Finding Atlantis von Hybr: Familienspiel mit Anspruch

  • Finding Atlantis von Hybr: Familienspiel mit Anspruch

    André Volkmann


    Finding Atlantis ist das neue Kartenspiel mit App von Hybr. Foto: Volkmann


    Das Hybrid-Spiel Finding Atlantis ist der neueste Streich des deutschen Kleinverlags Hybr. Das kompetitive Erkundungsspiel mit Elementen der Deduktion richtet sich an bis zu vier Spieler. Als Zielgruppe peilt Hybr vor allem Familien an – dennoch steht Finding Atlantis auf der Schwelle zum Kennerspiel.


    Bei Finding Atlantis ist der Name Programm. Bis zu vier Spieler – oder ein Spieler im Solomodus – schlüpfen in die Rollen von Uboot-Kapitänen, um nach der legendären versunkenen Stadt Atlantis zu suchen. Spieler lösen Aktionen mit ihren Handkarten aus, um auf diese Weise Schritt für Schritt den Aufenthaltsort zu entschlüsseln.


    Im Zentrum des Spielablaufs steht dabei eine App. Die ist für Android-Geräte und inzwischen auch Apples iOS verfügbar und unumgänglich. Die App gibt Spielern nämlich stets die entsprechenden Hinweise. Schwierigkeit bringen die Macher von Finding Atlantis durch Timing ins Spiel: Irgendwann muss man auftauchen. Nur wer das geschickt in den Ablauf einbaut, kann es vermeiden, seine geheimen Forschungen preis zu geben. Das smarte Programm kann auf dem Tablet oder Smartphone genutzt werden, wichtig ist: das Gerät benötigt eine Frontkamera.


    Finde Atlantis… mal wieder

    Finding Atlantis ist mit seinem innovativen, wenn auch weiterhin „nischigen“, spielerischen Ansatz irgendwo zwischen gemütlichem Rätselspiel und Abenteuer zu verorten. Bei Hybrs neuem Spiel treffen zwei Kontraste aufeinander: moderne Technologie und ein Thema aus der Mottenkiste.


    Den Klassiker haben die Macher dennoch ganz bewusst als Grundlage für ihr Spielprojekt gewählt, auch wenn es nicht das frischeste am Markt ist. „Es ist schon wahr: Atlantis ist nicht die originellste Idee, die man haben kann“, gesteht Andreas Wilde, der Spieleautor hinter Finding Atlantis, ein. „Doch es ist ein perfektes Beispiel für ein ganz klassisches, vielleicht sogar naives Abenteuer. Mit Abenteuer meine ich das Gefühl, das man hat, wenn man einen Indiana Jones-Film schaut, oder sich einen Jules Verne durchliest. Dieses Eintauchen, das Ungewisse, das Versprechen in einer Welt zu sein, die ganz viele tolle Geheimnisse hütet.“


    Und auch ganz persönliche Vorlieben spielen eine Rolle. Der „wahrscheinlich bedeutendste Faktor“ für die Themenwahl ist ausgerechnet das „House of the Mouse“.


    „Ich bin ein großer Fan des Atlantis Disney Filmes, aber auch von Anno 1800“, erklärt Wilde. „Gemeinsam haben sie diese Zeit des Aufbruchs – irgendwann zwischen 1800 und 1920 – in der Forscherinnen und Forscher und andere Weltreisende aber auch Ingenieurinnen und Ingenieure die Welt erobern“. Andreas Wilde ist fasziniert von dieser Art von Abenteuer – es mache ihn wieder zum Kind. „Ich hoffe, es geht unseren Spielern und Spielerinnen auch so“.


    Ganz anders als das Thema präsentiert sich die Technik. Mit der App-Unterstützung hat Finding Atlantis nicht nur ein Alleinstellungmerkmal unter den Atlantis-Abenteuerspielen, es lässt sich zukünftig auch anpassen.


    MIT IHREN HANDKARTEN LÖSCHEN SPIELER AKTIONEN AUS. FOTO: VOLKMANN


    Wozu die Application tatsächlich nützlich ist, erklärt Andreas Wilde: „Das elementarste Element, welches die App beisteuert, ist das Geheimnis“. Man interagiere mit einer Karte, die nach und nach Geheimnisse preisgeben kann, die auch Dinge mit dem Spieler geschehen lassen kann. An einem Ort findet man also Seeberge, an einem anderen begegnet man einem Seeungeheuer.


