Posts by Maschu1

    Das Büchlein ist jetzt eingetroffen. Und es ist tatsächlich eine kleine Katastrophe.

    Mit sehr großer Schrift wird der Text auf knapp 100 Seiten ausgewalzt, wo 30 bis 40 Seiten bei normaler Schriftgröße ausreichend gewesen wären. Optisch sehen die Seiten in dieser Form auch wenig ansprechend aus. Die Übersetzung liest sich zudem recht "holprig".

    Es wird zwar ein Übersetzer für die lateinischen Zitate genannt, aber kein Übersetzer für den eigentlichen Text. Das bestärkt die Vermutung, dass hier wirklich nur der französische Originaltext durch irgendein Übersetzungsprogramm (Google Translate? Deepl? Igendeine KI?) geschoben und das Ergebnis dann einfach gedruckt wurde, ohne wenigstens ein ordentliches Lektorat durchzuführen. Den Titel der ersten deutschen Übersetzung würde ich dem Buch daher nicht zugestehen. Es ist allenfalls ein Übersetzungsversuch.

    Im Nachhinein ist die Serie leider eine etwas vertane Chance gewesen (zumindest für mich).

    Und das hat nicht einmal direkt was mit den Abweichungen von Vernes Buch an sich zu tun. Vielmehr funktionieren in meinen Augen zwei Dinge nicht richtig: Der Zeitdruck, ein wesentliches Merkmal der Buchvorlage, kommt kaum mehr zur Geltung. Und die Berufsänderung von Fix (statt Detektiv jetzt Journalistin) passt nicht. Als Detektiv war Fix eine wichtige treibende Kraft der Geschichte: Erst das versuchte Aufhalten der Reisenden, um den Haftbefehl in die Hände zu bekommen; später die Unterstützung bei der Beschleunigung der Reise, damit Fogg wieder in den britischen Einflussbereich zurückkehrt und der Haftbefehl genutzt werden kann. Als Journalistin reist Fix gefühlt einfach nur mit, die wichtige Handlungsfunktion geht verloren.

    Die Serie ist trotzdem recht unterhaltsam, nicht zuletzt dank David Tennant.

    Als jemand, dessen Schulfranzösisch nicht ausreichend ist, um Verne im Original zu lesen, bin ich natürlich dankbar über jede Übersetzung von noch nicht übersetzten Texten.

    Andererseits wäre es natürlich sehr schade, wenn eine "Light"-Übersetzung (ohne die von Thomas Ostwald angekündigte Ausgabe damit herabsetzen zu wollen, sondern das "Light" bezieht sich nur darauf, dass die eigentliche Herausforderung der "Hochzeit" bei dieser Übersetzung umschifft wurde) am Ende dafür sorgen würde, dass eine sich den ganzen Schwierigkeiten des Textes stellende Übersetzung dann nicht mehr kommt. (Es könnte natürlich aber auch sein, dass sie im Gegenteil ein Anreiz dafür wird, sich dem "Problem" nochmal zu stellen?)

    Beim Thema Übersetzungen kann ich mich (aus dem eingangs genannten Grund) leider nur in der Rolle als "Zaungast" beteiligen. Aber eine Sammelband-Clubausgabe von "Hochzeit" und "Priester" (vielleicht ergänzt von weiteren Erstübersetzungen, die in den "Nautilus"-Ausgaben enthalten waren) in der Aufmachung von "Cynthia" und "Der Weg nach Frankreich" hätte schon was.

    Karl May bietet eine recht große Bandbreite, ich würde nicht unbedingt mit dem Spätwerk anfangen. Das vergrault selbst viele gestandene May-Leser. Im Unterschied zu Verne erzählt May ausschweifender und setzt mehr Dialoge ein. (Zumindest ist das mein Eindruck, und ich habe beide recht ausgiebig und oft gelesen.) Und gerade bei den großen mehrbändigen Werken (Wüste bis Schut, Winnetou, Surehand, Waldröschen (51-55) ...) muss man sich darauf einlassen, dass man die nicht wie einen "normalen" Verne-Band in zwei, drei Tagen weglesen kann.

    Vielleicht schaust du zu Beginn mal in einen der "untypischeren" kleinen Texte rein? "Der Waldschwarze" (eine Art Erzgebirgskrimi aus dem gleichnamigen Sammelband), "Wanda" (in "Schacht und Hütte", falls der dabei ist) oder in eine der kleineren Humoresken aus "Professor Vitzliputzli".

    Dank einer Verkettung glücklicher Umstände konnte ich mir das Stück am Freitag (29.August) anschauen.

