Edgar Allan Poe (01) - Die Grube und das Pendel

  • Edgar Allan Poe (Folge 1) - Die Grube und das Pendel



    Hörspiel
    59:05 Minuten
    1 CD; Preis: Euro 7,95; ISBN 3-7857-1343-6
    1 MC; Preis: Euro 4,95, ISBN 3-7857-1342-8
    Lübbe Audio
    Eine STIL-Produktion


    Sprecher:
    Edgar Allan Poe - Ulrich Pleitgen
    Berenike - Viola Morlinghaus
    Dr. Tempelton - Till Hagen
    Abt - Joachim Kerzel
    Amontillado - Klaus Jepsen
    sowie: Michael Arnold, André Sander, Frank Briegel, Peter Groeger, Penny Shepherd und Heinz Rudolf Kunze


    Covertext:
    Der erste Name, der dem Mann ohne Identität und Gedächtnis einfällt, ist Edgar Allan Poe. Aus seinem Unterbewusstsein steigen schaurige Dinge auf. Plötzlich findet er sich in einem Kloster wieder. Was ist geschehen? Woher kommen die geheimnisvollen Seufzer im Klostergarten? Als das Brunnenwasser eines Nachts voller Blut ist, flieht er. Doch er verlässt das Kloster ausgerechnet um Mitternacht. Seine nächste Wahrnehmung sind eine Grube und ein Pendel...




    Kritik:


    Zum Inhalt:
    Die neue Hörspielserie um Geschichten von Edgar Allan Poe, die im Lübbe Audio Verlag mit vorerst vier Folgen erschienen ist, spielt in ihrer Handlung auf zwei Ebenen. Es gibt eine Rahmenhandlung, in der es um einen Mann mit Gedächtnisverlust geht, der sich Edgar Allan Poe nennt. Dieser Mann versucht mit Hilfe eines Arztes in einer Irrenanstalt, in die er vor zwei Jahren eingeliefert wurde, und mit Hilfe seiner Alpträume, die ihn immer wieder überfallen, das Geheimnis um seine eigene Identität zu lüften. Zugleich ist der träumende Poe in den einzelnen Hörspielen der Serie auch immer die Hauptperson einer in sich abgeschlossenen Geschichte, die in diese Rahmenhandlung eingebettet ist.
    Die Rahmenhandlung hat zwar direkt nichts mit den Geschichten von Edgar Allan Poe zu tun, die hier erzählt werden, verquickt aber geschickt die beiden Ebenen, mit denen die neue Serie gekonnt spielt:


    In Folge 1, 'Die Grube und das Pendel', träumt der seit einem Unfall im Irrenhaus einsitzende Poe von einem Mann, der eines Nachts aus einem Alptraum erwacht und sich in einem alten Kloster zur Zeit der napoleonischen Kriege wiederfindet. Genau wie er selbst leidet dieser Mann unter Identitätsverlust, und weiß nicht, wie oder wann er in das Kloster gelangt ist. Die Mönche im Kloster und Schwester Berenike, die er dort kennen lernt, erzählen ihm unterschiedliche Geschichten über seine Ankunft in den Klostermauern. Er ist verwirrt, erinnert sich aber weiterhin an nichts. Fakt ist, er fühlt sich krank, und der Bruder Abt versucht ihn zu überzeugen, noch eine Weile Gast des Klosters zu bleiben. Doch was hat es mit den schrecklichen Schreien auf sich, die er zu hören glaubt? Warum ist das Brunnenwasser eines Nachts blutrot? Und was hat es mit der verstümmelten Hand im Klostergarten auf sich? Durch all diese bedrohlichen Vorkommnisse alarmiert, versucht er aus dem Kloster zu fliehen, aber es ist zu spät, und plötzlich findet er sich in einem Realität gewordenen Alptraum wieder, der selbst seine allerschrecklichsten Nacht-Alpträume in den Schatten stellt...



    Was Lübbe Audio dem Hörer hier präsentiert, ist eine atmosphärisch unglaublich dichte Hörspielfassung der Geschichte von E. A. Poe, wie es sie in dieser Qualität bisher noch nicht zu hören gab: Die Produktion aus dem Hause STIL, das mit seinem Kreativduo Christian Hagitte und Simon Bertling schon viele ähnlich gute Hörspiele, vor allem einige Mankell-Roman-Umsetzungen (wie z.B. 'Der Mann, der lächelte') zustande gebracht hat, zeichnet auch in den Poe-Produktionen verantwortlich für Regie, Musik und Ton. Was Hagitte und Bertling hier für eine hervorragende Arbeit geleistet haben, ist schon bewundernswert, und das Dream-Team setzt den sehr guten Mankell-Produktionen mit dieser Serie noch eins drauf.
    Vor allem die Musik und die in Folge 1 perfekt gesetzten Geräusche werden zu einer Kulisse verwoben, die tief unter die Haut geht. Mit Hilfe von gregorianischen Chören, Orgelsequenzen und großer Orchestermusik wird eine Atmosphäre erschaffen, die gleichermaßen bedrohlich, unheimlich, bedrückend und düster ist und dem verstörenden Wahnsinn unglaublich nahe kommt, den Poes Geschichten so exzellent zu beschreiben wissen.


    Zu der tollen Musik kommen hervorragende Sprecherleistungen: Ulrich Pleitgen in seiner Rolle als erzählender Edgar Allan Poe und gleichzeitiger Hauptperson der Geschichte spielt meisterlich! Ebenso gut sind seine Mitstreiter(innen) Viola Morlinghaus als Schwester Berenike, Klaus Jepsen als Bruder Amontillado und Joachim Kerzel als Bruder Abt.
    Hier fällt keiner aus dem Rahmen, und so kommt es, dass einen die Atmosphäre von der ersten bis zur letzten Minute derartig gefangen nimmt, dass man - am Ende der CD angekommen - beinahe erleichtert, aber doch erstaunt dem hinten (!) angefügten Titellied 'Der weiße Rabe' von Heinz Rudolf Kunze lauscht, das sozusagen als Abspann den Übergang in die Realität erleichtert, die man während der vergangenen 59 Minuten völlig verloren glaubte... Ich bin und war zwar nie ein Fan der Musik von Kunze, aber das Lied passt hervorragend zur Serie, und spätestens seit Folge 2 habe ich mich - im positiven Sinne - daran gewöhnt. Es ist eine gute Idee, die Musik zur Serie einmal ans Ende zu setzen.


    Auf dem Cover findet sich eine düster wirkende Landschaftsfotografie, die sich mit den Fotos im Inneren und auf der Rückseite zu einer passenden, stimmungsvollen Fotoserie verbindet. Auch hier wird beklemmende Atmosphäre verbreitet. Selbst in der Schriftart, die auf dem Cover verwendet wird, setzt sich die verstörende Atmosphäre fort... klasse durchdacht!




    Fazit:


    Ein gelungener Auftakt zur neuen Serie um Geschichten von Edgar Allan Poe, die gekonnt mit zwei Handlungsebenen spielt. Hier stimmt alles, von der Story über die Sprecher bis zur Musik - endlich einmal eine atmosphärisch dichte Horror-Hörspiel-Serie mit Niveau für Erwachsene! :up: