Theater: Nautilus im Gerümpellager

  • Kindertheater: Das Lakritz-Theater präsentiert „Kapitän Nemo“ und begeistert die jungen Premierenzuschauer

    DARMSTADT. Kapitän Nemo ist abgetaucht, wie er das so gerne tut. In der Unterwasserwelt ist er Herr der Dinge, das Meer ist für ihn „Bewegung und Liebe“. Die Liebe scheint er dabei ganz heftig zu vermissen in der realen Welt, und er zieht es daher vor, mit seinem Unterseeboot „Nautilus“ die Ozeane zu erkunden.
    In dem Kindertheaterstück „Kapitän Nemo“, das der italienische Autor und Kabarettist Ferruccio Cainero 1998 geschrieben hat, dreht sich alles um den Vater von Martha. Der fühlt sich vernachlässigt und spielt verrückt, um wenigstens so die Aufmerksamkeit seiner Tochter zu bekommen. Das Stück greift dabei auf Motive des Klassikers „20 000 Meilen unter dem Meer“ von Jules Verne zurück.


    Bei der Premiere durch das Darmstädter Lakritz-Theater am Sonntag im Mollerhaus öffnet sich mit dem blauen Plastikvorhang, der den Zuschauer schon einmal in die Meereswelt versetzt, der Blick auf ein Gerümpellager erster Güte. Marthas Vater (Andreas Konrad) hat sich in diesem Lager in einem Schrank mit Bullaugen und auf einer improvisierten Schiffsbrücke seine „Kajüte“ eingerichtet und ist jetzt also „Kapitän Nemo“. Martha versucht nun, ihn da wieder herauszuholen und spielt das Spiel zumindest zeitweise als Matrose mit. Doch jedes Mal, wenn sie dem alten Brummbär, den sie regelrecht um Redeerlaubnis bitten muss, sagt, dass sie doch seine Tochter sei, dreht er ab und betont, dass er sich von den Menschen losgesagt habe.


    Martha (Julia Schlipf) ist verzweifelt, will aber ihren Freund Michael (Björn Lehn) nicht in ihr Problem einweihen. Als dieser seiner Freundin auf die Spur kommt, ist er begeistert vom fantasievollen Spiel des Vaters, und mit seiner Hilfe gelingt es, dass „Kapitän Nemo“ seine Tochter wieder annimmt.


    Mit viel Einfallsreichtum haben Thomas Büttner und Herwig Tiederle das Gerümpellager aus Kisten, Koffern und Kleiderständern auf der Bühne in das eingebildete Unterwasserreich des Kapitäns umgewandelt. Geschickte Lichteffekte und Seifenblasen dienen zur Darstellung der Fischschwärme beim Unterwasserspaziergang, und auf einen Regenschirm geklebte Stoffarme stellen einen Riesenkraken da. Unter der Regie von Konrad Büttner liefern die drei Schauspieler eine lebendige Aufführung, die ständig zwischen Realität und Spiel im Spiel wechselt, und auch von den Improvisationen in unvorhergesehenen Situationen profitieren kann. Die vielen kleinen Zuschauer im Mollerhaus zeigten durch häufiges Lachen und Zwischenkommentare („Das ist doch kein Kugelfisch, das ist doch eine Weintraube“) ihre Begeisterung über das Stück.


    Termine


    Weitere Aufführungen im Darmstädter Mollerhaus sind 20.11. um 9, am 14. Dezember um 15 Uhr sowie am 15. Dezember um 20.30 Uhr. Kartentelefon: 06151 9507955.

    Susanne Döring
    20.11.2007


    http://www.echo-online.de/suedhessen/static/537242.htm


    Termin vom 15.12.2007