Gruselkabinett Nr. 122 – Die Insel des Dr. Moreau

  • H.G. Wells muss bei seinen Studien der Naturwissenschaften fasziniert gewesen sein. In der letzten Folge liegt der Fokus mehr auf der Chemie („Der Unsichtbare“), wohingegen sich in dieser („Die Insel des Dr. Moreau“) die Thematik mehr auf die Biologie konzentriert. Dr. Moreau schafft Tiere auf seine einsame Insel. Ein Schiffbrüchiger schließt sich dem Doktor an, ohne dessen genaue Forschungen an den Tieren zu kennen. Froh, dem Tod entkommen zu sein, braucht er einige Zeit, um die unheimlichen Dinge auf der Insel zu bemerken…


    Diese Folge gefällt mir viel besser als „Der Unsichtbare“ desselben Autoren. Das liegt an der etwas freundlicheren Grundsituation (der Protagonist ist dieses Mal ein Guter und wird herrlich von Louis Friedemann Thiele gesprochen – zwischen angenehmer Naivität und Schrecken ist alles dabei). Der Protagonist ist schnell die gute Seele der Insel, die positiv einzugreifen versucht. So entwickeln sich interessante Gespräche zwischen Dr. Moreau, den Lutz Riedel so herrlich facettenreich darstellt. Ich mag es, wenn der „Böse“ nicht wirklich „böse“ ist, sondern sich schlichtweg seines moralisch verwerflichen Tuns nicht bewusst ist – ja, geradezu keinen Sinn dafür hat. Hinzu kommen die vielen Sprecher, die anderen Inselbewohnern ausdruckstark eine Stimme geben – oder eben beim Intro den vielen Seefahrern. Neben den großartigen Sprechern sorgt jedoch auch die Geräuschkulisse und musikalische Untermalung für eine großartige Atmosphäre.


    Das Gruselkabinett wiederholt sich musikalisch mit ausgewählten Klängen, sodass sich der Hörer – besonders gerne bei der Einleitung einer Geschichte – gleich heimisch fühlen kann. Ich sitze dann immer gedanklich am offenen Kamin, wobei mir der Erzähler eine schaurige Geschichte erzählt.


    Das Cover mit seinen kräftigen Farben ist sehr ausdrucksstark und schafft den Spagat der Darstellung des zunächst angenommenen idyllischen Friedens auf einer abgeschiedenen Insel mit dem im Verborgenen stattfindenden Horror.


    Fazit
    Ein tolles Hörspiel mit gut aufgelegten Sprechern und einer Handlung, die dem Hauptdarsteller viel Sympathie entgegenbringen lässt, sodass mit diesem gehofft und gebangt wird. Tatsächlich stirbt die Hoffnung dem unheimlichen Treiben auf der Insel ein Ende setzen zu können oder ihm wenigstens zu entkommen zuletzt. Klasse gemacht!