    Im Vorfeld war ich durchaus gespannt, wie man den doch etwas "personalarmen" Roman in ein buntes Musical mit 60 Mitwirkenden verwandeln kann. Das Stück wechselt dann auch zwischen sehr buchnahen Szenen und hinzuerfundenen Episoden hin und her. (Im ersten Teil bleibt der Roman klar erkennbar, im zweiten Teil, als es unter die Erde geht, überwiegen dann die Einschübe bis hin zu reinen Phantasie-Szenen.) So beginnt das Stück mit einer Festveranstaltung, auf der Lidenbrock von Alfred Nobel einen Ehrenpreis für seine Abhandlung über Transzendentale Kristallographie überreicht bekommt und nebenbei das Buch von Snorri Sturluson erhält. Stellenweise ist das Stück bis ins Detail nah an der Vorlage (Zum Teufel mit dem Essen und der Köchin obendrein). Graupen heißt Gretchen und hat eine deutlich aktivere Rolle als im Buch, Axel heißt Alex und bleibt recht blass. Lidenbrocks bei Verne kurz erwähnte "Wortfindungsstörungen" werden im ersten Bild recht ausgiebig verwendet (bei seiner Dankesrede für den Preis von Nobel), danach aber sehr angenehm-sparsam-dosiert eingesetzt. Insgesamt gibt der Lidenbrock-Darsteller eine sehr gute Vorstellung. Parallel zur Handlung erzählt eine Pärchen (herrische Frau und ihr devoter Ehemann) in einem Kaffee einem Herrn, der mit französischem Akzent spricht, Lidenbrocks Erlebnisse (allerdings als ihre eigenen dargestellt). Damit werden "Lücken" zwischen einzelnen Handlungsszenen überbrück und gerade diese Stellen sind sehr dicht an der Vorlage. Woher die beiden die Geschichte kennen, klärt sich zum Schluss auf. Mit der Erwartungshaltung des Publikums betreffs des französischen Herrn, der sich eifrig Notizen macht, erlaubt sich das Stück dann auch noch eine doppelte Wendung.

    Fazit: Das Stück pendelt gewissermaßen zwischen absoluter Verne-Treue und absoluter Verne-Ferne hin und her, weiß aber trotzdem über zwei Stunden hinweg gut zu unterhalten und auch für Verne-Puristen gibt es genug "Originaldetails" zu entdecken, um sich über die hinzuerfundenen Stellen hinwegzutrösten.

    Das Stück wird seit drei Saisonen am Biedermeierstrand am Schladitzer See gespielt und soll auch nächstes Jahr wieder auf dem Programm stehen. Es gibt ein Begleitbuch mit vielen Hintergründen zur Arbeit an dem Stück und eine CD mit der Musik/den Liedern.

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    Am Ende hatte ich auch noch meine eigene "außergewöhnliche Reise". Der Biedermeierstrand am Schladitzer See ist von Leipzig aus per S-Bahn und Bus gut zu erreichen, aber nur bis kurz nach 18.00 Uhr, per Rufbus noch bis 21 Uhr. Danach ist Ruhe. Da das Stück bis 22 Uhr ging, stand dann noch ein 5 bis 6 Kilometer langer Fußmarsch (streckenweise durch die absolute Dunkelheit auf einem Radweg am Schladitzer See) bis zum Bahnhof Rackwitz auf meinen Programm, immer mit der Angst im Nacken, nicht rechtzeitig einzutreffen und den Zug zu verpassen. (Jetzt kann ich nachvollziehen, wie sich Phileas Fogg gefühlt haben muss. ;)) Ich habe meine "Wette" aber gewonnen, sprich, ich war rechtzeitig am Bahnhof, was aber gar nicht nötig gewesen wäre, da mein Zug dann noch über 20 Minuten Verspätung hatte.

    Spaßeshalber ein kleines harmloses Beispiel, das mir wegen seiner Zahlenspielerei gefällt:

    "'Zwanzigtausemd Meilen unter dem Meer' umfasst in der Originalfassung exakt 144 Kapitel - eine Zahl, die dem Quadrat von 12 entspricht, einer Grundzahl babylonischer Numerologie." (S. 26)

    Nun kenne ich mich nicht mit der babylonischen Numerologie aus und weiß auch nicht, auf welche "Originalfassung" des Romans sich der Verfasser bezieht, aber Vernes Doppelband umfasst leider nur 47 (24 + 23) Kapitel, die beiden Manuskripte (Originalfassungen"?) weichen nur unwesentlich davon ab.

