===== | Phantastik-News | Freitag, 16.11.2007
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===== | Im Gespräch mit: Katja Brandis
Katja Brandis, 1970 geboren, begann schon als Kind zu schreiben. Von ihr
sind mittlerweile unter anderem die "Kampf um Daresh"-Trilogie und zwei
Bände der "Feuerblüte"-Trilogie erschienen, die ebenfalls in Daresh
angesiedelt ist. Nach der Geburt ihres Kindes hat sie ihrem großen Hobby,
dem Tauchen, ein wenig abschwören müssen,
hat aber umso mehr Zeit, sich dem Schreiben zu widmen. Gerade ist ihr
neuester "Daresh"-Roman, "Der Sucher", im Otherworld Verlag herausgekommen.
Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr hat mit der Autorin gesprochen.
CK: Hallo Katja, seit unserem letzten Gespräch, angesichts des Erscheinens
Deines ersten "Daresh"-Bandes, ist einige Zeit vergangen.
Neben diversen Sachbüchern unter Deinem wirklichen Namen hast Du bei
Ueberreuter der ersten "Daresh"-Trilogie eine zweite folgen lassen - der
dritte Band erscheint im Januar 2008. Dabei bist Du erstmals über die
Grenzen des Landes der vier Gilden herausgegangen. Was wolltest Du in der
zweiten Trilogie gegenüber den ersten Bänden anders machen, und warum?
KB: Vielleicht merkt man, dass ich mich seit der ersten Trilogie
weiterentwickelt habe - Autoren lernen nun mal per "learning by doing". Aber
ich habe mir nicht bewusst vorgenommen, in der zweiten Trilogie etwas anders
zu machen. Ich wollte einfach über Alena ke Tassos schreiben, sie hatte für
mich ein so starkes Charisma, dass mir buchstäblich keine Wahl blieb. Als
ich dann im Laufe des ersten Bandes gemerkt habe, dass mich der junge
Gildenlose Jorak - "Grenzgänger" nennen ihn die Halbmenschen - immer stärker
fasziniert, ist die Motivation hinzugekommen, seine Geschichte zu erzählen.
CK: Jeder der vier Gilden von Daresh hat ja ihre eigenen Überlieferungen,
ihre Geheimnisse und nicht zuletzt ihre eigene religiöse Überzeugung - geht
hier nicht Vieles auf ein gemeinsames Vermächtnis zurück?
KB: Ja, das stimmt. In "Feuerblüte" 3 werde ich das Geheimnis lüften, wie
Daresh entstanden ist und wie es dazu kam, dass sich die vier Gilden
entwickelt haben. Um meinen Lesern die Aha-Effekte nicht zu verderben,
verrate ich hier lieber nicht zuviel
CK: Als Besonderheit hast Du Deiner Welt nicht nur die vier Gilden sondern
auch die Halbmenschen beigegeben. Zwischenzeitlich haben wir schon einige
der interessanten Figuren kennen gelernt. Wird es in diese Richtung weitere
Erzählungen geben?
KB: Die Halbmenschen sind mir sehr sympathisch, deswegen hat "Der Sucher"
auch eine Katzenfrau als zweite Hauptfigur. Es war sehr spannend, mich in
Mi´raela - die Erzählerin der Parallelhandlung - hineinzudenken, die
Halbmenschen haben ja eine völlig andere Kultur und Denkweise. Ich finde, es
ist eine schöne Ironie: obwohl Mi´raela von ihren Herren für dumm gehalten
wird, ist sie eine der klügsten Figuren im "Sucher".
Ich arbeite zur Zeit an einer Story über Tjeris ersten Auftrag für den König
der Halbmenschen, es ist also quasi eine Fortsetzung des "Suchers". Dafür
habe ich als Erzähler der Parallelhandlung einen Krötenmenschen gewählt.
Diese Geschichte schreibe ich bisher nur zum Spaß, keine Ahnung, was mal
daraus wird. Ein Roman wohl eher nicht.
CK: Du reicherst Deine Jugendbücher immer auch mit durchaus ernsten Themen
an - da geht es um Gleichberechtigung, um Diskriminierung, im Verlust und
Trauer - das ist Dir wichtig?
KB: Ich habe eigentlich zwei Ziele. Einerseits sollen meine Bücher
unterhalten. Auf gar keinen Fall soll sich irgend jemand mit meinen Romanen
langweilen, wenn ich es irgendwie verhindern kann. Andererseits will ich
Geschichten erzählen, die intensiv sind, die etwas tief in dir anrühren.
Dazu braucht man starke Konflikte und Figuren; es ist unausweichlich, dass
dabei Themen wie die oben angesprochenen vorkommen. Eine bewusste Botschaft
habe ich nicht, ich greife eher auf, was mich gerade oder schon seit vielen
Jahren beschäftigt. Beispiel: Ein Thema, das in meinen Romanen und speziell
in der "Feuerblüte"-Trilogie immer wiederkehrt, ist das Thema Mut -
Zivilcourage - für die eigenen Überzeugungen einzutreten.
