Die Entführung und Ermordung des Hanns-Martin Schleyer

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    Inhalt - Verlagstext:
    "Deutschland, Herbst 1977: Die Rote Armee Fraktion (RAF) entführt den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer und tötet seine Begleiter. Man will die im Gefängnis einsitzende Terroristengruppe um Andreas Baader und Gudrun Ensslin freipressen. Nach über 40 Tagen endet die Entführung mit der Ermordung Hanns-Martin Schleyers. Peter-Jürgen Boock, einer der maßgeblich beteiligten RAF-Mitglieder, gehört in den ersten drei Wochen der Entführung zu den Bewachern Schleyers. Erstmalig unternimmt Boock nun den Versuch, in einer dokumentarisch- fiktiven Montage darzustellen, was sich zwischen den Geiselnehmern und dem Entführungsopfer ereignete, wie die Gespräche verliefen. Diese Innensicht zeigt, dass Hanns-Martin Schleyer seinen Entführern argumentativ deutlich überlegen war. Boock kommt deshalb rückblickend zu dem Schluss: Die RAF ist nicht nur an der harten Haltung der Regierung Schmidt, sondern auch an der Person Hanns-Martin Schleyers gescheitert.


    Kritik:
    Wie kann Jemand, der politisch so unbedarft ist, wie ich, es sich anmaßen über diese Autorenlesung bzw. ihre politischen Implikationen zu urteilen? Nun, ich könnte es mir einfach machen und die Bewertung und Kritik allein auf Formalien beschränken und hierüber den Versuch starten, eine pragmatisch-objektivierte Rezension abzuliefern. Fokussiert allein auf Sprecherleistung, inhaltliche Kohärenz und Art und Weise der Präsentation.


    Ich werde dies nicht tun. Denn dies käme der Negierung der offenkundigen (politischen) Bedeutung dieses (Hör-)Dokumentes gleich und würde dem Hörbuch in keinster Weise Rechnung tragen.


    In diesem Sinne nachfolgend meine Bewertung:
    Das Hörbuch bietet mit einer Lauflänge von 2 CDs leider nur einen Ausschnitt dessen, was der Ex-RAF Terrorist Boock in seinem immerhin 208 Seiten umfassenden Buch wiedergibt. Dennoch reicht das, was dem Hörer hier "geboten" wird durchaus aus, um sich einen Einblick über die Gemütsverfassung Boocks zur Zeit der Schleyerentführung zu verschaffen und die Stimmung und Atmosphäre wiederzugeben, die das Zusammenleben von Schleyer und seinen Entführern bis zur Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten bestimmt hat.


    Die hier im Hörbuch von Boock präsentierten zwar nicht authentisch wörtlich so mit Schleyer geführten aber den Inhalt wiedergebenden Gespräche dokumentieren nachhaltig die radikal-politische blinde Agitation der RAF. Boock liefert damit ein beeindruckendes, da sehr ehrliches Eingeständnis der politischen Verblendung dieser Terrororganisation. Er entlarvt die durch die Schreckenstaten der RAF mit Nachdruck postulierten politischen Forderungen als ideologische Phantastereien einer extremistischen, lebensfernen, weltfremden Organisation. Er identifiziert die Schleyerentführung als Beginn des Niedergangs der RAF.


    Was mich wirklich bewegt hat, ist das persönliche Schicksal, das hinter dem Politikum der Schleyerentführung steckt. Da diskutieren die Linken Entführer durchaus spannend und intellektuell ansprechend mit dem mächtigsten Vertreter der Arbeitgeberseite sozial- und gesellschaftspolitische Themen. Da werden Wortgefechte rhetorisch ausgetragen und sachliche Argumente ausgetauscht. Fast, wie in einer hochkarätigen politischen Diskussionsrunde. Da wird beschrieben, wie Schleyer sich argumentativ durchsetzt und seine Meinung und Position vertritt, wie er seine Bewacher mit Sachargumenten in die Knie zwingt.
    ...
    So weit so schlecht. Denn trotz dieser höchst zivilisiert ablaufenden Diskussionen wird Schleyer von seinen Peinigern letztenendes doch hingerichtet. Und genau an dieser Stelle holt den Zuhörer die unglaubliche Idiotie der von Boock beschrieben Szenerie wieder ein, wird das Ereignis zu genau dem, was es letztenendes vom Grundsatz her ist: Ein feiger, gemeiner, hinterhältiger Mord, der durch Nichts und von Niemandem in irgendeiner Form gerechtfertigt werden kann.


    Alle geführten Gespräche werden durch diese Tat ad absurdum geführt. Jedes von den Entführern in den Diskussionen mit Schleyer ins Feld geworfene, nachvollziehbare Argument verblasst.


    Politischer Extremismus, das zeigt Boock eindrucksvoll auf, ist farb- und ideologielos, da die Wahl der kämpferischen Mittel zum Zweck der gewaltbehafteten Durchsetzung vermeintlich gesellschaftsverbessernder Ziele zwangsläufig gleich sind und qua definitionem im Resultat immer gesellschaftsentfremdend wirken.


    Fazit:
    Wer mit dem Thema Linksextremismus der 7oziger Jahre etwas anfangen kann, der wird dieses Hörbuch mit Interesse hören. Das Hörbuch ist fragmentarisch und beleuchtet höchst subjektiv aus der Retrospektive eines Ex-Terroristen das Ereignis der Entführung des ehemaligen Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer. Die Wirkung auf mich ist dabei erschreckend. Denn die hinter der Agitation der RAF zu erkennenden Motive und Leitgedanken für extremistisches Handeln haben für mich auch heute noch nichts an Relevanz verloren. Insbesondere vor dem Hintergrund eines unter der verschönernden Begrifflichkeit "Reformen" versteckten massiven Sozialabbaus zu Gunsten einer sich penetrant konsolidierenden, immer reicher werdenden Wirtschaft....


    Die Originalrezension gibt es hier:
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    Alle Hörbucher Reportage Doku in der Übersicht gibt es hier:
    http://www.hoerspiel-rezension…/content.php&contentid=94

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