Frustrierte eBay-Mitarbeiter mucken auf

  • Frustrierte eBay-Mitarbeiter mucken auf


    eBays schöne bunte Auktionswelt kriegt neue Kratzer. Bekommen die Mitarbeiter etwa regelmäßig eine Gehirnwäsche, wie einige Insider behaupten? Und schaut ihnen ein strenger "Big Brother" permanent über die Schulter? eBay spielt den anonymen Protest von Angestellten herunter.


    eBay-Firmensitz bei Potsdam: "Frustmaschine"
    Negative Schlagzeilen machte das Internet-Auktionshaus eBay bislang vor allem mit Betrügereien. Da wurden Dutzende Laptops verkauft, aber nie geliefert, eBay-Accounts gehackt oder fingierte Treuhanddienste gestartet, um unerfahrene eBayer abzuzocken.


    Jetzt droht der deutschen eBay-Niederlassung neues Ungemach - und zwar von den eigenen Mitarbeitern. Offenbar schon seit Monaten rumort es unter den rund 400 Angestellten, die im Gewerbepark Dreilinden nahe Potsdam Millionen Kunden aus Deutschland und sechs anderen europäischen Ländern betreuen.


    Anonym bezeichnen Mitarbeiter ihren Brötchengeber schon mal als "Frustmaschine". Ein Anrufer bei SPIEGEL ONLINE, der angab, im Namen von Angestellten zu handeln und seinen Namen nicht nennen wollte, berichtete von einem miesen Arbeitsklima und einer hohen Fluktuation. Nach seiner Aussage herrschen bei eBay strenge Hierarchien: "Kaum jemand macht noch den Mund auf. Kritik wird sehr hart geahndet."


    Vor einer Woche starteten verärgerte eBay-Angestellte eine Internetumfrage, um die Stimmung unter den Kollegen auszuloten. Aus Angst vor Repressalien gingen sie dabei anonym vor. Gefragt wurde unter anderem nach der Arbeitsatmosphäre, der Zufriedenheit mit der Bezahlung und den Arbeitszeiten. Hinweise auf die Umfrage verteilten unbeteiligte Dritte im Linienbus, den viele eBay-Mitarbeiter auf der Fahrt zur Arbeit nutzen.


    eBay-Sprecher Chopurian: "Wir haben keine gemeinsamen Tai-Chi-Übungen"
    Zudem wurden sechs eBay-Auktionen gestartet, deren Auktionsbeschreibung eine Aufforderung zur Teilnahme an der Umfrage auf der Seite www.epay.tv enthielt. Diese Auktionen verschwanden binnen weniger Stunden von den eBay-Servern. eBay sperrte außerdem den Zugang zu epay.tv innerhalb des Firmennetzes, so dass die Umfrage vom Arbeitsplatz aus nicht mehr aufrufbar war.


    eBay-Sprecher Nerses Chopurian spielte die Bedeutung des Protests herunter. "Wir gehen davon aus, dass das eine Aktion von einzelnen Mitarbeitern ist, die frustriert sind", sagte er gegenüber SPIEGEL ONLINE. So etwas komme vor, es sei jedoch eine ungewöhnliche Art, sich anonym zu äußern.


    Der Unmut der Mitarbeiter entzündet sich vor allem an der Software "Activity Manager", die die Angestellten bei ihrer Arbeit überwacht. Das Programm dokumentiert minutiös, was die Kundenbetreuer den ganzen Tag über so treiben. Alle Aktivitäten vom Telefonieren, Chatten, Mailen bis zu persönlichen Gesprächen mit Kollegen werden darin erfasst. Wer aufs Klo will, muss sich über den Computer abmelden.



    Nach den vorliegenden Ergebnissen fühlen sich 60 bis 70 Prozent der 160 Umfrage-Teilnehmer stark überwacht. eBay-Sprecher Chopurian verteidigte den Einsatz der Software: "Es geht hier um ein Call-Center, in dem leistungsbezogen bezahlt wird. Wir messen die Kundenzufriedenheit und auch quantitative Elemente wie die Zahl beantworteter Anrufe und E-Mails."


