Mindener gewinnt Autorennen 1908

  • Tollkühne Männer von New York nach Paris unterwegs / Sieg später wieder aberkannt


    Minden (mt). Ein Autorennen von New York über Peking nach Paris wäre selbst heute noch nicht alltäglich, im Jahre 1908 aber war das der glatte Wahnsinn. Tollkühn mit dabei: der gebürtige Mindener Hans Koeppen. Er kam zwar als Erster in Paris an, der Sieg wurde ihm jedoch später aberkannt.


    Von Ulrike Mißbach


    Der Zukunftsroman von Jules Verne "Reise um die Welt in 80 Tagen" von 1872 feuerte die führenden Automobilisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts an, es den Seefahrern gleichzutun. Ein Langstreckenrennen von New York nach Paris bot dazu Gelegenheit.


    Ein halbes Dutzend Fahrer ging am 12. Februar 1908 in New York an den Start, lediglich drei von ihnen kamen rund sechs Monate später in Paris an. Von den teilnehmenden Fahrzeugen erreichte der am 31. Juli 1876 in Minden geborene Hans Koeppen, Offizier der Reichswehr und Wehrmacht, mit seinem Automobil der Marke Protos am 26. Juli 1908 als erster Fahrer das Ziel. Der Amerikaner George Schuster war zu dieser Zeit mit seinem "Thomas-Wagen" erst kurz vor Berlin, der Dritte im Bunde erst in Sibirien.


    Der Sieg wurde Hans Koeppen jedoch aberkannt, da ihm für einen zunächst erlaubten Bahntransport Straftage angerechnet wurden. Somit erhielt der Amerikaner George Schuster, der insgesamt 169 Tage unterwegs war, die Siegestrophäe.


    Hans Koeppen fühlte sich um den Sieg betrogen. In seiner Heimat wurde der gebürtige Mindener jedoch wie ein siegreicher Held gefeiert. Ein Jahr später erschien sein Buch "Im Auto um die Welt", in dem er die abenteuerliche Reise beschrieb.


    Schon beim Start lag in New York Schnee und es sollten weitere Stürme und Verwehungen während der Fahrt folgen. Schaufeln und Pferdehilfen waren angesagt. Lag der Schnee zu hoch, dann benutzten die Wettfahrer die Gleise der Bahn und holperten im Licht der Gasscheinwerfer durch die Nacht. Tagsüber blieb ihnen jedoch nichts anderes übrig, als sich im Schneckentempo über die miserablen Landstraßen zu quälen. An manchen Tagen kamen sie gerade einmal 30 Kilometer voran.


    Dann der erste Schock für Koeppen. 2000 Kilometer vor San Francisco war plötzlich ein verdächtiges Krachen im Kardan seines Protos zu hören. Wenig später blieb das Vehikel stehen. "Achtundvierzig Stunden hatten wir fleißig zu arbeiten", schreibt Koeppen in seinem Buch. Die Reparatur erfolgte im russischen Wladiwostok. Der fahruntüchtige Protos wurde mit der Bahn zum Pazifischen Seattle gebracht und von dort mit dem Dampfer nach Ostasien gebracht.


    Kurz vor Moskau dann eine erneute jähe Unterbrechung der Reise: die Vorderfedern von Koeppens Gefährt brechen. Glücklicherweise gab es in Moskau eine Protos-Filiale. "Den Zeitverlust holten wir durch forcierte Fahrt bald ein. Lange Berge hinab sausten wir mit 80, 90 und mehr Kilometern Geschwindigkeit", schreibt Hans Koeppen später in seinem Buch nieder. In diesen Tagen schaffte der Protos mit 625 Kilometern schließlich den Tagesrekord der Wettfahrt. "Ein Hurra aus tausend Kehlen war unser Willkommen in Berlin", schildert der gebürtige Mindener seine Durchfahrt durch Berlin.


    Kurze Zeit später erreichte Koeppen das Ziel in Paris. Sein Protos kann heute im Deutschen Museum besichtigt werden. Koeppen starb kurz vor seinem 72. Geburtstag in Berlin. 100 Jahre nach diesem tollkühnen Rennen gibt die Deutsche Post am 7. Februar einen Gedenkbriefumschlag heraus. Er trägt den Werteindruck der Wohlfahrtsmarke "Oldtimer: 356 B Coupé" vom 9. Oktober 2003. Der Zudruck zeigt die Rallyeroute und vier Originalfotos vom Rennen.


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    http://mt-online.de/mt/lokales/minden/?sid=&cnt=2095423