Spiele-Rezension: Spiele-Test "80 Days": Mit Glück und Geschick auf den Spuren von Phileas Fogg

  • Spiele-Rezension: Spiele-Test "80 Days": Mit Glück und Geschick auf den Spuren von Phileas Fogg

    Der Jules-Verne-Romanklassiker „In 80 Tagen um die Welt“ ist zahlreiche Male verfilmt worden, es gibt Hörspiele, Brettspiele, Computerspiele zu diesem Thema. Piatnik hat mit „80 Days“ dieser umfangreichen Sammlung eine weitere Facette hinzugefügt. Wir haben getestet, was das Familien-Brettspiel auszeichnet.

    Stefan Lutter


    80 Days im Test - Weltreise mit Koffer, Regenschirm und Hut als Brettspiel

    Ein gelungenes Brettspiel für Familien: „80 Days“ von Piatnik. Foto: Stefan Lutter/inFranken.de


    80 Days: Rezension des Abenteuer-Brettspiels für die ganze Familie

    Erfahrungsbericht zum preisgekrönten Wettrennen - "Spiele-Hit für Familien beim Österreichischen Spielepreis 2023"

    So spielt sich die Weltreise mit Koffer, Regenschirm und Hut

    Infos, Bewertung und Fazit


    "ein erfrischend leichtgängiges, dennoch taktisch-strategisches Laufspiel, dem das seltene Kunststück gelingt, weitestgehend auf den Glücksfaktor zu verzichten und dennoch als Familienspiel zu begeistern". Diese Beschreibung von 80 Days könnte zwar auch unser Fazit zum Spiel sein, stammt aber nicht uns, sondern von der österreichischen Spiele-Akademie. Die Brettspiel-Experten vergeben alljährlich den Österreichen Spielepreis in diversen Kategorien. Und bei den Spielen für die Familie bedachten sie im vergangenen November ihre Landsleute von Piatnik mit der Auszeichnung. Unser Erfahrungsbericht zeigt, ob 80 Days das Gütesiegel "Österreichischer Spielepreis 2023: Spiele-Hit für Familien" verdient hat.


    Wie spielt sich „80 Days“?

    Die wunderschöne Illustration des Spielmaterials von 80 Days entführt die Weltreisenden in das späte 19. Jahrhundert. Das zweiseitig bedruckte Spielbrett zeigt eine Weltkarte und bietet verschiedene Schwierigkeitsgrade. Die Figuren, Münzen und der Würfel sind aus Holz, die vielen Plättchen mit den notwendigen Reiseutensilien aus stabilem Karton gefertigt.


    Das Ziel des Spiels ist, in London abzureisen und nach fünf Runden wieder in der britischen Hauptstadt anzukommen. Wie Phileas Fogg im Roman von Jules Verne – von dem das Spiel laut Anleitung inspiriert ist - versuchen die Spieler mit Schiff, Eisenbahn oder Ballon voranzukommen. Dabei werden die Fahrten immer teurer, weshalb Freifahrten besonders attraktiv sind.


    Eingangs erhält jeder einen Abenteurer-Meeple und die dazugehörige Charaktertafel. Diese Tafel stellt einen Koffer dar, der eine fünf mal drei Felder große Fläche zeigt. Darauf könne die für die Reise nötigen Utensilien wie Schirm, Hut und Schuhe wie in einem Puzzle gepackt werden. Der stark begrenzte Platz im Koffer bereitet Kopfzerbrechen – denn die dort untergebrachten Gegenstände stellen bei „80 Days“ neben Geld eine zweite Währung dar. Beispielsweise ist für die Zugfahrt von Juneau nach Winnipeg ein Regenschirm erforderlich, von Mazatlan nach Caracas sind gut polierte Schuhe die Voraussetzung. Die Utensilien sind in Boutiquen zu erwerben, wer schnell ist, kann ein Schnäppchen ergattern.


    Reisen, Einkaufen oder Geld vom Jongleur holen

    Weiter wählt jeder eine von zwei Abenteuerkarten aus. Die übrigen bilden einen Nachziehstapel. Fünf der Zeitungskarten werden auf dem Brett platziert. In jeder Runde wird eine von ihnen aufgedeckt. Sie zeigt einen Geldbetrag, der an jeden verteilt wird sowie einen Effekt oder eine Sonderregel.


    Reihum führen die Spieler nun abwechselnd eine Aktion aus. Es besteht die Möglichkeit, von einem Ort zum Nächsten zu reisen (indem man die Reisekosten zahlt). Man kann aber auch Objekte kaufen, denn das Reisen kostet Münzen und manchmal auch einen Gegenstand. Zum Einkaufen in der Boutique muss der eigene Meeple auf einem blauen, zum Einkaufen auf dem Basar auf einem roten Spielfeld stehen.



    Als weitere Aktion steht das simple Geld-Abholen zur Auswahl, das merkwürdigerweise bei einem Jongleur erfolgt; zwar bekommt man keine Unsummen, aber auf diesem Wege mitunter genau die eine Münze, die für die Reise noch gefehlt hat. Auch ein Besuch auf dem Schwarzmarkt ist möglich. Hier wird um Gegenstände gewürfelt, dummerweise muss man den Gewinn nehmen – auch wenn man ihn gar nicht braucht.


    Bestandene Abenteuer bringen Siegpunkte

    Clever gelöst: Sowohl das Reisen als auch das Kaufen kostet immer eine Münze mehr als die letzte an diesem Ort agierende Person bezahlen musste. Ist keine Aktion mehr möglich, heißt es „passen“. Die Mitspielenden dürfen weiter machen, bis jeder gepasst hat.


