Kleiner Krimi um die Geister

  • Theaterverein Priester mit Jules Verne zu Gast - Böse Überraschung vergangenes Jahr
    von Brigitte Mittelsdorf, 02.09.05, 19:18h, aktualisiert 02.09.05, 20:40h

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    Wolfen/MZ. Die Geschichte kennt wohl jeder: Phileas Fogg geht im Jahre 1872 mit seinen gut betuchten Freunden eines Londoner Männerclubs eine Wette ein. In 80 Tagen will er die Welt umrunden. Der spannende Roman von Jules Verne bietet die Grundlage für ein Musical, das der Theaterverein Priester auf die Bühne des Wolfener Kulturhauses bringen wird, und dies am 24. September um 18 Uhr. Musiktheater für die ganze Familie in der Regie von Christoph Zwiener, der auch die Musik dazu komponierte (die MZ berichtete).


    Der Titel des Musicals: "Jules Vernes Reise um die Welt" - "den haben wir beim Patentamt schützen lassen", sagt Dietmar Joost, der alle organisatorischen Fäden im Verein zusammenhält. Und wer nun glaubt, dass so etwas leicht übertrieben ist, muss sich eines Besseren belehren lassen. Die Theaterleute aus Priester erlebten 2004 eine böse Überraschung.


    Seit 1998 waren sie mit den "Geistern der Weihnacht" nach Charles Dickens durch die Lande getourt und auch in Bitterfeld und Wolfen zu Gast gewesen, 1999 sogar in Amerika. Und dann, kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr, ein Fax aus Bayern. "Ich stand gerade vor dem Gerät und dachte: Oh, vielleicht ein Engagement." Aber was Dietmar Joost dann lesen musste, war eine achtseitige Klageschrift von einer anderen Bühne, die ihr Stück "Vom Geist der Weihnacht" hatte rechtlich schützen lassen.


    "Wir sollten eine Unterlassungserklärung unterschreiben, den Titel nicht mehr zu verwenden." 15 000 Euro Strafe drohten pro Nennung. Joost stöhnt noch heute auf, wenn er daran denkt. In Leipzig hingen mindestens hundert Plakate, im Internet wurde an verschiedenen Stellen geworben. "Das kriegt man doch gar nicht so schnell weg, das hätte uns in den totalen Ruin getrieben." Und nur eine Woche hatte der Verein Zeit. "Wir haben doch an so etwas nie gedacht."


    Letztlich ging alles doch gut aus. Eine Patenanwältin fand heraus, dass die Bayern ihren Musical-Titel erst 2001 hatten schützen lassen - die Theatertruppe aus Priester reiste dagegen seit 1998 durch die Lande. "Es gab einen Vergleich", sagt Joost, "jeder bezahlte seine Rechtsanwälte, die Titel blieben, wie sie waren." Eines findet Joost richtig lustig: "In diesem Jahr spielen wir die ,Geister' übrigens auch in Bayern."


    Nun, die Reise um die Welt dagegen kann unbeschadet angetreten werden, "wir haben eine Anwältin nachforschen lassen, ob es schon einen ähnlichen Titel gibt." Und auch den Slogan "Ein sächsisches Dorf spielt Theater" hat sich der Verein vorsichtshalber gleich mit schützen lassen.


    So kann die schöne Veranstaltung am 24. September in Wolfen ohne drohende Gewitterwolken im Hintergrund über die Bühne gehen. Im Kulturhaus, erwähnt Joost noch, ist der Verein gern zu Gast. "Wir werden dort gut unterstützt", sagt er und spielt auch auf die Miete an. Denn Joost möchte eines beibehalten: "Die Eintrittspreise müssen moderat bleiben."


    Karten im Kulturhaus und unter 03494-66266: 9 Euro, ermäßigt 7 Euro für Kinder bis 14 Jahre und Gruppen ab 10 Personen.


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