ISTRIEN: Halbinsel Istrien lockt mit reichlich Kultur

  • Die Halbinsel Istrien im Norden der Adria lockt als jahrhundertealter Umschlagplatz der Zivilisationen mit einem reichen kulturellen Erbe.


    Pittoreske Städte und romantische Inseln prägen das Bild von Istrien.

    Foto: Christoph Hurnaus | Pittoreske Städte und romantische Inseln prägen das Bild von Istrien.


    aktualisiert am 27.04.2023, 14:36 Uhr

    Christoph Hurnaus


    Zwischen dem Golf von Triest und der Kvarner Bucht liegt Istrien, die mit etwa 3500 Quadratkilometern größte Halbinsel der Adria. Der größte Teil dieser Halbinsel befindet sich auf kroatischem Staatsgebiet, ein kleinerer Teil im Norden gehört zu Slowenien. Der Name Istrien geht auf den illyrischen Stamm der „Histri“ zurück. Nach dem Ende des römischen Reichs und der Ankunft der Kroaten wechselten die Machtverhältnisse auf dem Gebiet Istriens zwischen fränkischen Herrschern, dem Patriarchen von Aquileia, den Venezianern und den Habsburgern. Diese regierten einige Jahrhunderte lang über die Ostküste und die Gebiete im Inneren des Landes. Istrien verdankt seine reichhaltige Kultur der Besiedelung durch Romanen, Germanen und Slawen.


    Die venezianische Vorherrschaft an der Westküste, die vom 13. bis ins 18. Jahrhundert andauerte, hinterließ großartige Kunstschätze. Wehrtürme, Mauern und Loggias im Stil der venezianischen Gotik prägen noch heute das Bild vieler istrischer Städte. Das wohl schönste venezianische Stadtbild findet man in Rovinj (Rovigno). Über der malerischen Altstadt mit ihrem historischen Stadtkern thront die barocke Kathedrale der heiligen Eufemija mit ihrem 60 Meter hohen Campanile. Dieser wurde im Stil des Glockenturms von San Marco in Venedig erbaut. Sehenswert ist auch die Stadt Poreč, die etwa 250 Jahre lang unter oströmischer Herrschaft stand und unter dem Namen Parenzo während der Habsburgerzeit das istrische Regionalparlament beherbergte. Die Euphrasius-Basilika mit ihren kostbaren Mosaiken zählt heute zu den bedeutendsten und besterhaltensten frühbyzantinischen Bauwerken in Europa. Seit 1997 gehören der Bischofspalast und die Basilika zum UNESCO-Weltkulturerbe.


    Römer und Germanen, Venezier und Habsburger

    Die Stadt Pula, die nahe der Südspitze der Halbinsel liegt, ist nicht nur die größte Stadt, sondern auch das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Istriens. Die Römer hinterließen hier viele beeindruckende Bauwerke, von denen besonders das Amphitheater hervorsticht. Es hat eine Größe von 133 mal 105 Metern und bietet etwa 23.000 Menschen Platz. Wie im Kolosseum in Rom wurden auch hier Gladiatorenspiele veranstaltet. Der Triumphbogen der Sergier und der Augustustempel sind zwei weitere typische römische Bauwerke, die das Stadtbild von Pula prägen. Aber auch die Habsburger haben hier ihre Spuren hinterlassen. In der österreichisch-ungarischen Zeit diente die Stadt dem Vielvölkerreich als Hauptkriegshafen. Prägende Gebäude wie die Werft, die Marinekaserne, die Marineschule oder der Bahnhof sind aus jener Zeit noch erhalten. Die Stadt wurde unter den Habsburgern mit insgesamt 28 Forts als Festung ausgebaut. Heute zieht der gut erhaltene „k. u. k. Marinefriedhof“ im Süden der Stadt Besucher aus allen Teilen der ehemaligen Donaumonarchie an.


    Sehenswert ist die nur 10 Kilometer nördlich von Pula gelegene Stadt Vodnjan (Dignano). Am Hauptplatz der Kleinstadt befinden sich schöne Häuser und Palazzi aus venezianischer Zeit. Gleich daneben liegt die Kirche des heiligen Blasius, die mit ihrem 63 Meter hohen Campanile die Stadt überragt. Die eigentliche Attraktion befindet sich aber im Inneren der Kirche, eine Ausstellung von 370 Reliquien von 250 verschiedenen Heiligen. Neben den gut erhaltenen Körpern des heiligen Leon Bembo, des heiligen Giovanni Olini und des heiligen Nikolosa Bursa finden sich noch Körperteile des heiligen Märtyrers Sebastian und der heiligen Barbara. Die Reliquienausstellung in der Sakristei der Kirche von Vodnjan mit den dazugehörenden Mumien gehört zu den größten Reliquiensammlungen Europas. Da sie nur in wenigen Reiseführern zu finden ist, gilt sie als ein echter Geheimtipp abseits touristischer Pfade.