    In der Umfrage hatten außerdem 65 Prozent der Teilnehmer angegeben, sie glaubten, dass sich manche Mitarbeiter von der starken Firmenkultur beeinflussen ließen. Das eBay-Innenleben erinnert an längst verflossene Dot-Com-Zeiten: Das "Du" ist obligatorisch, Mittagessen und Getränke sind umsonst. Stress kann man im firmeneigenen Fitness-Center abbauen.


    Von "eBay-Brainwash" und "propagandamäßiger Arbeitsatmosphäre", wie Kritiker die Firmenkultur bezeichneten, will Firmensprecher Chopurian nichts wissen. "Wir haben morgens keine gemeinsamen Tai-Chi-Übungen", erklärte er. Die eBay-Unternehmensgrundsätze, etwa "Wir glauben, dass die Menschen grundsätzlich gut sind" oder "Wir glauben, dass ein ehrliches, offenes Umfeld das Beste im Menschen hervorbringt", erhalte jeder Mitarbeiter bei seiner Einstellung. "Man mag sie belächeln, aber diese Dinge haben uns groß gemacht", betonte der eBay-Sprecher.


    Die Umfragemacher verteidigen ihr anonymes Auftreten mit einem Prozess gegen ein Betriebsratsmitglied, der am Freitag vor dem Arbeitsgericht Potsdam stattfindet. Man könne die Identität nicht preisgeben. "Wir würden sonst unsere Jobs verlieren."




    Die betroffene Angestellte hatte im vergangenen Jahr gegenüber der Berliner Tageszeitung taz über die Arbeitsbedingungen bei eBay geplaudert. Für Firmensprecher Chopurian ein schlimmes Vergehen: "Wir haben als börsennotiertes Unternehmen einen Firmengrundsatz: Medienanfragen sind durch unsere Medienvertreter zu beantworten". Was die Dame getan habe, sei weder mit dem Unternehmen noch mit dem Betriebsrat abgesprochen gewesen.


    eBay-Mitarbeiter, die an der anonymen Umfrage teilgenommen haben, drohen nach Chopurians Aussage "keinerlei Repressalien". Die Umfragemacher sehen ihre Aktion als Erfolg. Die Ergebnisse werfen kein gutes Licht auf die Politik des Unternehmens gegenüber seinen Mitarbeitern, hieß es. "Hier besteht dringender Handlungsbedarf", schreiben die anonymen Verfasser weiter.


    Quelle: www.spiegel.de

  • Bei den Methoden leistet man sich besser keinen Durchfall am Arbeitsplatz :lol: - hört sich wirklich nicht gut an, und wenn die schon zu solchen Mitteln greifen wie anonyme Umfagen im Internet, dann steht's bestimmt nicht gut um die Atmosphäre am Arbeitsplatz!

  • Zitat

    Original von Clavelina
    Bei den Methoden leistet man sich besser keinen Durchfall am Arbeitsplatz :lol: - hört sich wirklich nicht gut an, und wenn die schon zu solchen Mitteln greifen wie anonyme Umfagen im Internet, dann steht's bestimmt nicht gut um die Atmosphäre am Arbeitsplatz!


    Es ist schon fürchterlich was man heute so mitmachen muß als Angestellte. Ich würde mir da echt schwer tun, und wäre wahrscheinlich nicht mehr dafür geeignet.

  • Naja, ganz so schlimm ist es ja zum Glück noch nicht überall - aber die Tendenzen gehen tatsächlich an vielen Stellen in die Richtung. Mit solchen Methoden käme ich allerdings auch nicht klar - gewisse Freiheiten müssen schon sein im Gegenzug dafür, daß man sich zum Teil unentgeltlich den Ar... abarbeitet (Überstundenbezahlung bekommt immer mehr Seltenheitswert)