Barrichello verspürt keine traurigen Emotionen

  • 13. Oktober 2005 - 14:31 Uhr


    (F1Total.com) - Da steht er nun, Rubens Barrichello. Zum letzten Mal an einem Donnerstagnachmittag im roten Rennoverall. Zum letzten Mal beantwortet er im Vorfeld eines Rennwochenendes im Auftrag von Ferrari die Fragen der Journalisten. "Ich verspüre im Moment keine bestimmte Emotion, aber ich bin mir sicher, dass dies am Sonntag anders sein wird", so Barrichello, der sechs Jahre das rote Auto mit dem springenden Pferd pilotiert hat.


    "Hier vergangenes Jahr neben Luca di Montezemolo auf dem Podium zu stehen war einer der besten Momente meiner Karriere", erinnert sich der Brasilianer, der sich 2004 die Pole Position und den Sieg beim Streckendebüt gesichert hatte während Teamkollege Michael Schumacher in der Qualifikation patzte: "Fakt ist, dass Montezemolo nicht sehr oft an die Rennstrecke kommt, aber er war oft in wichtigen Momenten für mich da, so wie bei meiner ersten Pole in Silverstone und meinen Siegen in Monza und China."


    "Aber auch wenn ich sage, dass ich am Sonntag emotional sein werde, so ist das nicht traurig, denn ich habe nach sechs Jahren mit Ferrari mir diesen Pfad ausgesucht", fährt der 33-Jährige fort, der eigentlich noch einen Vertrag mit Ferrari für 2006 in der Tasche hatte. "Ich kann mich noch so gut an den ersten Tag erinnern, als ich an die Strecke von Ferrari kam und meinen Namen auf der Seite des Autos sah, als sei es erst gestern gewesen. Es schneite und ich musste warten, bis der Schnee auf der Strecke geschmolzen war, bevor ich fahren konnte."


    Diese Erinnerung, so versichert der Paulista, wird er niemals vergessen. Vermutlich jedem Fahrer stockt der Atem, wenn er seinen Namen auf einem Formel-1-Ferrari liest: "Ich werde auch die Wärme der Menschenmenge in Erinnerung behalte, die ich vor allem in Imola und Monza vermissen werde und ich rufe mir auch das Lächeln meiner Mechaniker in Erinnerung, wenn ich für sie ein gutes Ergebnis eingefahren habe."


    Rubens Barrichello verweist darauf, dass er in kein gemachtes Nest kam, als er 2000 zu Ferrari stieß: "Ich kam an, als sie eine schwierige Zeit hatten, und ich bin stolz darauf, dass ich zu ihrem Wachstum einen Beitrag geleistet habe." Nicht so gern erinnert er sich an sein Heimrennen 2003 in Brasilien: "Damals ging mir in Führung liegend der Sprit aus. Das nagt immer noch an mir."


    Mit dem Jordan-Team geht ein wichtiger Wegbegleiter


    Und es gibt noch einen bewegenden Moment für "Rubinho" an diesem Wochenende. Der Name Jordan verschwindet von der Bühne, also jenes Team, bei dem er 1993 sein Formel-1-Debü gab: "Ich werde Eddie Jordan für die Lacherei in Erinnerung behalten, die wir zusammen hatten. Gary Anderson (der damalige Technische Direktor; Anm. d. Red.) war für mein Reifen als Fahrer fundamental und ich erinnere mich daran, dass die Mechaniker alle sehr gut waren und hart gearbeitet haben. Es ist schade, den Namen verschwinden zu sehen, aber so ist die Welt nun einmal, nicht nur in der Formel 1."


    Das letzte Mal "Ferrari-Luft" schnuppern wird Rubens Barrichello in einer offiziellen Funktion kommendes Wochenende bei den Ferrari World Finals in Mugello. Danach plant er noch einen speziellen Abschied in Fiorano: "Ich werde meine ganze Familie nach Fiorano bringen, um sie im 3-sitzigen Formel-1-Auto auszufahren. Das wird mein Abschied von Ferrari sein."