Fernando Alonso greift nun an

  • Der Herausforderer
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    Seine Visitenkarte hat der jüngste Grand-Prix-Sieger der Geschichte schon abgegeben. Der 22-jährige Spanier Fernando Alonso sagt den drei großen Teams den Kampf an. Ist der blau-gelbe Renault R24 titelreif?
    Shootingstar: Renault-Pilot Fernando Alonso.
    Bei der Ferrari-Präsentation Ende Januar schloss jeder der "Ferraristi", von Präsident Luca di Montezemolo über Michael Schumacher, Rubens Barrichello bis zu Ross Brawn und Rory Byrne, seine Ansprache mit dem Glückwunsch: "Viva Ferrari!" Als Renault drei Tage später im malerischen, wunderschönen "Teatro maximo" von Palermo der Formel-1-Welt zum ersten Mal die neue blau-gelbe Rakete R24 zeigte, gab es einen einheitlichen, flammenden Appell - und den hatte jeder Beteiligte, vom charismatischen Flavio Briatore über die Starpiloten Fernando Alonso und Jarno Trulli bis zum Testfahrer Franck Montagny, auf den Lippen: "Ready!"


    Renault ist bereit für den Kampf gegen das Spitzentrio und kann den WM-Auftakt am Sonntag in Melbourne kaum erwarten!


    Premieren-Bilder als Symbole: Renault attackiert 2004 die drei Großen im Formel-1-Zirkus, will aus dem ewigen Dreikampf Ferrari-BMW-Williams-McLaren-Mercedes über die saisonumspannenden 18 WM-Rennen einen echten Vierkampf machen. "Einen Platz in der Konstrukteurs-WM gewinnen", hat Renault-F1-Präsident Patrick Faure als Befehl ausgegeben. Und charmant lächelnd hinzugefügt: "Mindestens einen . . . Außerdem streben wir diese Saison in jedem Rennen einen Platz auf dem Podium an." Und die Weltmeisterschaft? "Um den Titel kämpfen wollen wir dann 2005!"


    Den Wechsel vom einstigen Motor mit 111 Grad Zylinderwinkel zum jetzigen V10 mit 72 Grad Öffnungswinkel hat Renault überraschend schnell und problemlos geschafft. Hatte nicht die Konkurrenz vermutet, der neue Motor werde erst bis zum Imola-Grand-Prix fertig sein? Aber in den beiden Renault-Kompetenzzentren Viry-Chatillon und Enstone wurde offenbar parallel gezaubert. Zehn Triebwerke waren schon zum Zeitpunkt der Teamvorstellung fertig, mehrere Longruns - Simulationen eines Grand-Prix-Wochenendes, an dem die Motoren statt 400 km jetzt 700 bis 800 km halten müssen - auf dem Motorprüfstand erfolgreich absolviert.


    "Auf unseren Prüfständen simulieren wir seit vorigem Jahr nicht mehr die alte Hockenheimstrecke", verrät Entwicklungschef Pat Symonds, "sondern den Kurs von Spa in den belgischen Ardennen. Dort werden die Motoren am härtesten beansprucht."


    Bernard Dudot, der vor bald 20 Jahren mit der pneumatischen Ventilsteuerung für Ayrton Senna & Co. wirklich Renngeschichte geschrieben hat, ist das Herz und Hirn des neuen Motors. Er verrät fair und offen Details, die von den Motorenkonstrukteuren anderer Teams ängstlich gehütet werden: "Leistung haben wir durch den Wechsel von 111 zu 72 Grad und durch das neue Reglement nicht verloren. Die PS sind in etwa gleich geblieben, aber die Kurve hat sich verändert: deutlich mehr Leistung bei geringeren Geschwindigkeiten in langsameren Kurven - aber grundsätzlich ein wenig mehr PS überall! Die Drehzahl ist etwa die gleiche wie schon 2003." Fest steht bereits: Dieses Jahr gibt es noch zwei Entwicklungssprünge, werden zwei Ausbaustufen des Motors eingesetzt - wahrscheinlich ab Montreal (13. Juni) und eine weitere ab Monza (12. September).


    Rein fahrerisch ist Renault frei von Sorgen. Jarno Trulli (29) und Supertalent Fernando Alonso (22) verstehen und ergänzen sich einander prächtig - Stallkrieg ist bei Renault ein Fremdwort. "Fernando und ich haben keine Geheimnisse voreinander. Wir funken auf gleicher Wellenlänge." Trulli (111 GP, kein Sieg) hat sich auch als Fahrer weiterentwickelt: "Ich bin schnell wie immer. Und meine Erfahrung sagt mir, dass ich mit jeder Situation fertig werde."


    Auch mit Senkrechtstarter Alonso (32 GP)? Der hat Michael Schumacher bei seinem Sieg in Ungarn glatt überrundet und bei der Wahl zum spanischen Sportler des Jahres Tennisstar Juan Carlo Ferrero und Real Madrids Fußballliebling Raul geschlagen. Vor einem Jahr noch hatten die Formel-1-Piloten bei ihrer geheimen Abstimmung (jeder musste zwei Namen aufschreiben) den Italiener Giancarlo Fisichella, früher auch ein Renault- Schützling, zum "Fahrer der Fahrer" gekürt. Und wem gebührt dieser Ehrentitel für 2003, ehe in Melbourne der Start zur neuen Saison erfolgt? "Ich würde auf jeden Fall Michael Schumacher und Alonso wählen", verrät Fisichella.


    Alonso ist keiner, der sich auf seinem Lorbeer ausruht: "Sobald 2003 das letzte Rennen vorbei war, habe ich mich schon gefragt: Was kann das neue Auto? Ich war deshalb oft in Enstone und habe viel mit allen Ingenieuren gesprochen. Jetzt habe ich ein schnelles, leicht zu fahrendes Auto, das auch leicht abzustimmen ist. Vielleicht muss ich noch ein bisschen sensibler für das Fahrzeug werden", hat sich Alonso vorgenommen, "und mich von den Ergebnissen her gegenüber dem Vorjahr immer steigern." 2003 in Malaysia avancierte Alonso zum jüngsten Pole-Position-Fahrer, fünf Monate später sogar zum jüngsten Grand-Prix-Sieger der Formel-1-Geschichte. Genau 22 Jahre und 27 Tage alt war er, als er auf dem Hungaroring zum ersten Mal gewann. Budapest war kein Zufall - "und 2005 wollen wir um den WM-Titel mitfahren!"
    Quelle: www.kicker.de