Unterwasser-Rechenzentrum heißt Jules Verne

  • Von Jürgen Hill


    Das US-amerikanische Unternehmen Subsea Cloud will noch in diesem Jahr ein erstes kommerzielles Unterwasser-Rechenzentrum in Betrieb nehmen. Es soll 40 Prozent weniger Energie verbrauchen.


    In klassischen Schiffscontainern will Subsea Cloud seine Unterwasser-Rechenzentren installieren.

    Foto: Grzegorz Petrykowski - shutterstock.com


    Das Unternehmen Subsea Cloud will noch in diesem Jahr ein kommerziell verfügbares Unterwasser-Rechenzentrum vor der US-Küste in Betrieb nehmen. Das Data Center soll in der Nähe von Port Angeles im US-Bundesstaat Washington entstehen. Zwei weitere Rechenzentren sind im Golf von Mexiko sowie in der Nordsee geplant. Im Gegensatz zum Firmennamen positioniert sich das Unternehmen jedoch nicht als Cloud-Provider, sondern als Colocation-Provider.


    90 Prozent weniger Kosten

    Glaubt man Angaben des Unternehmens, dann benötigen seine Unterwasser-Rechenzentren 40 Prozent weniger Strom als ihre Pedants an Land und helfen so, den CO22-Ausstoss zu verringern. Zudem hätten sie eine geringere Latenzzeit, da die Rechenzentrennäher an den Ballungsräumen installiert werden könnten, von denen viele in Küstennähe liegen. Laut Maxie Reynolds, Gründerin und CEO von Subsea Cloud, kann das Unternehmen 1 Megawatt Kapazität zu 90 Prozent geringeren Kosten bereitstellen, als es für die Inbetriebnahme von einer entsprechenden Leistung an Land erforderlich wäre.



    Nun ist die Idee eines Unterwasser-Rechenzentrums nicht unbedingt neu. Hier sei nur an das Natick-Experiment von Microsoft erinnert, als der Konzern 2018 ein Rechenzentrum vor den schottischen Orkney-Inseln errichtete. Allerdings verfolgt Subsea Cloud bei seinem Projekt in Port Angeles - die Anlage erhält den Namen Jules Verne - einen anderen Ansatz. Waren bisherige Unterwasser-Rechenzentren meist in einem Druckkörper installiert, der Stickstoff als Kühlmittel enthielt, soll Jules Verne in einem normalen 20-Fuß-Schiffscontainer installiert werden. Dabei soll im Container der gleiche Druck herrschen wie im umgebenden Wasser. Als Kühlmittel kommt eine dieelektrische Flüssigkeit zum Einsatz, die zwar Wärme, aber keinen Strom leitet. Und es werden laut Subsea Cloud im Gegensatz zu klassischen wassergekühlten Rechenzentren keine Pumpen benötigt.


    800 Server pro Container

    Im Innern der Container hätten, wie "The Register" berichtet, etwa 16 Rechenzentrums-Racks Platz. In diesen könnten rund 800 Server installiert werden. Bis zu 100 solcher als Pods bezeichneten Container könnten zu einem Verbund zusammengeschlossen werden, um so skalierbar weitere Rechenleistung zur Verfügung stellen zu können. Die Verbindung zwischen den Pods und dem Festland erfolgt bei Jules Verne über eine 100-Gbit/s-Verbindung.


    Da es sich um einen kommerziellen Einsatz handelt, steht Jules Verne laut Reynolds allen potenziellen Kunden und Partnern offen. So führe man derzeit mit zwei bekannten Hyperscalern Gespräche über eine Nutzung. Jules Verne wird in flachen Gewässern aufgestellt, die vom Hafen aus sichtbar sind, während die Njord01-Gondel im Golf von Mexiko und die Manannan-Gondel in der Nordsee vorausichtlich in rund 200 Metern Tiefe installiert werden.


    Doch wie sieht es mit der Wartung eines solchen Rechenzentrums aus, wenn etwa ein Server ausfällt? Nach Angaben von Subsea können Kunden regelmäßige Wartungsarbeiten planen, einschließlich des Austauschs von Servern. Dazu, so das Unternehmen, würde ein Team vier bis 16 Stunden brauchen, um zum Standort zu gelangen und um das oder die erforderliche(n) Pod(s) über Wasser zu bringen und alle Geräte auszutauschen.



    Quelle: https://www.computerwoche.de/a…m-kommt-noch-2022,3612714