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Heidelberg
Johannes-Kepler-Schüler beraten das Junge Theater
Sie überlegen sich, welche Themen ihnen besonders am Herzen liegen. Diesmal waren die sechsten Klassen zweier Realschulen gefragt.
„Nicht Mitbestimmen dürfen heißt Zufall und Unsicherheit“: Diese und weitere Thesen haben sich die Schüler von Johannes-Kepler-Realschule und Theodor-Heuss-Realschule in ihrer Ratsarbeit überlegt. Foto: Philipp Rothe
Von Marei Karlitschek
Heidelberg. Die Bühne des Jungen Theaters Heidelberg ist verwaist – doch obwohl kein Stück aufgeführt wird, ist ordentlich was los. Etwa 50 Schülerinnen und Schüler wuseln mit Stiften und Plakaten durch den Vorstellungsraum.
Es tagt der Theaterrat: Das Junge Theater will sich mit seiner Zielgruppe beraten, herausfinden, was die Kinder beschäftigt, was sie spannend, lustig, oder langweilig finden.
Seit drei Spielzeiten wird regelmäßig der Theaterrat einberufen. Teil dessen sind je zwei sechste Klassen von Johannes-Kepler- und Theodor-Heuss-Realschule. Der Theaterrat besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil durften die Kinder das Theater und die Schauspielerei besser kennenlernen.
Los ging es mit einer Aufwärmübung, dann folgte ein Rundgang hinter die Kulissen des Jungen Theaters, ein Workshop zu kreativem Schreiben und eine Theaterübung mit echten Requisiten aus dem Theaterfundus.
Samantha von der Johannes-Kepler-Realschule erlebte den Rundgang durch das Theater als besonders spannend. "Ich fand, die Sammlung mit den verschiedenen Requisiten und Masken zu sehen, war total toll", erzählt sie. Auch ihr Klassenkamerad Arthur fand es schön, sich alles in Ruhe angucken zu können. "Wir hatten keinen Zeitdruck und die Schauspieler hier waren alle superlieb."
Für die Schauspieler des Jungen Theaters ist der Besuch der Kinder die perfekte Möglichkeit, ihre Zielgruppe besser kennenzulernen. "Mit den Workshops versuchen wir herauszufinden, welche Themen und Geschichten die Kinder beschäftigen", erklärt Natascha Kalmbach, Leiterin des Jungen Theaters. Aus den Anregungen der Kinder holt sich das Junge Theater Inspiration für den Spielplan.
"Wir als Erwachsene wollen den Kindern nicht nur einfach irgendetwas vorsetzen", sagt Kalmbach. Aus vergangenen Theaterräten hätten sie schon mitnehmen können, dass Abenteuergeschichten besonders gefragt sind. Deswegen führt das Junge Theater in dieser Spielzeit auch "20.000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne auf. "Ohne den Theaterrat hätten wir das Stück wahrscheinlich nicht mit aufgenommen", so Kalmbach.
Nach den Workshops beginnt dann die richtige Ratsarbeit. Die Kinder bekommen in kleineren Gruppen Themen genannt, zu denen sie sich austauschen und beratschlagen sollen. Die Themen ergeben sich aus dem anstehenden Spielplan. Heute sollen die Kinder über Macht, Konflikt, Mitbestimmung und Gerechtigkeit beraten.
Zuerst werden Ideen und Assoziationen gesammelt, dann sollen sie sich gemeinsam Thesen überlegen, was ihnen an den Themen besonders wichtig ist. Zu "Mitbestimmung" stellt eine Gruppe die These auf: "Nicht Mitbestimmen dürfen heißt Zufall und Unsicherheit".
Die Ergebnisse fließen in die Vorbereitungen für weitere Stücke mit ein. "Wir nehmen auf, was die Kinder sagen und überlegen uns, was davon wir übernehmen und in den Stücken bearbeiten wollen", sagt Kalmbach – und verrät bereits den Arbeitstitel für ein Stück der nächsten Spielzeit. Er lautet: "Ist das gerecht?"
Info: Der nächste Theaterrat findet am Dienstag, 6. Mai, ab 9 Uhr statt. Eingeladen sind Klassen und einzelne Schüler der Klassenstufen fünf bis acht, Anmeldung erforderlich per E-Mail an: jungestheater@theater.heidelberg.de.