Der Dichter der Technik: Zum 100. Todestag von Jules Verne
Heute vor 100 Jahren starb der französische Schriftsteller Jules Verne. Mit einer Gesamtauflage von mehreren Millionen ist Verne vor Balzac, Sartre und Uderzo/Goscinny der meistverkaufte und meistübersetzte französische Autor. In seinen Abenteuerromanen hat Verne die bemannte Raumfahrt vorweggenommen, das U-Boot populär gemacht und die Debatte um künstliche Welten aufgelegt. Bekannte Wissenschaftler wie der Raketenpionier Wernher von Braun geben an, durch das Schmökern von Verne zu ihrem Beruf gekommen zu sein. Zu den Autoren, die Verne beeinflusste, gehören Marcel Proust, Thomas Mann und Malcolm Lowry.
Da Jules Verne zahlreiche Technologien vorausahnte, gilt er als einer der Väter des Science-Fiction-Genres. Zu den weniger bekannten Vorwegnahmen gehört seine Beschreibung des Fernsehens im Roman "Das Karpatenschloss".
Auch die Darstellung eines weltumspannenden Fax-Kommunikationsnetzes ist bei Jules Verne in dem Roman "Paris im 20. Jahrhundert" zu finden. Das Buch wurde allerdings erst 1994 veröffentlicht, nachdem dieser Roman dem Jugendbuchverleger Hetzel als zu pessimistisch erschien. Heute gilt sein Paris-Buch als Vorläufer der Cyberpunk-Romane von Neal Stephenson oder des düsteren Filmes Brazil von Terry Gilliam. In "Paris" wird das Leben des Poeten Michel Dufrenoy beschrieben, der mit 16 einen Preis für ein Gedicht gewinnt und danach in der "Akademischen Kreditanstalt" arbeiten muss, die das gesamte kulturelle Leben kontrolliert und "harmonisiert". Dort versagt er bei der Aufgabe, die "Maschine Nr. 4" zu bedienen, die alle geschriebenen Texte überwachen soll.
Ob Jules Verne mit dieser Maschine auch den Computer vorhergesehen hat, ist bis heute Gegenstand erhitzter Debatten. In der FAZ würdigt Dietmar Dath den Eroberer: "Jules Verne schrieb oft über eine Zeit, in der die Menschen mehr können würden als zu seiner eigenen. Wir sollten ihn im Wissen lesen, dass wir heute weniger können als seine ersten Leser."
