Extremsegler Roman Paszke aus Polen machte vor seiner geplanten Weltumrundung in Kiel Station

  • Kiel – "Einmal um die ganze Welt, und die Taschen voller Geld...", singt der tschechische Karel Schlager-Gott. Doch um schnöden Mammon geht es Roman Paszke nicht. Der 56-jährige Pole aus Gdingen will die faszinierendste Bestmarke, die es für Einhand-Segler gibt, knacken. Um die Welt wie bei Jules Verne – in 80 Tagen? Für die Rekordbücher reicht das nicht. Ellen Mac Arthur benötigte für den Nonstop-Trip mit ihrem Trimaran "B&Q Castorama" 71 Tage, 14 Stunden, 18 Minuten und 33 Sekunden. Spätestens als die kleine Britin im Februar 2005 die imaginäre Start- und Ziellinie, die östliche Einfahrt des Ärmelkanals zwischen der bretonischen Insel Ile d'Oussant und der Südwestecke Englands passierte, konkretisierten sich Paszkes Weltumrundungspläne. "Mich interessieren nur die Sekunden. Wenn ich die schneller bin als Ellen, ist alles okay", sagt Paszke.


    Heute segelt der 56-Jährige von Kiel aus, wo Bruder Krzysztof seit Jahren lebt, Richtung Falmouth an der Spitze Cornwalls. Noch hat Paszke eine Crew an Bord. "Das Schiff ähnelt einer Baustelle", sagt der Segelprofi, "aber das erledigen wir in den nächsten Tagen."


    Im Gegensatz zu Mac Arthur setzt der Pole auf einen Katamaran. "Der ist leichter und schneller als ein vergleichbarer Trifolder. Aber man muss die Grenzen kennen. Das Risiko ist auf zwei Rümpfen deutlich höher", erklärt Paszke und verrät die Grundmaße des mächtigen Zweirümpfers "Bioton" – benannt nach dem Sponsor, einem polnischen Pharma-Unternehmen. Die "Bioton" misst 84 Fuß (28 Meter) Länge und die Hälfte in der Breite. Der Mast steigt 32 Meter in die Höhe, das Startgewicht wird elf Tonnen betragen. 270 Quadratmeter Groß- und 170 Quadratmeter Vorsegel sollen den Kat vorantreiben. Die 450 Quadratmeter Tuch des monströsen Gennakers kann der Einhand-Segler "nur unter Leichtwind-Bedingungen am Äquator" setzen. "Sonst bekommt man den allein nicht wieder runter", so Paszke. Der Mega-Kat wurde komplett aus Kohlefaser im schwedischen Västervik bei Göran Marström gebaut.


    Körperlich und mental hat sich Paszke seit eineinhalb Jahren mit dem Trip über gut 27000 Seemeilen (etwa 50000 km) auseinandergesetzt. "Spezielle Diät, Schlaftraining und jede Menge Fitness- und Ausdauersport muss man natürlich machen", sagt der Skipper und lacht: "Vor allem musst du ganz viel Humor haben. Ohne den geht's nicht. Sonst kann man nicht so lange mit sich alleine sein."


    Seine seglerischen Meriten hat er sich bisher mit Crew erworben. So steuerte er die "MK Cafe" im siegreichen polnisch-amerikanischen Team beim Admiral's Cup 1997, wurde mit der "Warta Polpharma" Vierter bei der Jahrtausend-Weltumrundung "The Race".


    Das Signal zum Start soll Dr. Meeno Schrader geben. Der Kieler Diplom-Meteorologe arbeitete schon beim Mac-Arthur-Weltrekord als "Router", dessen Berechnungen und Vorhersagen den Skipper auf See dirigieren.


    "Zuletzt", sagt Paszke, "klangen Meenos Prognosen nicht nach optimalen Bedingungen. Wir haben nur noch ein kleines Zeitfenster, etwa bis Ende Februar. Danach macht es meteorologisch keinen Sinn mehr, auf Rekordjagd zu gehen."


    Und was passiert dann? "Dann muss ich warten. Mindestens bis November", sagt Paszke, "aber wir haben einen Plan B für den Sommer." Der sieht vor, dass die "Bioton" bei der Transatlantikregatta von Cadiz nach San Salvador auf den Bahamas an den Start geht. Anschließend will man sich an einer anderen Marke probieren – der klassischen Atlantik-Querung von West nach Ost, von Ambrose Tower bei Long Island nach Lizard Point (südlichster Punkt Großbritanniens). Der Franzose Bruno Peyron, überquerte am 6. Juli 2006 mit der "Orange II" nach vier Tagen acht Stunden, 23 Minuten und 54 Sekunden die Ziellinie. Paszke gibt sich gelassen: "Wir werden sehen, was kommt."


    Von Jens Kunkel


    http://www.kn-online.de/news/archiv/?id=2067319