    Die 7 sieht ja fast aus wie eine 1 und wenn man sie getreu dem Motto "Die Letzten werden die Ersten sein" nach vorn verschiebt und dann die 4 verdoppelt (es sind ja schließlich 2 Bände!) ist die sumerische 12 zum Quadrat aka 144 schon unverkennbar zu sehen. Wenn das kein Beweis ist! :D

    Ich hätte mir das tatsächlich gern angeschaut, da es gar nicht so weit weg ist von mir. Mit Bus und Bahn weitet sich ein Besuch aber auf eine Gesamtdauer von 6+ Stunden aus, und solange kann ich momentan nicht von zu Hause weg, ohne eine Vertretung, vor allem bei diesen hohen Temperaturen.

    Auf der Bühne gab es vor einem Vierteljahrhundert mal zwei Saisonen Karl May (2000 "Winnteou I" und 2001 "Winnetou II"), die zweite Saison war aber finanziell wohl ein Reinfall. Parallel zu "Winnetou II" hatte eine Laientruppe/Verein "Das Geheimnis der schwarzen Masken" nach Karl Mays Erzgebirgserzählung "Der Grenzmeister" gespielt. Daraus hatte sich ein Verein entwickelt, der seit 2004 die Bühne bespielt. Das Programm ist bunt gemischt (Abenteuer, Märchenadaptionen, Filmadaptionen). 2006 habe ich da "Die drei Musketiere" gesehen (das Stück hat sich aber weniger an Dumas' Roman orientiert, sondern eher an der Verfilmung von 1993).

    Die May-Stücke waren gut/originalgetreu gemacht. Die Musketiere wie gesagt eher eine Adaption des Filmes, sehr unterhaltsam, aber für Dumas-Puristen (gibt es sowas?) wohl eher kritisch zu sehen.

    Im "Mosaik"-Fanmagazin "Digedon" wird in der frisch erschienenen Ausgabe auf dem Umschlag auf die Mosapedia-Jahresgabe "Die Digedags in Paris" angespielt: Das Umschlagmotiv, das über Vorder- und Rückseite läuft, wurde (wie auch das "Paris"-Heft des Mosapedia e.V.) von Jan Suski gezeichnet. Im Text auf der Rückseite des "Digedon" Nummer 26 heißt es unter anderem: "Als unsere Digedags im Jahre 1867 von Paris aus unterwegs zu Kapitän Nemos Insel Lincoln waren, um ihm die Übersetzung einer uralten Hiroglyphentafel zu bringen - ständig gejagt von den beiden Agenten der britischen Krone Archibald und Reginald [...]"
    Im "Digedon" selbst geht es nicht um Verne, das Umschlagbild kann aber als Zwischenspiel zwischen "Die Digedags in Paris" und der 2026 geplanten Fortsetzung gesehen werden.

    In der aktuellen Ausgabe des "Baker Street Chronicle" der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft (Nummer 57, Sommer 2025) gibt es einen Artikel, der sich mit Jules Verne als möglicher Quelle für Conan Doyles Werke befasst. "Zwischen Pall Mall und Plateau: Einige werkgenetische Spekulationen zum OEuvre Arthur Conan Doyles" von Traian Suttles.

    Dabei geht es unter anderem um Parallelen zwischen Phileas Fogg und dem Reform Club zu Mycroft Holmes und dem Diogenes Club sowie Parallelen zwischen Professor Challanger und Professor Lidenbrock.

    Baker Street Chronicle Nr. 57 – Deutsche Sherlock-Holmes-Gesellschaft

    Und für einen geplanten Infopodcast können Fragen eingereicht werden. Ich zitiere mal aus dem Facebook-Post der Ohrenkneifer:

    "Liebe Freunde des fein ausgestalteten Schallspiels. Aus Anlass unserer demnächst anstehenden kommenden 2CD-Veröffentlichung "20.000 Meilen unter dem Meer" planen wir noch mal einen kleinen, lockeren, plauderigen Infopodcast zum Hörspiel und auch den aktuellen Projekten... keine große Sache vielleicht Spielzeit 10 - 12 Minuten wenn es hochkommt. - Was wir noch nie gemacht haben, wäre das Angebot an Euch, dazu gezielt Fragen einzureichen, die euch womöglich unter den Nägeln brennen. Ob zur Produktion oder zu konkreten Hörspielen was auch immer. Diese Fragen könnten wir also gleich mit beantworten - wie gesagt: falls es überhaupt solche geben sollte. Wer Interesse hat eine Frage einzureichen, möge sie bitte an die Kontakt-E-Mail unserer Homepage https://l.facebook.com/l.php?u=http%3…DcR68PVMXaQkWkg richten und dort könnt ihr auch vermerken, ob ihr mit vollem Namen oder nur mit Vornamen oder wie auch immer zitiert werden wollt. Wir sind gespannt, ob und falls ja was euch interessiert rund ums Thema Hörspiel oder zu den aktuellen Projekten wir freuen uns auf Euren Input."