Umweltbundesamt und EU kritisieren Autoindustrie

  • "Wer sich zu spät anpasst, gefährdet Arbeitsplätze"


    Das Umweltbundesamt hat die Drohung der Autoindustrie, EU-Klimaschutzmaßnahmen mit massivem Jobabbau zu quittieren, scharf kritisiert. Der Präsident der Behörde, Andreas Troge, warnte die Autoindustrie davor, die Einführung klimafreundlicher Technik zu verschlafen und auf diese Weise Arbeitsplätze zu gefährden. "Wer sich zu spät anpasst, gefährdet Arbeitsplätze", sagte Troge der "Neuen Presse" aus Hannover.


    Die Konzerne hätten über die Pläne der Europäischen Union, die eine gesetzliche Regelung anstrebt, von Anfang an Bescheid gewusst. "Statt auf immer mehr Leistung und größere Fahrzeuge zu setzen, hätte die Industrie seit langem vorhandene klimafreundliche Technik konsequent einsetzen sollen", meinte der Behördenchef. Alle Potenziale für sparsamere und klimafreundliche Fahrzeuge müssten genutzt werden, forderte Troge. Der durchschnittliche Flottenverbrauch in Deutschland zugelassener Fahrzeuge liege deutlich über dem EU-Durchschnitt.


    "Nicht den Kopf in den Sand stecken"


    Die EU-Kommission wies die Kritik der deutschen Autokonzerne zurück. Angesichts der globalen Erwärmung könne man "den Kopf nicht in den Sand stecken", erklärte ein Sprecher und fügte hinzu: "Arbeitsplätze gehen nicht verloren, wenn man sich rechtzeitig auf Veränderungen einstellt, sondern wenn man sich in rückwärts gewandter Weise dagegen sperrt."


    "Umweltvorgaben sind keine Bedrohung"


    Der Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer forderte die Autoindustrie auf, neue Umweltvorgaben als Chance für Innovation und nicht als Bedrohung zu verstehen. "Die Autobranche muss aufpassen, dass sie ihre Zukunft nicht verspielt", sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die deutschen Automobilunternehmen hätten schon den Dieselrußfilter verschlafen und dadurch nicht etwa Arbeitsplätze gesichert, sondern verloren.


    Drohbrief nach Brüssel


    Deutschlands Autobosse waren gestern auf Konfrontationskurs zu Brüssel gegangen. In einem Brief an die EU-Kommission warnten die Chefs der großen deutschen Autobauer vor einem drastischen Verlust von Arbeitsplätzen, sollte Brüssel einen scharfen Grenzwert für den CO2-Ausstoß vorschreiben. Es drohten "schwerste Verwerfungen in der Automobil- und Zulieferindustrie", heißt es nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" in dem Brief von Norbert Reithofer (BMW), Bernhard Mattes (Ford), Hans Demant (Opel), Martin Winterkorn (VW) und Dieter Zetsche (DaimlerChrysler). Eine Abwanderung zahlreicher Arbeitsplätze aus Deutschland und anderen Produktionsstandorten in Europa wäre die unmittelbare Folge, heißt es in dem Brief.


    Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen merkte dagegen an, dass Verantwortung für den Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg der Autobauer sehr wohl vereinbar seien. Ausländische Hersteller wie Toyota mit seinem Hybrid-Antrieb "machen uns vor, wie es gehen kann".


    Das Ziel: 120 Gramm CO2 pro Kilometer


    EU-Umweltkommissar Stavros Dimas will gesetzlich vorschreiben, dass von 2012 an die neu zugelassenen Autos in der EU einen Durchschnittswert von 120 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer erreichen. Eine freiwillige Selbstverpflichtung der Autobauer, 140 Gramm pro Kilometer bis 2008, droht zu scheitern. Noch liege der Wert bei knapp 160 Gramm, heißt es in dem Bericht.


    Stand: 29.01.2007 14:49 Uhr
    Quelle: [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6353752_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html]tagesschau.de[/URL]


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    Siehe auch hier: Glos gegen verbindliche Schadstoff-Grenzwerte


    Die Autoindustrie will doch gar nicht sparsame Autos bauen :imho:
    Und natürlich soll aus deren Sicht der Kunde schuld sein, nur was machen wenn nichts gutes sparsames angeboten wird oder wenn es angeboten wird teurer ist als eine Luxus Karosse.

  • Mit der Meinung bist du nicht allein. Besonders die dt. Autoindustrie mit ihren Alibi-Öko-Autos - die im Kleinwagenformat den Preis einer Limousine haben... :irre:
    Beim Autosuchen (für den Ernstfall) hab ich festgestellt, dass - was sparsamkeit angeht - in der Mittelklasse die von mir früher nie gemochten Franzosen vorn sind - noch vor den Japanern.