaysia soll dann bereits der fertige F2006 eingesetzt werden.