Der Rechner im Bierkasten - Casemodding auf der IFA 2006

  • Die IFA 2006 stellt nicht nur technische Neuheiten vor: In diesem Jahr bekommen die Besucher der Messe auch Einblick in die kuriosen Seiten elektronischer Entwicklung. Zum ersten Mal trifft sich hier Deutschlands Elite im "Casemodding".


    Casemodding (abgeleitet von case modification) ist der Umbau von Computergehäusen - vom Hersteller oft in zurückhaltendem Grau geliefert - zu individuellen Kunstwerken. Äußerlich erinnern diese oft in keiner Weise mehr an einen Computer.


    Die Bastler flexen, feilen und hämmern an den Gehäusen ihrer Rechner und verzieren sie mit Kaltlichtkathoden, fluoreszierenden Kühlwasserschläuchen und Plexiglasverschalungen.


    Die gestalterischen Veränderungen reichen dabei von dekorierten Standard-Gehäusen bis hin zu fantasievoll gestalteten Eigenentwürfen, in die Rechnerkomponenten eingebaut wurden.


    Vom technisch anmutenden V8-Motor bis hin zum Alienkopf oder zur Kettensäge ist alles möglich. Auch bei den verwendeten Materialien oder im Gehäuse integrierten Gegenständen gibt es keine Begrenzung. So wurde beispielsweise ein Rechner in einen - leeren - Bierkasten eingebaut. Einzige Bedingung für das "Modden": Der Rechner muss auch nach dem Umbau noch voll funktionsfähig bleiben.


    Am Anfang war die Leuchtdiode


    Die Idee zum persönlich gestalteten Rechner entstand gegen Ende der Neunziger Jahre auf so genannten LAN-Parties - Großveranstaltungen, bei denen sich mehrere hundert Computerspieler treffen und ihre Rechner vernetzen, um gegeneinander zu spielen.


    Was damals mit durch Leuchtdioden zum Blinken gebrachten Gehäusen und Tastaturen begann, entwickelte sich zu einem sportlichen Wettbewerb, bei dem es darum geht, möglichst originell gestaltete Rechenmaschinen zu präsentieren.


    Viele der Konstrukteure fertigen vollständig neue Gehäuse, wobei nicht die eigentliche Leistungsfähigkeit des Rechners im Vordergrund steht, sondern sein möglichst individuelles Aussehen.


    Heute ist die Arbeit der Casemodder auf professionellem Niveau angelangt. Entwurf und Realisierung ihrer fantasievollen Bauwerke erfordern oft mehrere Monate intensiver Arbeit. Doch der Aufwand lohnt sich, denn wer die nötige Geduld und das Geschick aufbringt, kann mit seinem Rechner künftig vielleicht weltweit Aufsehen erregen.


    Die Wahl der Meister


    Auf der diesjährigen IFA werden erstmals einige der eindrucksvollsten Geräte zu sehen sein. In Halle 1.2 stellen 20 deutsche Casemodder ihre Geräte vor. Dabei haben die Besucher auch die Möglichkeit, über das innovativste Modell abzustimmen.


    Außerdem findet parallel die Meisterschaft in den Kategorien "Case Construction" und "Casemodding Juniors" statt. In der ersten Kategorie werden aus 25 Geräten die besten Gehäusekonstruktionen gewählt. Für die Teilnehmer gibt es keine Altersbeschränkung.


    In der zweiten Kategorie, den "Juniors", zeigen zehn Modder im Alter von zehn bis 15 Jahren, was sie aus ihren Rechnern gemacht haben. Als Juroren fungieren Experten der jährlich stattfindenden Deutschen Casemod Meisterschaften.


    Live dabei sein


    Wer will, kann den Künstlern auch direkt bei der Arbeit zuschauen. Dazu wird es täglich in Halle 1.2 Live-Modding-Shows geben. Rainer Wingender, Deutscher Casemod-Meister 2002 und Vizemeister 2003 und Alexander Siener werden jeden Tag einen Rechner modifizieren und ihre Arbeitsschritte live kommentieren. Wingender ist einer der weltbesten Casemodder, dessen legendärer Rechner in Form eines V8 Motors für Aufsehen sorgte. Natürlich haben die Besucher hierbei auch Gelegenheit, den Konstrukteuren Fragen zu stellen.


    Jörg Pitschmann, Technikexperte des rbb Fernseh-Magazins zibb


    Stand vom 28.8.2006
    Quelle: rbb-online.de