Potsdam: Percussion-Klänge zu Verne-Roman

  • MUSIK: In 80 Tagen um den Globus
    Percussion-Klänge zu Verne-Roman
    POTSDAM / NEUER GARTEN
    - Der französische Pionier der Science- Fiction-Literatur, Jules Verne, hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Vision von einer Reise um die Welt in 80 Tagen; schließlich gab es Schifffahrtslinien, Eisenbahnen, Fahrpläne und sehr viel erschlossenes Land nebst der europäischen Kenntnis darüber. Diese Geschichte passt – gelesen und mit den entsprechenden akustischen Momenten versehen – trefflich in das Programm der Potsdamer Musikfestspiele. Stehen die doch 2010 unter dem Motto „Sehnsucht nach der Ferne“.


    Am Samstag lockte die Verheißung einer Reise rund um den Globus eine große Interessentengruppe in den Palmensaal des Neuen Gartens. Der Schauspieler Friedhelm Ptok nahm im Zentrum des exotischen Raumes auf einem großen Ledersessel Platz. Hinter ihm war eine Batterie von Instrumenten aufgebaut, deren Spektrum von Marimbaphon, Pauken und Gongs aus Bali und Vietnam bis hin zu indischen Glöckchen, indianischen und persischen Trommel sowie allen nur erdenklichen Geräuschhilfen reichte. Als „Herr der fantastischen Klänge“ thronte der Leipziger Percussionist Peter A. Bauer über der verwirrenden Menge an Klangrequisiten. Dass Bauer an der Leipziger Musikhochschule ein Ensemble für außereuropäische Musik leitet, kam der Untermalung der Romanausschnitte sehr entgegen. Ob es um ein europäisches, arabisches, indisches oder japanisches Klangkolorit ging – alles kam genau und überzeugend zur passenden Textstelle. Die Gliederung der Literaturausschnitte entsprach der Reiseroute des exzentrischen reichen Engländers Phileas Fogg und seines einfallsreichen Dieners Passepartout. Sie führte von London nach Suez, Bombay, Kalkutta, Yokohama, San Franzisko bis New York und zurück zum Ausgangspunkt.


    Auch ohne Vorkenntnis des Buches vermittelte Ptok einen kompletten Handlungsablauf. Alles wurde gut artikuliert vorgetragen und spannend vermittelt. Das Repertoire an Geräuschen und Klängen der Ferne war dazu überwältigend und reichte von Schiffshupe, Eisenbahnstampfen, Hufgetrappel und dem Sturm auf hoher See bis zum Klang von Big Ben und der englischen sowie amerikanischen Nationalhymne.


    Mit seinen zweieinhalb Stunden geriet der Nachmittag zwar etwas lang, doch war er sehr amüsant, vortrefflich unterhaltend und lag – gemessen an den 80 Tagen der literarischen Originalreise – dennoch gut in der Zeit. (Von Matthias Müller)


    Quelle: http://www.maerkischeallgemein…ne-Roman-In-Tagen-um.html