CK: Inwieweit musst Du gerade hier auf Deine Zielgruppe Rücksicht nehmen -
die Beschreibung eines siechenden Menschen kann ja sehr brutal sein?
KB: Beim "Sucher" habe ich mit dieser Frage monatelang gerungen. Ich musste
all das einbauen, was die Hauptfigur Tjeri in meinen anderen
"Daresh"-Romanen
bereits (wahrheitsgemäß!) über sich erzählt hatte. Das hieß, dass auch ein
paar heftige Szenen vorkommen mussten und zumindest ein Teil des Romans sehr
düster werden würde - war das für ein Buch, das wahrscheinlich viele
Jugendliche lesen würden, noch vertretbar? Wie ließ sich das überhaupt mit
der heiteren Grundstimmung vereinbaren, die untrennbar zum "Sucher" gehört
(Tjeri ist einfach ein fröhlicher Mensch)? Seltsamerweise habe ich das
Gefühl, dieser Spagat funktioniert ganz gut - und ohne ihn hätte das Buch
nicht die gleiche Tiefe bekommen. Nebenbei bemerkt: Wer meine Bücher kennt,
weiß, dass ich auf übermäßiges Blutvergießen und epische Kriegsszenen keinen
großen Wert lege.
CK: Während andere Autoren sich nach einer Trilogie anderen Welten und
Projekten widmen bleibst Du in Daresh - warum?
KB: Ich bleibe genau so lange da, wie ich das Gefühl habe, dass mich diese
Welt festhält und ich ihr noch eine neue, spannende Facette abgewinnen kann.
Damit ist es aber allmählich vorbei. Ich habe meine Fans bereits schonend
darauf vorbereitet, dass ich mich nach bald sieben Romanen von Daresh
verabschieden werde.
CK: Mit Deinem neuesten Roman "Der Sucher" hast Du Deinen Hausverlag für
Fantasy - Ueberreuter gewechselt, und bist zum umtriebigen Kleinverlag
Otherworld gegangen. Wie kam es zum neuen Verlag?
KB: Für mich war "Der Sucher" ein Experiment, ich habe ihn eigentlich nur
zum Spaß geschrieben und erst dann angeboten, als der Roman fertig war. Als
Profi macht man das normalerweise nicht, man besorgt sich mit Exposé
bewaffnet erst mal einen Vertrag. Tja, es kam, wie es kommen musste: bei
meinen bisherigen Verlagen habe ich gemerkt, dass sie der Text selbst nicht
interessierte, es ging nur um den Markt. Kleine Special-Interest-Verlage
haben den Vorteil, dass sie auf so etwas weniger Rücksicht nehmen müssen,
dort entscheiden noch die Verleger danach, was ihnen gefällt. Bei Otherworld
spürte ich echte Begeisterung für den Roman, ich glaube, dort ist er gut
aufgehoben.
CK: In wieweit hattest Du Einfluss auf die äußere Gestaltung des Buches? Ist
das nicht wichtig, dass der Autor hier ein Mitspracherecht bekommt?
KB: Bei mittleren und großen Verlagen geht das Mitspracherecht gegen Null.
Ueberreuter zum Beispiel hätte mir einen solchen kurzen, eher spröden
Buchtitel niemals durchgehen lassen, die Marketingabteilung hätte ihn zu
verhindern gewusst. Bei Otherworld war ich etwas stärker eingebunden.
CK: Fühlst Du Dich bei Otherworld wohl, und wie erfahren Deine Fans, dass es
einen neuen "Daresh"-Roman gibt - Ueberreuter hat die Regelfläche im
Buchhandel, die sich Otherworld erst noch erkämpfen muss, zumal Otherworld
bislang im Bereich Jugendbuch noch ein unbeschriebenes Blatt ist.
KB: Manche erfahren von dem neuen Buch sicher über meine Homepage, andere
über Online-Foren oder Fantasy-Magazine. Aber unterschätzen Sie Otherworld
nicht. Michael Krug und seine Kollegen arbeiten sehr professionell, ich
finde es beeindruckend, was sie schon erreicht haben. Freunde haben mir auch
schon berichtet, dass sie den "Sucher" in Buchhandlungen erspäht haben.
CK: Wird es weitere Werke bei Otherworld geben?
KB: Die Zukunft wird es zeigen!
CK: An was arbeitest Du gerade?
KB: Neben der zweiten Tjeri-Geschichte, die ich schon erwähnte, an einem
Abenteuerroman in der Tradition von DelfinTeam. Also etwas ganz anderem. Ich
lasse mir Zeit damit, eine neue Fantasywelt zu entwickeln, so etwas muss
reifen.
CK: Vielen Dank, dass Du Dir für uns Zeit genommen hast.
Carsten Kuhr Rezension zu "Der Sucher" von Katja Brandis ist hier zu finden:
www.phantastik-news.de/modules…s&rop=showcontent&id=1863
Die Homepage von Katja Brandis ist hier zu finden:
www.katja-brandis.de
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