Stürmischer Applaus für atemlose Weltumrundung

  • Wind wie Beifall zeigten sich stürmisch, als am Freitag Gregor Bloéb als Phileas Fogg beim Theatersommer Haag "In 80 Tagen um die Welt" reiste. Eine turbulente, spritzige, pointierte und locker-leichte Komödien-Premiere.


    Böen rüttelten am Gestänge, Scheinwerfer schepperten blechern, die Regenschutzplane schnalzte und Lindenblüten zwangen Besucheraugen zum Blinzeln oder nisteten sich in Frisuren ein. Ja, wenn einer eine Reise zur Freiluftbühne auf den Haager Stadtplatz tut, dann hat er auch abseits des Schauspiels etwas zu erzählen.


    Susanne F. Wolf hat den Jules-Verne-Romanklassiker in eine dramatische Form gegossen, die der stürmischen Natur mit der Kunst des Weglassens und mit süffisant gesetzten Dialogen trotzte.


    Dem atemlosen Erdkugel-Trip gibt Regisseur Werner Sobbotka die Sporen, der das Spielfeld weidlich für turbulente Auftritte der einsatzfreudigen Statisterie ausnützt. Da wetzen die aufgebrachten Jünger der Kali-Sekte bloßfüßig von der Kirchenflanke daher, es tummelt sich ein bunter Zirkushaufen und Indianer heulen samt Pfeil und Kriegsbeil um die Gassenecke.


    Eduard Neversals planes Bühnenbild, das zwei Scheibenhälften der Welt zieren, birgt Überraschendes. Balkone fahren daraus hervor, einer beherbergt den Reformclub, in dem der wie ein Uhrwerk tickende Pünktlichkeitsfanatiker Fogg mit den anderen noblen Herren wettet, den Globus in 80 Tagen zu umrunden - verfolgt von Scotland-Yard-Haxlbeißer Fix, der Fogg für einen Bankräuber hält. Die Bühne erlaubt rasante Szenenwechsel, spuckt einen Elefanten aus oder verwandelt sich in ein Schiff.


    Gregor Bloéb hat den nasalen Singsang und das Gehabe des aristokratischen Gewohnheitstiers verinnerlicht: Aufrecht wie ein Besenstielverschlucker, die Zunge gestelzt, der Blick aus Augenlidern auf Halbmast signalisiert emotionale Distanz und Gelassenheit.


    Quirlig Boris Eder als treuer Diener Passepartout: Ein pfiffiger Improvisierer und Gefühlstornado, der mit köstlichem französischem Akzent Wörter über sich selbst stolpern lässt.


    Verbohrt und verbissen Siegfried Walther als Schnüffler Fix, seine Erregung bisweilen lautstark übertreibend. Graziös Maddalena Hirschal als indische Prinzessin. Manfred Dungl (herausragend), Klaus Haberl, Thomas Smolej (herrlich indisch) und Rainer Stelzig schlüpfen flugs in bis zu elf Rollen und Kostüme (Gerlinde Höglhammer). Kaum zu glauben, wie schnell 80 Tage vergehen können.


    Info: 35 Vorstellungen bis 1. September, Karten: Tel. 07434 / 44 600, reservierung@theatersommer.at ; www.theatersommer.at


    vom 18.06.2007


    http://www.nachrichten.at/kult…35dc9f406c1676ea8ec4e5d9e