Illertissen: Wilde Verfolgungsjagd um den Globus

  • Von Regina Langhans | 07.08.24

    Das Erwachsenenensemble der Schwabenbühne Illertissen zeigt eine Inszenierung von Jules Vernes abenteuerlichem Reiseroman „In 80 Tagen um die Welt“. Hier ist der Erdball noch wirklich groß.


    Die Schwabenbühne hat eine üppige Inszenierung von "In 80 Tagen um die Welt" auf die Beine gestellt. Am Freitag, 8. August, ist Premiere.
    Foto: Regina Langhans

    Abenteuerlich, surreal und recht witzig dürfte es zugehen, wenn das Erwachsenentheater der Illertisser Schwabenbühne das Publikum mitnimmt auf seine Reise „In 80 Tagen um die Welt“. Derzeit geht es nur noch um den Feinschliff, für den die Regisseurin Carmen Stürmer die Durchlaufproben beobachtet und kommentiert. Denn am Freitag, 9. August, ist es so weit und die Wette gilt: Um 20 Uhr beginnt die Premiere für Mr. Fogg (Jakob Gschwind), seinen Kammerdiener Passepartout (Werner Denzel) und die Köchin Mrs. Potts (Stefanie Steinle) auf der Freilichtbühne am Illertisser Schloss.

    Nach der Derniere der Jugendbühne mit „Die kleine Hexe“ vor zwei Wochen gehört das Freilichtgelände ganz dem Erwachsenenensemble. In kürzester Zeit haben es die Bühnenbauer mit Josef Hutzler und Team sowie Bühnenmaler Johannes Riggenmann in eine surreale Landschaft fantastischen Ausmaßes verwandelt, wo Zeit und Raum in neuen Dimensionen erscheinen. Aber auch die darin lebende Gesellschaft ist eine konstruierte, die zu Übertreibungen neigt. So geht der Engländer Phileas Fogg eine waghalsige Wette ein: In 80 Tagen will er einmal um die Welt reisen. Für dieses schier unmögliche Unterfangen setzt er sein gesamtes Vermögen aufs Spiel.

    Um keine Zeit zu verlieren, brechen Mr. Fogg, Passepartout und Mrs. Potts unvermittelt auf. Durch ihre Eile geraten sie fälschlicherweise ins Visier des Inspektor Fix, (Josef Hutzler) der einem gesuchten Bankräuber auf der Spur ist. So entwickelt sich per Eisenbahn, Schiff und sogar im Heißluftballon eine abenteuerliche Verfolgungsjagd rund um den Globus. Begleitet von kuriosen Pannen, Begegnungen und Trennungen erscheint es immer fraglicher, ob der exzentrische Engländer sein 80-Tage-Ziel erreicht. Das Publikum darf gespannt sein auf hanebüchene Schicksalswendungen, witzige Regieeinfälle wie die Touristen Helga (Andrea Träger) und Arnold (Thomas Beitlich) aus Illertissen und eine in fantastischen Bildern festgehaltene Inszenierung.

    Die Abenteuerkomödie von Claus Martin nach dem Roman von Jules Verne will aufzeigen, was der französische Romancier in seinem 1873 verfassten Roman gewissermaßen vorweggenommen hat: Ein Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint, mit Menschen, die immer verrückter werden, indem sie das Maß aus den Augen verlieren. Die Welt heutzutage sei klein geworden, sagt Regisseurin Carmen Stürmer. Heutzutage sei Reisen Normalität, jeder könne überall hinreisen.

    Die Schwabenbühne will ihr Publikum in eine andere Welt mitnehmen, die noch so groß ist wie das Gefühl der Menschen um 1900 bei einer Weltreise. Dazu hat sich die Regisseurin ein malerisches Fantasiereich ausgedacht, in dem die Figuren aus der Froschperspektive zu übergroßen Löwenzahnbäumen aufschauen, in der man auf surrealistischen Zuckerwürfeln sitzt und den Atlantik in einer Teetasse überquert. Eine Welt, in der die Zeit noch anders tickt, die klassischen Touristenattraktionen befremdlich wirken und statt konventioneller Lösungen ungewöhnliche Formen der Mobilität im Einsatz sind. Für ihre Inszenierung ließ sich die Regisseurin auch vom Ambiente des weitläufigen Geländes am Schloss inspirieren. Sie sagt: „ Für mich verschmelzen die wunderbare Atmosphäre der Freilichtbühne, das Rauschen der Bäume und das sommerliche Grillenzirpen mit spannenden Soundeffekten und schöner Musik, welche wie das wunderbare Licht den Abend und das großartig umgesetzte Bühnenbild verzaubern.“ Bei der Inszenierung von „In 80 Tagen um die Welt“ mit Bühnenbild- und Kostümideen ist die künstlerische Vielseitigkeit der Regisseurin nicht zu verkennen, welche gewiss in dem 2018 abgeschlossenen Masterstudium der Theater- Film- und Medientheorie an der Universität Wien gründet.

    Info: Premiere am Freitag, 9. August, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen am 10., 14., 15., 16., und 17. August jeweils 20 Uhr. Am Sonntag, 18. August, 17 Uhr, sowie 21., 22., 23. und 24. August, jeweils 20 Uhr. Tickets online unter http://www.schwabenb%c3%bchne.de sowie telefonisch unter der Nummer 0761 888 499 99 (lor)

    Quelle: https://www.augsburger-allgemeine.de/illertissen/wi…lobus-102946552