Rückkehr und Neuerungen

  • 8. Jazznojazz-Festival
    Rückkehr und Neuerungen


    Jazznojazz kehrt vom Frühling in den Herbst zurück und in Zürich von der Gessnerallee ins Kaufleuten - ab Mittwoch mit 26 Konzerten.
    Was an renommierten Klassikfestivals zum guten Ton gehört, soll auch Zürichs Jazznojazz bereichern. Erstmals gibt ein «artist in residence» verschiedene Proben seines Schaffens. Mit dem Pianisten Bobo Stenson traf Organisator Johannes Vogel eine glückliche Wahl. Der 62-jährige Schwede zählt zu den wichtigsten Jazzern Europas. Zurückhaltend im Auftreten, wird Stenson oft zu Unrecht auf den nordisch kühlen Hymniker reduziert. Wie breit das Spektrum des phantastischen Improvisators ist, werden seine drei Auftritte in Zürich zeigen. Nur schon mit seinem aktuellen Trio (Anders Jormin, Bass, und Jon Veld, Drums) schlägt Stenson verschiedenste Spielarten des modernen Jazz an. Im Duo mit dem polnischen Trompeter Tomasz Stanko wird er zeigen, was unter hochstehendem Eurojazz zu verstehen ist. Und solo wird Stenson den 1957 gedrehten Film «Wilde Erdbeeren» von Ingmar Bergman live vertonen.
    Das Medium Film ist als weitere Neuerung im Jazznojazz-Programm auszumachen. Im Filmpodium als zusätzlichem Veranstaltungsort ist auch die New Yorker «Band Ballin' the Jack» mit Marx-Brothers- Filmen zu hören. Zudem wird der Zürcher Saxer Christoph Merki sein letztes Album «Twenty Thousand Leagues Under the Sea» erstmals zum entsprechenden Film nach Jules Verne spielen.


    Viele Heimspiele


    Merki ist nicht der einzige Schweizer am traditionell international besetzten Festival. Pianist Nik Bärtsch wird das Festival am Mittwoch mit seinem Ronin-Projekt eröffnen. Am selben Abend tauft Pianist Stefan Rusconi sein neues Album. Bassist Heiri Känzig und Drummer Jojo Mayer werden als wiedervereintes Kulttrio «Depart» mit dem Austrosaxer Harry Sokal aufspielen. Anschliessend präsentiert Känzig das Trio des jungen Berner Bandoneonista Michael Zisman. Dieses Konzept, wonach gestandene Jazzer im Anschluss an ihr Konzert ihre «Geheimtipps» präsentieren, findet wie letztes Jahr im EWZ-Unterwerk Selnau statt. Känzigs Kollegen sind Rabih Abou-Khalil, Marilyn Mazur und Bobo Stenson.


    Zwei Kaufleuten-Bühnen


    Das Hauptprogramm des Jazznojazz zügelt von der Gessnerallee in den Kaufleuten-Saal. Bereits die beiden ersten Ausgaben 1996 und 1997 haben dort stattgefunden, allerdings mit anderen, experimentellen Vorzeichen. Dieses Jahr spielen dort «big names» wie US-Pianist Brad Mehldau, die multinationale Truppe des Perkussionisten Manu Katché, Nordlandjazzer Bugge Wesseltoft, das Nonett von Sax-Altmeister Joe Lovano und die exquisite Bassistin Meshell Ndegeocello mit neuem Projekt. Die Gratiskonzerte mit den Pianisten Jason Moran und Robert Glasper sowie die DJ-Sets am Freitag und Samstag logieren als «Jazznojazz-Club» im neuen Kaufleuten-Festsaal. (sfd)


    Jazznojazz-Festival, 1. bis 4. November. Kaufleuten-Saal, Unterwerk Selnau und Filmpodium Zürich.
    © «Der Zürcher Oberländer» / «Anzeiger von Uster»


    http://www.zol.ch/zo/detail.cfm?id=374626