Jules Verne als Märchen für Erwachsene

  • Phil Willmotts Musical "In 80 Tagen um die Welt" im Stadttheater Amberg mit einigen Schwächen
    Amberg. Eine Fahrt mit Höhen, Tiefen und Längen, war diese Reise "In 80 Tagen um die Welt" im Amberger Stadttheater am Sonntagabend. Und das nicht nur wegen der bevorzugten Fortbewegungsmittel Heißluftballon, Schiff und Eisenbahn. Das Musical nach dem berühmten Jules Verne Roman erzählt in 14 Szenen das spannende Abenteuer Weltumrundung anno 1872. Die Uraufführung war vor vier Jahren in London.


    Die deutschsprachige Erstaufführung hat sich das Eurostudio Landgraf gesichert und den Autor, Komponisten und Regisseur Phil Willmott gleich noch dazu. Eine Erfolgsgarantie, möchte man meinen. Verpackt in etlichen Überseekoffern, verziert mit kleinen, feinen Papierszenen und köstlichem Puppentheater, kommentiert von Queen Victoria und Sherlock Holmes versprach der Abend eine ideenreiche Köstlichkeit zu werden. Dazu noch der prickelnde Can-Can-Charme vom Moulin Rouge, die feschen Spanierinnen und der verführerische Gondoliere aus Venedig, der erste Teil der Fahrt prahlte mit Bühnenverlockungen pur.


    Fünfköpfige Band


    Außerdem hatte man mit der fünfköpfigen Band auf Profimusiker gesetzt, die zuverlässig und sensibel das Bühnengeschehen unterstrichen. Ob in Bombay oder Hongkong, Yokohama oder im Wilden Westen fantasievoll, geistreich und humorvoll wurden die unterschiedlichen Bühnensituationen geschaffen. Egal, ob es sich dabei um Frankreich, Spanien, Ägypten, China, Japan oder Amerika handelt - immer findet sich eine Flagge, ein Kostüm, ein Tier oder auch die rechte Beleuchtung, um deutlich zu machen, wo sich der vornehme Phileas Fogg mit seinem Diener Jean Passepartout gerade um die Einhaltung ihrer 80-Tage-Frist bemühen.


    Allerdings waren so manche Projektionen nicht deutlich erkennbar, was wohl am "zu schwachen Beamer" liegen mochte. Reichlich schwach erschien auch so manche Sprechszene, wenig inspiriert die Ausstattung, die manchmal eher geeignet für eine Kindertheateraufführung schien. Wobei nicht die Kostüme gemeint sind. Die gefielen durch die Bank. Die Choreographien waren nun auch nicht gerade besonders einfallsreich und wurden außerdem für Besucher der ersten Reihen im Parkett noch durch die zwei vorgebauten Monitore verstellt.


    Blick beeinträchtigt


    Der freie Blick aufs Geschehen, das sich auf der teils sehr, oder besser ausgedrückt, zu engen Bühne, zwischen sechs beweglichen, vor und neben den fahrbaren Szenentürmen abspielte, war beeinträchtigt. Aber insgesamt war das Vergnügen an der Reise mit Hindernissen eingeschränkt.


    Lag es nun an der Inszenierung, an der schauspielerischen Umsetzung oder an den Melodien, die so ganz und gar keine Ohrwürmer waren, die ganz große "Musical-Stimmung" wollte nicht aufkommen. Wie meinte eine erfahrene Theaterbesucherin: "Es ist ein Märchen für Erwachsene - mit einfachen Mitteln erzählt". Für diese Tourneesparausgabe im Stil einer Kindertheateraufführung erhielt das Ensemble wirklich großzügigen Applaus.


    http://www.zeitung.org/onetz/799316-102,1,0.html