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Google stellt Tausende Bücher ins Netz
Von Holger Dambeck
Der Suchmaschinenbetreiber Google bietet seit heute Tausende Bücher als Pdf-Datei gratis im Netz an. Dabei handelt es sich um Werke, deren Urheberrecht abgelaufen ist. Das Älteste stammt aus dem Jahr 1560. Googles Büchersuche offenbart allerdings erstaunliche Schwächen.
Das ist der Traum Bibliophiler: Durch die berühmten Bibliotheken der Universitäten Oxford, Stanford oder Harvard wandeln und in Jahrhunderte alten Werken stöbern. In Büchern mit Frakturschrift, von denen es nur noch eine Handvoll Ausgaben weltweit gibt.
Google will diesen Traum wahr machen, auch wenn sich der Suchmaschinengigant dabei schon einigen Ärger mit Verlagen eingehandelt hat, die nicht wollen, dass Teile ihrer Werke über Googles Buchsuche abrufbar sind.
Juristischen Ärger gibt es freilich nur bei Werken jüngeren Datums. Bücher, deren Urheberrecht abgelaufen ist, können beliebig kopiert und auch online publiziert werden. Und die Bibliotheken der fünf Google-Partner University of Michigan, Harvard University, Stanford University, Oxford University, University of California sind voll gefüllt mit solchen Werken.
Nach US-Recht sind vor 1923 erschienenen Bücher frei, nach deutschem Urheberrecht muss der Autor mindestens 70 Jahre tot sein. Das abgelaufene Urheberrecht macht auch das von SPIEGEL ONLINE unterstützte Projekt Gutenberg möglich, das seit über zehn Jahren klassische Literatur kostenlos ins Internet stellt - darunter rund 1.800 vollständige Romane, Erzählungen, Novellen.
Google scannt schon seit Anfang 2005 täglich Tausende Buchseiten in den Partnerbibliotheken ein und wandelt sie in durchsuchbare Pdf-Dateien um. Seit heute können Surfer einen Teil dieser Buchschätze auf ihren Rechner herunterladen und ausdrucken.
Stefan Keuchel, Google-Deutschland-Sprecher, konnte die Zahl der ins Netz gestellten Bücher nicht beziffern; er sagte es handle sich um "Tausende". Um die frei zugänglichen Werke zu suchen, muss man die Option "Bücher mit Vollansicht" wählen. Eine Option für die gezielte Suche nach deutschsprachigen Büchern gibt es nicht. "Die könnte es irgendwann einmal geben", meinte Keuchel im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE, dazu gebe es jedoch keine konkreten Planungen.
Fraktur-Pdfs zum Download
Das älteste bislang von Google Books erfasste und veröffentlichte Buch stammt aus dem Jahr 1560: "The Firste Thre Bokes of the Most Chritiã Poet Marcellus Palingenius" von Marcello Palingenio Stellato. Das in Fraktur gesetzte Werk gehört der Harvard College Library. Witziges Detail: Google bietet in der kleinen Anzeige rechts vom Pdf dieses 450 Jahre alte Buch auch zum Kauf an: bei einem Online-Antiquariat (natürlich kein Treffer) und über die eigene Preisvergleichsseite Froogle (ebenfalls kein Treffer).
Auch eine Reihe deutschsprachiger Werke, die in einer der fünf Partner-Bibliotheken im Regal stehen, sind als Pdf abrufbar. Zum Beispiel mehr als 150 Jahre alte Werksausgaben von Goethe oder Schiller. Offenbar hat Google aber bisher vor allem Werke aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfasst - zumindest vom deutschen Nationaldichter Goethe sind keine nach 1860 erschienenen Bücher auffindbar.
Googles Suchfunktion offenbart erstaunliche Schwächen. Weil nur sehr wenige bibliografische Daten angezeigt werden, sind die Treffer wenig aussagekräftig. Beispiel Goethe: Die Suche führt zu 70.200 Seiten mit Treffern. Viele der Treffer heißen "Goethe's Werke...". Um welchen Band der Werkausgabe es sich dabei handelt (im konkreten Fall beispielsweise Band 8), kann der Surfer nur durch Blättern in der Pdf-Datei herausfinden. Das wird Bücherfans nicht überzeugen.
Verlage ebenfalls beteiligt
Das Bibliotheksprogramm, an dem neben fünf Universitäten auch die Public Library von New York teilnimmt, ist nur eine Säule von Google Books. Im sogenannten Partner- Programm arbeitet Google mit Buchverlagen zusammen, die ihre Bücher über die Google-Buchsuche auffindbar machen wollen.
"Wir arbeiten mit vielen deutschen Verlagen zusammen, zum Beispiel Springer und Langenscheidt", sagte Google-Sprecher Keuchel. "Die Verlage haben erkannt, dass es sich bei Google Books um eine kostenfreie Vertriebsplattform handelt."
Die hiesige Buchbranche hat sich jedoch nur zum Teil mit Googles Buchprojekt angefreundet. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels lässt derzeit eine eigene Volltextsuche entwickeln, die 2007 starten soll. Zur Frankfurter Buchmesse im Oktober soll die Pilotversion vorgestellt werden.
"Wir sind nicht gegen Google", sagte Claudia Paul, Sprecherin des Börsenvereins, im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE, "wir wollen mit Suchmaschinen zusammenarbeiten". Aber die Verlage wollten die Hoheit über die Rechte an den Büchern behalten. Ziel sei es, eine "im Sinne aller optimale Lösung" zu finden.
Die Datenbank von "Volltextsuche online" soll sämtliche deutschsprachigen Texte weltweit verfügbar machen und auch Schnittstellen für Suchmaschinenbetreiber bieten. Nach Angaben von Projektleiter Theodor Brüggemann sollen Standardsuchmaschinen nur Buchtexte oder Bestandteile davon zum Indizieren bekommen, die von den Verlagen dafür freigeben sind.
Buchsuchmaschinen dürften hingegen wohl den kompletten Inhalt von den Verlagen bekommen, sagte Brüggemann im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Allerdings müsse noch geklärt werden, wie viel des Buchinhalts der Surfer letztendlich zu sehen bekomme.
http://www.spiegel.de/netzwelt…tur/0,1518,434319,00.html
Ich weiß nicht, wie ich das sehen soll. Einseits: Wann kriegt man solche Stücke sonst einfach so zu sehen. Andererseits: Was machen die Präsenz-Bibliotheken, wenn keiner mehr hinkommt, weil ja alles online verfügbar ist?
Was zu meckern an dem Artikel hab ich auch. Das abgebildete Buch (das von 1560) ist keineswegs in Fraktur sondern in Kursiva gesetzt. Aber wir wollen ja nicht kleinlich sein.