Spannende Weltreise mit Tücken

  • Die "Junge WLB" spielt "Die Reise um die Erde in 80 Tagen"



    Bad Mergentheim. Spannung pur verspricht die Theateraufführung "Die Reise um die Erde in 80 Tagen" von Jules Vernes, die am Sonntag, 15. Oktober in der Aula des Deutschordengymnasiums aufgeführt wird. Für Zuschauer ab acht Jahren beginnt um 15 Uhr das Kindertheater der Württembergischen Landesbühne Esslingen.


    Jules Verne, Autor utopisch-exotischer Reiseerzählungen, ist der Vorläufer der heutigen Science-Fiction-Literatur. In "Die Reise um die Erde in 80 Tagen" schließt Mr. Phileas Fogg mit den Mitgliedern seines Clubs eine Wette ab: In nur achtzig Tagen will er die Welt umrunden. Am Abend des 2. Oktober 1872 tritt er mit seinem Diener Jean Passepartout von London aus die Reise an. Der Verabredung gemäß, benutzen sie nur Schiffe und Eisenbahnen. Marseille, Suez, Bombay, Hongkong, Yokahama, San Francisco, New York - ihre Route, der Mr. Phileas Fogg einen genau kalkulierten Fahrplan zugrunde gelegt hat, berührt alle Kontinente und bringt viele spannende Abenteuer.


    Als Mr. Fogg am Ende der Reise den Reform-Club wieder betritt, scheint er genau fünf Minuten zu spät. Woran es liegt, dass er die 20 000 Pfund doch noch kassieren kann, sei an dieser Stelle nicht verraten...


    Karten für die Vorstellung gibt es bei der Tourist-Information, Marktplatz 3, Telefon 0 79 31 / 57-131, E-Mail "kultur@bad-mergentheim.de", Internet "www.bad-mergentheim.de".


    © Fränkische Nachrichten - 11.10.2006


    http://www.fnweb.de/lokales/me…011_f0e0908000_28306.html

  • "Junge WLB" aus Esslingen präsentierte Jules Vernes-Stück


    Von unserem Mitarbeiter Peter D. Wagner



    Bad Mergentheim. Die Junge Württembergische Landesbühne, die Kinder- und Jugendsparte der Württembergischen Landesbühne (WLB) aus Esslingen, gastierte mit "Die Reise um die Erde in 80 Tagen" in der Aula des Deutschorden-Gymnasiums.


    Wer kennt ihn nicht, diesen spannenden Klassiker von Jules Verne? Für Generationen von Kindern und Jugendlichen war und ist der Roman private Vergnügens- oder schulische Pflichtlektüre, die auch bei vielen Erwachsenen gefallen findet.


    Jules Verne, Autor utopisch-exotischer Reiseerzählungen, gilt als Vorreiter der heutigen Science-Fiction-Literatur. Wie kein anderer Schriftsteller zuvor verfolgt er in seinen Erzählungen das Thema "Reisen". Die 1872 erschienene "Reise um die Erde in 80 Tagen" erlebte bereits zwei Jahre später seine Bühnenpremiere.


    Phileas Fogg, ein reicher britischer Gentleman, schließt mit den Mitgliedern seines Clubs eine Wette über 20 000 Pfund ab, dass er es schafft, in nur 80 Tagen die Welt zu umrunden. Noch am selben Abend tritt er mit seinem französischen Diener Jean Passepartout von London aus die abenteuerliche Reise an. Diese führt durch verschiedene Länder und fast alle Kontinente, über Europa nach Afrika und Asien, weiter nach Amerika und von dort zurück nach England. Unterwegs in Indien wird die bildhübsche indische Prinzessin Aouda vor dem Scheiterhaufen gerettet und ist von da an Mitglied der Reisegruppe. Theoretisch scheint die geplante Reiseroute in der vorgegebenen Zeit durchführbar. Doch immer wieder treten völlig unerwartet abenteuerliche Zwischenfälle ein. Darüber hinaus heftet sich der britische Geheimagent Fix an die Fersen der Weltreisenden, da er in Fogg den Räuber der Bank von England zu erkennen glaubt. Als die illustre Reisegruppe in London eintrifft, scheint die Wette wegen fünfminütiger Verspätung verloren.


