Unterhaltung mit Anspruch: Jules Vernes Meereswelten

  • Für die Hauptrollen im Musical "20 000 Meilen unter dem Meer" stellen sich derzeit die Bewerber vor. Premiere ist im Mai des nächsten Jahres am Landestheater. Regisseur Thomas Fiedler und Komponist Jan Dvorák geben erste Einblicke in die Inszenierung.
    Eisenach. Es ist eine Uraufführung von Jules Vernes spannender Geschichte um das U-Boot "Nautilus" und seinen Kapitän Nemo. Fiedler (36) und Dvorák (38), die sich aus Studienzeiten in Hamburg kennen und als "Produktionsteam" bezeichnen, betreten mit ihrem Musical Neuland.


    Stück, Musik und Regiekonzeption entstehen nebeneinander. Das macht für die beiden, die Musiktheater als ihr Metier bezeichnen, den Reiz aus. Dieser liegt außerdem in der Handlung begründet. Der Regisseur spricht von einem zweigleisigen Element: Einmal die fantastische Welt unter Wasser, die Nemo geschaffen hat, um darin zu leben und zum anderen das Meer als Sinnbild für die menschliche Seele.


    "Das Interessante am Stoff ist die Beschränkung auf das Unterseeboot, fast wie in einem Kammerspiel", fügt der Komponist hinzu. Doch durch das Panoramafenster der Nautilus öffnet sich der Blick nach draußen. Zu erleben ist plötzlich der Kampf der Riesenkrake und Haie... Wie aber stellt man die Dramatik eines Romans von 1866 auf der Theaterbühne so dar, dass sie heutige Zuschauer beeindruckt?


    Im Gegensatz zum Kino und Fernsehen stehen nur einfache Mittel zur Verfügung. Doch der Regisseur verspricht "verblüffende" Momente, die die Fantasie anregen, unterstützt vor allem durch die Musik. Dvorák schafft eine Orchesterkomposition, die starke Pop-Einflüsse haben wird.


    So müssen die Sänger klassisch geschult sein, aber auch rockige Songs beherrschen. Gefordert wird zudem darstellerisches Können. Als Vorbild dient die Verfilmung des Romans von 1954, die beide Musical-Macher schätzen. Dvorák, weil es gelungen ist, den Stoff des 1200-seitigen Romans auf zwei Stunden zusammenzufassen. Fiedler wegen der Besetzung: "Nemo ist eine starke Figur, seine inneren Zweifel soll man auch auf der Bühne sehen." Er wurde damals von James Mason gespielt, der draufgängerische Harpunier Ned Land von Kirk Douglas, der Diener Conseil von Peter Lorre und Professor Aronnax von Paul Lukas. "Der Film hat eine Rollenkontur geschaffen", ist der Regisseur überzeugt.


    Ohne es so zu formulieren, wird klar, dass er für die Hauptrollen im Musical ähnlich charismatische Künstler sucht. Die Besetzung wird erst in den nächsten Wochen festgelegt. Derzeit laufen Castings, wobei die Bewerber laut Fiedler aus ganz Europa kommen. "Wir versuchen gerade, eine homogene Gruppe zusammenzustellen", so der Regisseur.


    Es handelt sich um eine Großproduktion, in die neben den Gastsolisten alle verbliebenen Sparten des Landestheaters Eisenach einbezogen werden, also das Ballett und das Junge Theater sowie die Landeskapelle. Letztere wird durch Instrumente verstärkt, die üblicherweise in Bands eingesetzt werden. So stellt sich der Komponist "zusätzliche Schlaginstrumente mit ungewöhnlichen Klängen" vor. Auch Puppenspieler sind mit von der Partie.


    Ende Oktober wird erstmals das Bühnenbild getestet. Die Proben beginnen im April. Von den bisherigen Musical-Inszenierungen am Eisenacher Theater kennt Fiedler die "West Side Story". Das von Spotlight produzierte Elisabeth- Musical ist ihm nicht bekannt. Doch wie die beiden Geschäftsführer der Firma aus Fulda, Peter Scholz und Dennis Martin, haben Thomas Fiedler und Jan Dvorák den Anspruch, niveauvolles Unterhaltungstheater zu machen.


    Premiere am 28. Mai, Kartenreservierungen bereits möglich unter (0 36 91) 25 62 19.


    http://www.thueringer-allgemei…es-Meereswelten-932928814