Auf dem Amazonas durch den Dschungel

  • Wer in einem kleinen Schiff auf dem großen Amazonas und seinen Nebenflüssen unterwegs ist, erlebt rosa Delfine und brüllende Affen, Urwaldriesen und Tausende anderer Dschungelgewächse. Es ist eine Reise in die Schöpfungsgeschichte unseres Planeten.

    Veröffentlicht am 14.11.2022 | Von Annemarie Ballschmiter


    Im Labyrinth: Fast verliert sich die „Jangada“ in den Wasserläufen des Amazonas

    Quelle: Dennis Schmelz


    Aus der Ferne tönt ein dumpfes Heulen durch den Dschungel, halb Knurren, halb Brüllen. Ein schauriges Geräusch, das in seltsamem Kontrast zu diesem friedlichen frühen Morgen steht. Das Wasser des Rio Ariaú, einem kanalähnlichen Nebenfluss des Rio Negro in Brasilien, liegt spiegelglatt da, wie flüssiges Silber; das Westufer des zu beiden Seiten dicht bewaldeten Flusses wird von der vor einer Stunde aufgegangenen Morgensonne angestrahlt. Auf den Ästen einer Baumkrone sitzen blau-gelbe Aras, schwingen sich paarweise auf zu einer Flugrunde hoch über dem Wasser.


    Verursacher des skurrilen Soundtracks sind aber nicht die bunten Vögel, sondern ein paar Brüllaffen – sie bleiben unsichtbar, was das Ganze noch ein bisschen unheimlicher macht. „Ihre Rufe kann man bis zu fünf Kilometer weit hören, zu sehen bekommt man sie fast nie“, sagt Raphael Rocha Sa und macht wenig später immerhin auf einen Kapuzineraffen im dichten Ufergrün aufmerksam. Später deutet er auf ein schwarzes Gebilde in einer Astgabelung: ein Termitennest. Die Insekten siedeln hier in luftiger Höhe, da der Grund regelmäßig überflutet wird.


    Rocha Sa ist Expeditionsleiter auf der „Jangada“, einem 2019 in Dienst gestellten Boutique-Schiff mit zwölf Kabinen, mit dem man sehr komfortabel auf Erkundungskreuzfahrt durch Amazonien gehen kann. Es ist eines von nur einer Handvoll Passagierschiffen, die auf dem Amazonas und seinen Nebenflüssen wie dem Rio Ariaú unterwegs sind.


    Amazonas in Brasilien

    Quelle: Infografik WELT


    Anders als zum Beispiel auf dem Nil, der fast schon wie ein Kreuzfahrtschiff-Fließband anmutet, ist man hier allein auf weiter Flur beziehungsweise Flusswelle. Denn obwohl Boote das einzige Transportmittel sind und der Fluss die alleinige Verkehrsader ist, sieht man während der Tage an Bord nur ganz vereinzelt ein paar Flussbewohner, die auf dem Wasser unterwegs sind.


    Das Schiff startet von Manaus aus zu Expeditionen

    Benannt ist die „Jangada“ nach Jules Vernes 1881 erschienenem Roman „Die Jangada. 800 Meilen auf dem Amazonas“, in dem sich der Plantagenbesitzer Joam Garral samt Familie, Priester und einer großen Schar von Bediensteten auf einem riesigen Floß – einer Jangada – auf die Reise von der peruanischen Grenze bis nach Belém begibt.


    Bernard Ramus, der französische Eigner der „Jangada“, hatte das Buch als Jugendlicher verschlungen, es ließ ihn von Abenteuern und dieser fernen, exotischen Gegend träumen. Der Franzose ist weit gereist, schon als 21-Jähriger fuhr er mit einem 2CV von Paris nach Kabul und zurück, seit fünf Jahrzehnten spielt sich sein Leben zwischen Brasilien und Frankreich ab. Als Ramus nach einem Namen für das nach seinen Ideen gebaute Flussschiff suchte, war schnell klar, wie es heißen sollte.


    Jules Verne als Inspiration: Die "Jangada" gleicht mehr einem Hausboot als einem traditionellen Flussdampfer

    Quelle: Dennis Schmelz (http://www.dennisschmelz.de)


    Der 29 Meter lange Katamaran, der mehr einem Hausboot als einem traditionellen Flussdampfer ähnelt, wie man ihn vielleicht aus dem Werner-Herzog-Film „Fitzcarraldo“ kennt, startet von der Amazonas-Metropole Manaus aus zu seinen Expeditionstouren. Die weiteste führt in knapp zwei Wochen bis nach Tabatinga, wo Brasilien mit Kolumbien und Peru zusammentrifft, und folgt Jules Vernes Spuren.


    Das Besondere: Mit seinem geringen Tiefgang von 1,4 Metern kann das Schiff auch in den trockenen Monaten bei niedrigem Wasserstand das weitläufige, stark verästelte Flusssystem erkunden. Für die täglichen Exkursionen hat die „Jangada“ zwei Beiboote im Schlepptau.


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