Mit Phantasie durch aller Herren Länder

  • Musical-Version von Jules Vernes Roman "In 80 Tagen um die Welt" in der Opelstadt


    Von
    Nina Finkernagel


    RÜSSELSHEIM Jules Vernes Klassiker der interkontinentalen Abenteuertour als Bühnenaufführung zu inszenieren ist keine leichte Aufgabe. Der rasante Wechsel von Schauplätzen durch die zeitlich eng bemessene Reiseroute mit entsprechenden geografischen Ausmaßen stellt hohe Anforderungen an Bühnenbild und Kostüme. Doch die Musical-Version "In 80 Tagen um die Welt", die am Samstag das Stadttheater in den indischen Dschungel, dann flugs in das chinesische Hongkong, ins japanische Yokohama und in den Wilden Westen verwandelte, konnte nur Pluspunkte verzeichnen.


    An abenteuerlichen Zwischenfällen mangelte es Phileas Fogg (Wolfgang Wagner), der mit seinem Diener Jean Passepartout (Étienne Gillig) das gewagte Unternehmen antrat, nicht. Überhaupt strotzte die gesamte Aufführung vor einem niemals abebbenden Strom von ständiger Veränderung im Bühnengeschehen, einem schlagartigen Wechsel von Situationen und dem Auftreten von Figuren, die allesamt den Handlungsfluss in zum Teil fast atemloser Geschwindigkeit vorantrieben. Nicht zuletzt Elefant Eugen (Daniel Wangler) verlieh dem Musical eine gewisse Putzigkeit.


    Die Kulissen erweckten Foggs Weltumrundung zum Leben: Schon alleine die Fortbewegungsmittel im Miniaturformat (Dampfschiff, Eisenbahn und Heißluftballon) waren liebevoll nachgebildet und zeigten die Zwischenreisen von Fogg und Passepartout an. Die eigentlichen Handlungsstätten waren effektvoll in Szene gesetzt - etwa mit einem chinesischen Drachen, indischen Priestern mit Tiermasken, insgesamt viel Nebel und multifunktionalen Kulissenelementen, die ein Zugabteil darstellten oder die "Opiumhöhle" in China.


    Queen Victoria und Sherlock Holmes bereicherten das Musical als knapp lebensgroße Handpuppen, die von Sabine Effmert und Daniel Wangler synchronisiert wurden und in Einschüben das Geschehen kommentierten. Ein Augenzwinkern war unverkennbar, wenn mitunter einige Frauenfiguren in kleinen Nebenrollen von Männern verkörpert wurden.


    Die gelungene Umsetzung des literarischen Stoffes von Jules Verne in die Möglichkeiten des Musiktheaters war vollkommen geglückt. Und Janina Isabell Batoly in der Hauptrolle der Prinzessin Aouda war ein Gewinn für die gesamte Inszenierung.


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