Jules Verne, Visionär der Geschichte(n)

  • Von Michaela Adick


    Heilbronn: Jeder kennt sie, diese Geschichten. Etwa „In 80 Tagen um die Welt“. Als Kind, so gesteht man gerne, habe man den einen oder anderen Roman von Jules Verne gelesen. Auf dem Dachboden sind sie letztendlich gelandet, erzählt die Stuttgarter Vortragskünstlerin Renée Kayser in ihrer unterhaltsamen Einführung in das Leben und Werk von Jules Verne bei der Amicale des Francais in der Stadtbibliothek.


    Die bilderreichen Exemplare, die sie in ihrem Vortrag „Ein Visionär, der Geschichte(n) schrieb“ präsentiert, sind als Strandgut ihres Bruders bei ihr gelandet. Gelesen werden die 64 Romane Jules Vernes heute nur noch selten. Zeit also, dem Phänomen Jules Verne auf den Grund zu gehen. Die erste Frage lautet, wo man ihn einordnen soll. Als Kinderbuchautor? Als Autor von Abenteuergeschichten? Oder gar Protagonist des wissenschaftlichen Romans? In der letzten Gruppe hätte sich der Jurist gerne selbst gesehen. Doch damit war auch im Frankreich des 19. Jahrhundert kein Geld zu verdienen. Sein Verleger trimmte seine Romane deshalb in Richtung Abenteuerroman.


    Visionäre Romane wie „Paris im 20. Jahrhundert“, in denen Jules Verne eine Metropole mit großen Kaufhäusern und Stadtbahnen entwirft, landeten in der Schublade seines Mentors. 1994 wurde der Roman schließlich veröffentlicht. Kritisch seziert Renée Kayser den Stil der Romane. Hölzerne Dialoge bemängelt sie, einen schulmeisterlichen Grundton. Immer wieder würde man auf recht stereotype Protagonisten treffen: den Wissenschaftler, den Skeptiker und das einfach strukturierte Faktotum. Jules Verne übrigens war ganz und gar nicht abenteuerlustig.

    16.11.2006 00:00

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