    „Und es war kein Zufall, dass deine Reise dich dorthin führte, sondern deine Navigation und möglicherweise auch Umstände, sowie die Handlungen anderer Spieler“, so Wilde. Die App leistet also im Hintergrund – völlig unbemerkt – deutlich mehr als Spieler es mitbekommen, wenn sie ihre Karten scannen und Züge planen. Gänzlich neu ist die verwendete Idee der App-Nutzung in dieser Form für Hybr nicht, aber man hat daran gefeilt.


    „Technologisch sehr spannend ist, dass wir bei Finding Atlantis zum zweiten Mal Image Detection, also Bilderkennung, benutzen und zwar auf eine intuitive und spaßige Art und Weise“, erklärt der Autor. Mit Karten können Spieler ihre U-Boote navigieren. Je nachdem in welche Richtung man eine Karte über die App ausspielst, kann man verschiedene Himmelsrichtungen ansteuern. „Das ist nicht nur neu, sondern auch ziemlich einfach zu verstehen und erweitert die spielerischen Möglichkeiten enorm“, so Wilde. Weil manche Karten auf der Vorder- und Rückseite verschiedene Aktionen mit Richtungen haben, kann man letztlich acht verschiedene Dinge mit einer Karte tun. „Diese Art von Technologie werden wir garantiert bald wieder verwenden“, blickt Wilde bereits in die Zukunft.


    Einfach zu verstehen sind die Spielabläufe bei Finding Atlantis, ein einfaches Kartenspiel ist der Titel deshalb aber nicht. Dennoch will Hybr verschiedene Spielertypen ansprechen.


    Die Zielgruppe für Finding Atlantis sei breitgefächert aber richte sich vor allem an alle, die mit Search for Planet X, Cryptid, Alchemists oder sogar Cluedo schon eine Menge Spaß hatten, meint Andreas Wilde. Grundsätzlich sei der Titel eher Familienspiel als Kennerspiel, aber „definitiv mit einem gewissen Anspruch an Konzentration“.


    „Noch wichtiger ist aber ein Schatzsucher-Gen in sich zu tragen“, so Wilde. „Und Geheimnisse zu lüften, begeistert eigentlich fast jeden“. Fans von Sudoku oder Logikrätsel könnten sich „bei Bedarf ordentlich die Hirnrinde verzwirbeln“. Spätestens im Piratenmodus hat das Spiel eine Menge Interaktion.


    Das alles klingt nach Abläufen, die man von klassischen – „rein analogen“ – Brettspielen kennt. Für so manchen Enthusiasten wirken Apps in Gesellschaftsspielen störend, vor allem wenn sie zwingend zu nutzen sind. Auf dieses computerspielähnliche Gefühl wollen häufig Expertenspieler lieber verzichten.


    Die naheliegende Frage lautet also: Wie kann man sich als App-Skeptiker begeistern für Finding Atlantis?


    „Wer analogen Spielen mehr abgewinnen kann, findet in einem hybriden Erlebnis eben das Beste aus beiden Welten“, meint Autor Andreas Wilde. „Ich verspreche Euch, dass Ihr nicht hinter großen Bildschirmen verschwindet und eine halbe Stunde nicht miteinander reden werdet“.


    Das Handy, so beschreibt es der Autor, sei während des Spiels auch gar kein Handy – „sondern ein Kompass, ein Raumschiff oder ein Fleischwolf, mit dem ihr physisch interagiert“, erklärt Wilde auch rückblickend auf die zwei zuvor veröffentlichten Hybrid-Spiele Soviet Kitchen oder Houston, we have a Dolphin!.


    DAS HANDY ERHÄLT WÄHREND DES SPIELS EINE VÖLLIG ANDERE FUNKTION, WIRD BEISPIELSWEISE ZUM KOMPASS. FOTO: HYBR


    „Wir lieben Brettspiele nämlich auch“, so Wilde. „Letztlich haben unsere Spiele mitunter ganz neuartige Mechanismen, die ohne Handy nicht vorstellbar wären“.


    Einen weiteren Vorteil sieht der Autor in der Einstiegsfreundlichkeit: Man könne komplexe Spiele durch Tutorials und Moderation viel einfacher machen. „Ich glaube auch, dass sich die meisten Brettspieler nicht gegen passende Musik und Soundeffekte zu ihrem Brettspiel sträuben“, vermutet Andreas Wilde. Sein simpler Tipp: Auf der nächsten großen Messe oder bei Freunden ein Hybrid-Spiel einfach mal ausprobieren.


    Weitere Informationen zu Hybr und den Spielen gibt es online unter: hybr.co.


    Quelle: https://spielpunkt.net/finding…nspruch/?expand_article=1