Von der imaginären Welt des Jules Verne zur Realität des 21. Jahrhunderts

  • ZENIT - Die Welt von Rom aus gesehen




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    ZG05092007


    Publikationsdatum: 2005-09-20


    Botschaft zum 26. Welttag des Tourismus (27. September 2005)


    Motto "Reisen und Transporte: von der imaginären Welt des Jules Verne zur Realität des 21. Jahrhunderts"


    ROM, 20. September 2005 (ZENIT.org).- Wir veröffentlichen die Botschaft, die Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano im Namen von Papst Benedikt XVI. anlässlich des 26. Welttourismustages am 27. September 2005 verfasst hat. Wie bei jeder Tätigkeit, so müsse auch beim Tourismus "das Hauptziel immer die Achtung vor der menschlichen Person bleiben". Jeder Reisende möge vom Wunsch beseelt sein, "anderen Menschen zu begegnen und sie in ihrem persönlichen, kulturellen und religiösen Anderssein zu achten; er muss bereit sein, sich dem Dialog und der Verständigung zu öffnen und durch sein Verhalten Gefühle der Achtung, Solidarität und des Friedens zu vermitteln."




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    An Seine Eminenz Hochwürdigsten
    Herrn Kardinal STEPHEN FUMIO HAMAO
    Präsident des Päpstlichen Rates
    der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs


    Herr Kardinal!


    Die Feier des Welttages des Tourismus am kommenden 27. September bietet Papst Benedikt XVI. die Gelegenheit, allen, die der weiten Welt des Tourismus angehören, einen herzlichen Gedanken zukommen zu lassen und die pastorale Sorge der Kirche ihnen gegenüber deutlich zu machen. Interessant ist das Thema, das vom Weltverband für Tourismus zu diesem Anlass gewählt wurde: "Reisen und Transporte: Von der imaginären Welt des Jules Verne zur Realität des 21. Jahrhunderts."


    Als Literat, Forschungsreisender und mit blühender Vorstellungskraft begabter Schriftsteller verstand es Jules Verne, Phantasie und die wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit intelligent zu verbinden. Seine wirklichen oder imaginären Reisen waren in der Tat eine Einladung, den neuen geographischen Atlas zu konsultieren, und eine Herausforderung an die menschliche Verantwortung hinsichtlich der Grenzen, die nun nicht mehr verborgen bleiben konnten. Diese von der herrschenden Kultur und einer rein europäisch- abendländischen Sicht gesetzten Grenzen hat Jules Verne am Ende des 19. Jahrhunderts in seiner "Unglaublichen Reise" überschritten.


    Es gibt auch heute Hindernisse zu überwinden, wenn man das touristische Angebot, Ergebnis von Reisen und Transporten, auf alle ausweiten will. Neue und ungeahnte Reisemöglichkeiten mit immer moderneren und schnelleren Verkehrsmitteln können den Tourismus zu einer günstigen Gelegenheit machen, die Güter der Erde und der Kultur zu teilen. Ein Jahrhundert nach Jules Vernes Tod sind viele seiner Phantasien erreichbar geworden, und vieles von seinen Vorstellungen hat konkrete Gestalt angenommen. Man ist dabei, den Traum eines grenzenlosen Tourismus zu verwirklichen, der zur Schaffung einer besseren Zukunft für die Menschheit beitragen könnte.


    Im Zusammenhang mit dem Tourismus muss jedoch immer den sittlichen Anforderungen Rechnung getragen werden. Es ist wichtig, dass sich alle, die in diesem Bereich Verantwortung tragen – Politiker und Gesetzgeber, Regierungsmitglieder und Finanzexperten – darum bemühen, durch die Gewährleistung der Sicherheit und der Erleichterung der Kommunikation die friedliche Begegnung zwischen den Völkern zu fördern. Die Veranstalter, die Organisatoren und alle, die in der Touristikbranche arbeiten, sind zur Verwirklichung von Strukturen aufgerufen, die den Tourismus gesund, populär und wirtschaftlich tragbar machen, und sich dabei immer darüber im Klaren zu sein, dass bei jeder Tätigkeit – und somit auch im Tourismus – im Rahmen der Bemühungen um das Gemeinwohl das Hauptziel immer die Achtung vor der menschlichen Person bleiben muss. Wer als Tourist auf Reisen geht, soll von dem Wunsch beseelt sein, anderen Menschen zu begegnen und sie in ihrem persönlichen, kulturellen und religiösen Anderssein zu achten; er muss bereit sein, sich dem Dialog und der Verständigung zu öffnen und durch sein Verhalten Gefühle der Achtung, Solidarität und des Friedens zu vermitteln.


    Von wesentlicher Bedeutung ist sodann die Rolle der christlichen Gemeinschaften: Sie müssen sich bei der Aufnahme der Touristen verpflichtet fühlen, ihnen die Möglichkeit zu bieten, den Reichtum des Mensch gewordenen Christus nicht nur in Denkmälern und religiösen Kunstwerken, sondern im täglichen Leben einer lebendigen Kirche zu entdecken. Im Übrigen haben ja vom Beginn des Christentums an Reisen die Verbreitung der Frohen Botschaft in jedem Winkel der Welt ermöglicht.


    Mit dem Wunsch, dass der nächste Welttag des Tourismus die erhofften Früchte bringen möge, versichert Seine Heiligkeit Benedikt XVI. sein Gedenken im Gebet und sendet allen den Apostolischen Segen.


    Ich verbleibe mit hochachtungsvollen Grüßen Ihr im Herrn ergebener


    Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano
    Aus dem Vatikan, am 16. Juli 2005


    [Vom Heiligen Stuhl veröffentlichte deutsche Übersetzung]



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