Das Hip-Hop-Duo Milli Vanilli muss seinen Grammy Award zurückgeben, den sie im Februar als Best New Artist des Jahres 1990 bekommen haben. Grund für die Aberkennung: Fab Morvan und Robert Pilatus haben in ihren Songs keinen Ton selbst gesungen. Gerüchte darüber gab es schon länger, auf einer Pressekonferenz am 14. November 1990 kommt dann die Wahrheit ans Licht: Der deutsche Milli-Vanilli-Macher und Produzent Frank Farian rechtfertigt sich so: „Ich habe noch nie so schlechte Sänger gehört. Sie wollten singen. Sie wollten Songs schreiben. Das ist alles aber nie passiert. Sie waren bis vier Uhr morgens in Diskotheken und schliefen den ganzen Tag.“ Die Aufregung um den Betrug versteht er deshalb auch überhaupt nicht: „Es wurde doch niemand betrogen!“ Fab Morvan und Robert Pilatus hatten als Milli Vanilli in den USA in ihrer kurzen Karriere zwischen 1989 und 1990 drei Nummer-1-Hits: „Baby Don't Forget My Number“, „Girl I'm Gonna Miss You“ und „Blame It On The Rain.
Nachdem die Mogelei bekannt geworden ist, veröffentlichen die drei echten Sänger unter dem Namen Real Milli Vanilli das Album „The Moment Of Truth“. Die Single „Keep On Running“ wird in Deutschland immerhin noch ein Top-10-Erfolg.
Am 19. November 1990, am Tag der Grammy-Aberkennung, ist Rob sauer und tief enttäuscht von Produzent Frank Farian: „Die letzten beiden Jahre waren ein Alptraum. Wir mussten jeden belügen. Wir sind echte Sänger, aber dieser irre Frank Farian hat uns nie erlaubt, uns selbst auszudrücken.“
Es ist das erste Mal in der 33jährigen Geschichte des bedeutendsten internationalen Musikpreises, das einem Preisträger die Würdigung aberkannt wird.