    Wichtig ist, sowohl vor als auch nach einer Aktion Abenteuer zu erfüllen, wenn die Bedingungen vorhanden sind. Nicht nur, weil sie zusätzliche Siegpunkte bringen. Sondern auch, weil mindestens vier bestandene Abenteuer die Voraussetzung für das Spielende sind.


    Haben alle gepasst, werden die leeren Felder mit Münzen aufgefüllt und die nächste Zeitungskarte umgedreht. Das Spiel endet, wenn in der fünften Runde alle gepasst haben. Sieger ist, wer die meisten Punkte gesammelt hat. Wer London nicht erreicht, der muss für jede Stadt, die zwischen ihm und dem Ziel liegt, fünf Punkte abgeben.


    Erweiterung inklusive

    Für Spieleinsteiger gibt es eine vereinfachte Regel. Auch Fortgeschrittene kommen auf ihre Kosten – denn „80 Days“-Autor Emanuele Briano und der Wiener Piatnik-Verlag liefern die Erweiterung für geübte Abenteurer quasi gleich mit.


    Auf der Rückseite des Spielplans ist ebenfalls eine Landkarte aufgedruckt, wobei die Verbindungen und Verkehrslinien mit der Vorderseite identisch sind. Allerdings fehlen die Kosten für die Verbindungen. Hier können Linienplättchen ins Spiel, die für die Grundvariante nicht benötigt werden. Sie werden zufällig gelegt, wodurch jede Partie einen individuellen Charakter bekommt. Zudem gibt es in dieser Fortgeschrittenen-Version von „80 Days“ einen Bonus für das Passen.


    Eine weitere Zusatz-Komponente sind „Assistentenkarten“. Dabei erhält jeder Spieler einen Helfer mit einer bestimmten Fähigkeit, etwa ein Bonus-Zug, Mehrfach-Würfeln auf dem Schwarzmarkt oder ein weiterer Koffer. All diese Optionen empfanden unserer Tester als sehr gelungen, sie bieten einen echten Mehrwert.



    Bewertung: Schönes Familienspiel für abenteuerlustige Reisende

    Das Thema von Jules Vernes Weltreise ist im Familienbrettspiel „80 Days“ gut umgesetzt, sowohl in der nostalgisch anmutenden Illustration als auch in der Aufgabenstellung. Etwas Glück ist nötig beim Kartenziehen, endgültigen Erfolg bringt eine gute Strategie. Es gibt einiges zu bedenken: Ist es besser, zuerst weitere Münzen beim Jongleur abzugreifen oder gleich in den Zug zu steigen? Denn für den Ersten sind die Aktionen immer am lukrativsten oder günstigsten. Auch das ist ein Grund, warum sich das flotte Abenteuerspiel bei drei bis vier Mitspielern am spannendsten anfühlt – und zu zweit eher vor sich hin plätschert. Im Duell sind fast immer ausreichend gute Optionen da, was den Spielspaß erheblich senkt.


    Ein Probespiel ist empfehlenswert, um die einzelnen möglichen Aktionen kennenzulernen. Die Altersempfehlung des Verlags (ab 10) unterschreiben wir, da die Planungen der besten Routen sowie das zügige Bestehen der Abenteuer einen gewissen Überblick erfordern. Das Erfüllen möglichst vieler Abenteuer ist wichtig, da diese wertvolle Siegpunkte bringen, doch das Weiterkommen auf der Reise um die Welt sollte trotzdem nicht stoppen. Denn die fünf Punkte Abzug pro Stadt, die bei Spielende noch zwischen dem Meeple und London liegen, schlagen mehr als heftig zu Buche.


    Bei unseren gemischten Runden hat „80 Days“ für alle Altersklassen gut funktioniert und kommt immer wird gerne auf den Spieltisch. Vor allem dann, wenn wir Lust auf ein im besten Sinne klassisches Brettspiel haben, das nicht abendfüllend, aber auch nicht nur ein banaler Absacker ist.


    Infos zu "80 Days" im Überblick:

    Spieleranzahl: 2 bis 4

    Altersempfehlung: ab 10

    Dauer: 50 Minuten

    Verlag: Piatnik

    Autor: Emanuele Briano

    Pro:

    Thema stimmig umgesetzt

    Unterhaltsames Familienspiel mit eingängigen Regeln

    Schön gestaltetes Material

    Guter Einstieg in die Welt der Strategiespiele

    gelungene Zusatzvarianten

    Hohe Interaktion

    Contra:

    Zu Zweit deutlich schwächer

    Für Vielspieler und Supertüftler zu wenig komplex

    Redaktionswertung: 8 von 10 Punkten

    Fazit: Das Brettspiel „80 Days*“ ist ein unterhaltsames Wettrennen rund um die Welt für die ganze Familie, das einige schöne Kniffe beinhaltet. Die Dauer einer Partie ist überschaubar, die Regeln sind gut verständlich, die Mischung aus Glück und strategischen Erwägungen ausgewogen, was das Reisespiel auch für Gelegenheitsspieler und Kinder ab zehn Jahren interessant macht. „80 Days“ verspricht alters- und erfahrungsmäßig gemischten Runden am Tisch schöne Spielstunden und ist für diese Zielgruppe eine lohnende Anschaffung.


    Quelle: https://www.infranken.de/ratge…ogg-art-5802734#gallery-1