Inger Nilssons neue Karriere: "Pippi" ist wieder da

Donnerstag, 17. August 2006
Inger Nilssons neue Karriere
"Pippi" ist wieder da

Bald ist es 40 Jahre her, dass Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf für eine Revolution in den Wohnzimmern sorgte. Zwischen 1968 und 1970 entstanden die "Pippi Langstrumpf"-Klassiker, die bis heute Generationen von Kindern fasziniert haben. Die Hauptdarstellerin, Inger Nilsson, damals zwischen zehn und zwölf, ist heute 47 Jahre alt und hat trotz vieler Gehversuche in der Schauspielerei nie richtig Fuß fassen können. Jetzt hat die Schwedin eine neue Chance. Das ZDF macht es möglich.

In zwei Krimis der neuen Krimireihe "Der Kommissar und das Meer", die nach Büchern der schwedischen Autorin Mari Jungstedt entstehen, spielt Nilsson eine Gerichtsmedizinerin an der Seite des Kommissars Robert Anders, dargestellt von Walter Sittler. Sollten die Krimis, produziert von der ZDF-Tochter Network Movie, beim Publikum einschlagen, hätte auch Inger Nilsson die Möglichkeit, sich dauerhaft in Deutschland und vor allem in ihrer Heimat Schweden im Fernsehen zu etablieren. Denn nach "Pippi Langstrumpf" folgten nur vier Filmrollen.

"Ich habe mit ein paar Regisseuren gesprochen, die mir ehrlich ins Gesicht gesagt haben, woran das liegt", sagt die blonde Frau, deren Gesichtszüge heute nur noch schwer erahnen lassen, dass sie einmal die Heldin vieler Kinderzimmer verkörperte. "Alle haben gemeint: Sie sind der Star unserer Kindheit, und dabei muss es bleiben." Also musste sie sich woanders nach Arbeit umsehen. In einem Stockholmer Krankenhaus arbeitet sie zeitweise als Sekretärin. Und in diesem Sommer spielte sie in einer Komödie in einem Freilufttheater.

Während sie am Rande der Dreharbeiten - in Hamburg musste sie in der Pathologie der Universitätsklinik Eppendorf spielen - in Deutschland unbehelligt durch die Straßen geht, ist sie in Schweden bekannt wie ein bunter Hund. "Wenn ich mit Freunden ausgehe, flüstern die mir immer zu, was die Leute über mich sagen: Oh, die ist aber groß geworden, und zugenommen hat sie auch, hört man da so. Sie reden über mich, ich höre nicht zu. Man gewöhnt sich daran, berühmt zu sein - das meine ich jetzt nicht aus Überheblichkeit, sondern die Routine stellt sich ein."

Vom Ruhm ist ihr kein finanzieller Vorteil geblieben: Sie bekam für ihre vier Filme Gage, wird aber nicht an Merchandisingumsätzen beteiligt oder an den vielen TV-Wiederholungen. Mit der Tochter von "Pippi Langstrumpf"-Erfinderin, Astrid Lindgren, pflegt sie regelmäßig Kontakt. Ihre Schauspielerkollegen, die 47-jährige Maria Persson (sie spielte das Mädchen Annika) und der 48-jährige Par Sundberg (er war Tommy) traf sie vor kurzem das erste Mal nach 28 Jahren wieder, und sie beschlossen: "Noch einmal 28 Jahre werden wir nicht warten."

Inger Nilsson selbst ist kinderlos und unverheiratet - dies wirkt ungewöhnlich, zumal sie Millionen von Kindern Freude bereitet hat. "Ich habe mit Maria und Par auch darüber geredet", sagt sie. "Aber eine Patentlösung hatten wir nicht. Eine Erklärung mag sein, dass ich zu lange gebraucht habe, mich von meinem Image zu lösen. Und die meisten Menschen haben in mir die Pippi gesehen."

Wenn die beiden ZDF-Filme im schwedischen TV ausgestrahlt werden, wird es zu einer besonderen Begegnung mit dem heimischen Publikum kommen: Da dort der Film nicht synchronisiert wird, wird die deutsche Fassung mit Untertiteln ausgestrahlt. Also wird auch Inger Nilssons nur in der deutschen Version zu hören und zu sehen sein.

Carsten Rave, dpa

http://www.n-tv.de/703909.html

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