Jules Verne mit Schere und Klebstoff

  • Alberto Savinios Essay „Jules Verne“
    © Die Berliner Literaturkritik, 24.06.05


    BERLIN (BLK) -- Die Beschreibung des hemdsüchtigen Jules Verne dient Alberto Savinio als Einleitung für seinen Essay „Jules Verne“, in dem er einen schrägen Blick auf den Erfolgsschriftsteller wirft. Die „FAZ“ urteilt positiv.


    Der erstmals 1942 erschienene Text sei nun auf Deutsch erschienen, berichtet der Kritiker. Pierre Roy, ein Neffe von Jules Verne habe Savinio, der als Schriftsteller, Maler und Komponist tätig gewesen sei, zu „so manchem“ biographischen Detail verholfen. Savinio berichte von der Liebe Jules Vernes zum Meer, seinem Boot und seinem Lieblingshemd. Aber auch die Beziehung zu seiner Frau werde durchleuchtet. Der Autor bringe so viele Anekdoten ein und werfe ein ungewohnt schräges Licht auf Verne. Savinio kenne die Ambivalenz aller Kunst. „Er weiß etwa, daß ein kraftvoller Künstler auch den notwendigen Block Dummheit braucht, der dasselbe ist wie der Ballast für ein Schiff.“, meint der „FAZ“-Rezensent. Es sei alles zwei- und mehrschneidig in diesem „blitzenden“ Essay, „der weder mit surrealen Bildern noch Kalauern spart.“


    Der Text sei „natürlich“ eine Abrechnung mit dem 19. Jahrhundert, „mit seinen Denkmälern und Hemdkrägen.“ Es sei aber eben nicht nur eine Abrechnung, sondern zeige auch, so der Kritiker, um wie viel mehr Verne und das 19. Jahrhundert inspirieren könnten, wenn man ihnen groteske Abgründe zugestehe. (lüd/nau)


    Literaturangaben:
    SAVINIO, ALBERTO: Jules Verne. Übersetzt aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Mit einem Nachwort und Anmerkungen von Richard Schroetter. Friedenauer Presse, Berlin 2005. 32 S., 9,50 €.


    http://www.berlinerliteraturkritik.de/index.cfm?id=9513