Schauspieler Richard Widmark ist tot

  • Hollywood-Bösewicht : Schauspieler Richard Widmark ist tot
    © ZEIT online, Tagesspiegel | 26.03.2008 23:50


    Der Schauspieler Richard Widmark war einer der ganz Großen, obwohl er nur über Umwege zum Schauspiel kam. Von Partys hielt er nichts. Für Widmark zählte nur seine Liebe zu seiner Frau und seine Leidenschaft für Pferde.


    Gleich in seiner ersten Filmrolle als sadistischer Mörder war Richard Widmark so gut, dass er über Nacht zu Hollywoods Bösewicht vom Dienst avancierte. Mit dem Thriller "Der Todeskuss" (1947), in dem er eine im Rollstuhl sitzende alte Dame die Treppe hinunterstieß, holte sich der damals 32-jährige Filmneuling prompt eine Oscar-Nominierung und wurde mit Rollenangeboten überhäuft. Er spielte den harten Kerl in klassischen Western und starke Charaktere in vielen großen Geschichten. Mit dem am Montag gestorbenen Darsteller hat Hollywood eine seiner letzten großen Leinwand-Legenden verloren. Widmark wurde 93 Jahre alt.


    Nach Angaben seiner Familie starb der Schauspieler in seinem Haus im US-Bundesstaat Connecticut, wo er seit Jahren zurückgezogen lebte, berichtete die Filmzeitschrift "Hollywood Reporter" am Mittwoch. Widmark spielte unter anderem in Filmen berühmter Regisseure wie Elia Kazan, John Ford, Stanley Kramer und Sidney Lumet.


    Widmark zählte zu der ersten Generation an Hollywood-Schauspielern


    Der "Todeskuss"-Ruhm legte ihn erst auf Fieslingrollen fest, doch mit Kazans Thriller "Unter Geheimbefehl" (1950) konnte Widmark als Polizeiarzt schließlich seine Wandlungsfähigkeit beweisen. Er selbst hielt Spencer Tracey für den größten Schauspieler aller Zeiten. Neben Stars wie Clark Gable, Henry Fonda und Cary Grant zählte Widmark selbst zu Hollywoods erster Garde.


    Weitere starke Auftritte hatte Widmark in dem Western "Der Garten des Bösen" (1954), "Das Urteil von Nürnberg" (1961), "Mord im Orient-Express" (1974) und 1987 in Volker Schlöndorffs Gesellschaftsdrama "Ein Aufstand alter Männer". 1991 stand der Held unzähliger Western und Kriegsfilme zum letzten Mal vor der Filmkamera - in dem Politthriller "Der Preis der Macht".


    Der Nachfahre schwedischer Bauern und Sohn eines kleinen Händlers aus dem US-Staat Minnesota war neben einem Sprach- und Politikstudium zunächst als Hobby-Schauspieler auf kleinen Bühnen aufgetreten. Er verdiente sein Geld als Sprecher von Radio-Rollen, bevor ihm der Sprung nach Hollywood gelang. Dort hielt sich der Star auch nach seinen Erfolgen vom Party-Leben gewöhnlich fern. "Egal wie berühmt ein Schauspieler ist. Man kann sich immer aus dem Rampenlicht raushalten und ein normales Leben führen", versicherte der publicityscheue Widmark einmal in einem seiner seltenen Interviews.


    Kontakt zum Publikum, vor allem über Fernseh-Talkshows als Promotion für Stars Teil der Alltagsroutine, lehnte er ab: "Wer etwas von mir will, kann mich auf meiner Farm besuchen, vorausgesetzt, er bringt ein Rollenangebot mit." Er könnte einfach nicht verstehen, wie Prominente über ihr Privatleben in Talkshows auspacken würden.


    "Ich habe nur meine Frau geliebt"
    In den 60er Jahren fiel der überzeugte Demokrat und erbitterte Vietnamkrieg-Gegner durch politisches Engagement auf. Privat war er ein Pferdenarr, der mit seiner Familie auf Ländereien in Kalifornien und an der Ostküste lebte. Widmarks erste Ehe mit der Drehbuchautorin Jean Hazlewood endete erst nach 55 Jahren mit dem Tod der Gattin. Er habe nie mit seinen weiblichen Co-Stars geflirtet, sagte Widmark einmal über die Versuchungen in Hollywood. "Ich habe nur meine Frau geliebt". 84-Jährig heiratete er 1999 die Schauspielerin Susan Blanchard, die Ex-Frau der verstorbenen Hollywood-Legende Henry Fonda.


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