    2000 Hirtenhäuser in Istrien

    Rund um Vodnjan findet man die typisch runden istrischen Hirtenhäuser Kažuni, von denen es heute noch etwa 2000 gibt. Istrien, das ist nicht nur ein Paradies von Sonne, Strand und Meer, auch das Hinterland hat Natur- und Kunstliebhabern einiges zu bieten. Besonders sehenswert sind die Bergstädte Motovun, Grožnjan, Buje und Hum. Motovun ist malerisch auf einem 277 Meter hohen Hügel über dem Mirnatal gelegen. Grožnjan, ein Dorf mit nur 200 Einwohnern, ist als „Stadt der Künstler“ bekannt. Im Sommer finden in dem Dorf mit seinen 40 Galerien zahlreiche Musikfestivals statt.


    Das nur etwa 30 Einwohner zählende romantische Städtchen Hum, im Nordosten Istriens gelegen, gilt wiederum als die "kleinste Stadt der Welt". Die Stadt Pazin (Pisino), die geographisch in der Mitte der Halbinsel liegt, war während der Habsburgerzeit das Verwaltungszentrum der Marktgrafschaft Istrien. In Mitterburg, wie die Stadt auf Deutsch heißt, tagte der istrische Landtag. Dem französischen Schriftsteller Jules Verne diente die in der Stadt gelegene Karsthöhle als Inspiration für seinen Roman Mathias Sandorf. Das Gebirgsmassiv Učka trennt die Halbinsel Istrien geographisch vom übrigen Kroatien. Das Gebirge, dessen höchster Berg Vojak eine Seehöhe von 1401 m aufweist, liegt oberhalb der Stadt Rijeka und der Riviera von Opatija. Bei guter Witterung bietet sich vom steinernen Aussichtsturm am Gipfel des Vojak eine atemberaubende Aussicht auf die Kvarner Bucht mit ihren Inseln Cres, Krk und Lošinj. Aber auch die Julischen Alpen in Slowenien und die italienischen Dolomiten sind bei guter Fernsicht von hier aus zu sehen.


    Kroatische Inseln und italienische Dolomiten

    Wer Istrien bereist, sollte auf jeden Fall einen Abstecher an die Kvarner Bucht machen. Die Bucht erstreckt sich zwischen der Halbinsel Istrien im Westen und dem Kroatischen Küstenland im Osten. Der bekannteste Ort ist die Hafenstadt Rijeka, die Inseln Krk, Pag, Cres, Lošinj, Rab und Susak zählen ebenfalls zur Kvarner Bucht. Opatija (Abbazia) ist das berühmteste und mondänste Seebad an der Kvarner-Bucht. Mit dem Bau der Südbahn entstanden hier während der Donaumonarchie zahlreiche bekannte Hotels, wie das Quarnero (Kvarner) oder das Hotel Kronprinzessin Stephanie. Durch ein kaiserliches Dekret vom 4. März 1889 wurde Opatija zum ersten heilklimatischen Kurort an der österreichischen Adriaküste erhoben. Gekrönte Häupter wie Kaiser Franz Joseph I. und dessen Gattin Elisabeth, die deutsche Kaiserin Auguste Viktoria, König Carol I. und Königin Elisabeth von Rumänien oder Georg I. von Griechenland machten mit ihren Kuraufenthalten Abbazia, wie die Stadt damals hieß, zu einer der bekanntesten und mondänsten Adressen in Europa.


    Den Glanz jener Zeit können Besucher im traditionsreichen Hotel Miramar spüren. Das Hotel, das architektonisch an das berühmte Schloss Miramare in Triest erinnert, bietet neben einem modernen Relax-Resort auch viel k. u. k.-Flair, etwa in der Habsburger Bar oder in den Zimmern, in denen Fotos und Ansichten an die glanzvolle Zeit Abbazias erinnern. Der 12 Kilometer lange Spazierweg „Lungomare“ bietet wunderbare Ausblicke auf die Kvarner Bucht mit ihren zahlreichen Villen und Hotels. Auf der berühmten Uferpromenade liegt auch das Wahrzeichen Opatijas, das „Mädchen mit der Möwe“, eine Statue des Bildhauers Juraj Matija Šporer.


    Quelle: https://www.die-tagespost.de/l…ichlich-kultur-art-237400