    Allerdings haben die drei Abenteurer Fogg, Passepartout und Aouda ein wesentliches Detail in ihren Reiseberechnungen nicht bedacht: Durch ihre ostwärts orientierte Erdumrundung haben sie unbemerkt einen Tag hinzugewonnen. So endet die Geschichte noch mit einem rundum erfolgreichen Ende: Die Wette ist doch gewonnen, zudem muss Kommissar Fix den gravierenden Fehler eingestehen, Fogg zu unrecht verfolgt und inhaftiert zu haben.


    Hervorzuheben bei der Inszenierung des Stücks durch die "Junge WLB" ist auch dieses Mal die beeindruckende Leistung der Schauspieler, mit welcher leidenschaftlicher Hingabe die Rollen auf die Bühne gebracht werden. Allen voran zu erwähnen ist Martin Frolowitz, der die Rolle des Phileas Fogg in typisch britischer Charaktermanier verkörpert - als vornehmer, gebildeter Gentleman mit zuweilen fast arroganten Zügen, der auch in den verwegensten Situationen nur selten seine Contenance verliert und in klischeehafter 5-Uhr-Tee-Mentalität (fast) immer kühl bleibt. Selbst im krönenden Schlussakt, als Fogg Prinzessin Aouda seine innige Zuneigung andeutet, wahrt er zunächst noch seine distanzierte Haltung. Erst als die feurige Aouda, sehr lebendig und temperamentvoll dargestellt von Nina Föhr, ihn in einen heißen Dialog verwickelt, zeigt Fogg für ihn geradezu stürmische Gefühle.


    Marco Süß, Leiter der "Jungen WLB", hat Vernes Roman nicht einfach nur als trockenes Bühnenstück inszeniert, sondern hat mehrere Singspieleinlagen integriert. Ein gelungenes Arrangement, das nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen gut ankommt und zur Auflockerung der Handlung beiträgt.


    Dass die Darbietung nicht trocken wirkt, tragen zudem zahlreiche humorvolle Details bei, mit denen Süß die dramatische Spannung unterhaltsam garniert hat. Zum Beispiel ziehen in den Fenstern des Eisenbahnabteils, in dem die drei reisen, im Hintergrund wie in einem Schattentheater häufig kleine Kartonfiguren vorbei, wie etwa eine Kamelherde oder Sehenswürdigkeiten der bereisten Länder. Witzig auch die klischeenah übertriebene Action in einigen Szenen: Zum Beispiel beim Kampf mit Indianern, die den Zug überfallen, dargestellt teils in slapstickartigem Treiben, teils in zeitlupenartiger Langsamkeit. Oder auch, als die dreiköpfige Reisegruppe in Indien auf dem Ganges mit einem Floß in Wasserfälle gerät und Fogg während der tumultartigen Auseinandersetzungen mit den heftige Wassermassen plötzlich ein Krokodil in seinen Armen hält.


    Was ebenfalls gefällt, ist die kurzweilige Kompaktheit der Inszenierung: Süß gelingt es, die 80-tägige Abenteuerreise auf 80 Minuten zu komprimieren, ohne dass entscheidende Zusammenhänge verloren gehen. Das vermeidet langatmige Szenen, was besonders angenehm für die zahlreichen Kinder im Publikum ist: Die verfolgen aufmerksam gespannt die spannende Aufführung, ohne dass jemals ein Moment der Ungeduld oder Langeweile aufkommt.


    So, wie am Sonntag in der Aula des Gymnasiums, stellt man sich ein gelungenes Kindertheater vor: Spannend für Kinder, ansprechend aber auch für Eltern, aber auch für sonstige Erwachsene. Dieses Ziel erreicht die "Junge WLB" mit ihrer Aufführung von Jules Vernes' Klassiker durchwegs. Das lieft zum einen an der gelungenen Inszenierung, zum anderen aber auch an der ausgezeichneten schauspielerischen Leistung aller Darsteller.


    © Fränkische Nachrichten - 17.10.2006


    http://www.fnweb.de/lokales/me…017_4520829016_28906.html