BAR-Honda mit einem blauen Auge davongekommen

  • (F1Total.com) - Zwei Rennen Sperre, nachträgliche Disqualifikation vom Grand Prix von San Marino, Bewährungsstrafe - BAR-Honda muss für den vor knapp zwei Wochen publik gewordenen Betrugsskandal einen hohen Preis zahlen. Dennoch ist FIA-Präsident Max Mosley der Ansicht, dass noch härtere Maßnahmen angebracht gewesen wären.


    "Die Fakten in diesem Fall sind sehr klar", erklärte der Brite heute Nachmittag nach dem Urteilsspruch der vier Richter Xavier Conesa, Vassilis Koussis, Erich Sedelmayer und Pierre Tourigny. "Das Team wurde in Imola gebeten, das Benzin aus dem Auto zu pumpen. Sie haben 15 Liter im Tank gelassen und uns gesagt, der Tank sei leer. Unter diesen Umständen sind wir der Meinung, dass das Team relativ mild behandelt worden ist."


    Vorsätzlicher Betrug konnte nicht nachgewiesen werden


    Für einen Weltkonzern wie Honda freilich ist ein derart spektakulärer Schuldspruch einem moralischen Todesstoß gleichzusetzen, zumal die japanische Mentalität auf Werten wie Integrität und Aufrichtigkeit basiert. Umso verwunderlicher, dass sich das Team überhaupt in einen solchen Betrugsskandal verwickeln ließ, wenngleich der Urteilsspruch eine Passage enthält, wonach BAR-Honda immerhin kein vorsätzlicher Betrug nachzuweisen sei.


    Stattdessen berufen sich die vier Richter des Berufungsgerichts der FIA auf Verstöße gegen die Artikel 1.9, 4.1, 4.2 und 2.6 des Sportlichen Reglements sowie Artikel 151-c des Internationalen Sportkodex. Außerdem wurde BAR-Honda in zehn verschiedenen Anklagepunkten für schuldig befunden. Der Nachweis, dass Jenson Button und Takuma Sato in Imola tatsächlich untergewichtig gefahren sind, wurde aber nicht erbracht.


    Vielmehr habe BAR-Honda nachlässig gehandelt und vor allem nicht voll mit den Technischen Delegierten der FIA vor Ort kooperiert. Als einer dieser Delegierten einen Mechaniker des Teams bat, den Tank komplett zu leeren, wurde lediglich eine kleine Menge Benzin abgetankt. Bei der anschließenden Inspektion fanden die Delegierten dennoch mehr als zehn Kilogramm Benzin im viel zitierten Zusatztank, deren Existenz seitens BAR-Honda geleugnet wurde.


    BAR-Honda-Comeback erst Ende Mai am Nürburgring


    Abgesehen davon, dass das Team mit Sitz im britischen Brackley seine Zelte in Barcelona, wo am kommenden Wochenende der Grand Prix von Spanien stattfinden wird, wieder abbrechen muss, weil die vorläufige Sperre erst vor dem Grand Prix von Europa am 29. Mai am Nürburgring wieder abläuft, steht man nun auch wieder ohne WM-Punkte da - als eines von nur drei Teams neben Jordan-Toyota und Minardi-Cosworth.


    Außerdem darf sich BAR-Honda in den nächsten zwölf Monaten keine weiteren Regelverstöße erlauben, weil vom Berufungsgericht der FIA zusätzlich zu den sofortigen Konsequenzen eine Bewährungsstrafe ausgesprochen wurde. Sollten der FIA in diesem Zeitraum weitere Ungereimtheiten in Zusammenhang mit dem britisch-japanischen Rennstall auffallen, droht sogar ein Ausschluss aus der Formel-1-Weltmeisterschaft für die Dauer von sechs Monaten.


    Button könnte nun zum BMW WilliamsF1 Team wechseln


    Für Jenson Button selbst hat das drakonische Urteil - so paradox es auch klingen mag - zumindest einen positiven Beigeschmack, denn einem Wechsel zum BMW WilliamsF1 Team für kommende Saison steht damit formell nichts mehr im Weg. Der Brite muss nur bei BAR-Honda bleiben, wenn er Ende August mehr als 75 Prozent der Punkte des WM-Führenden auf seinem Konto hat, doch angesichts der neuen Situation ist dies praktisch nicht mehr möglich.


    Schon jetzt hat der 25-Jährige 36 Punkte Rückstand auf Renault-Pilot Fernando Alonso - ein Abstand, der in Spanien und Monaco, wo BAR-Honda aufgrund der Sperre nicht am Start sein wird, weiter anwachsen kann. Button wird also an der anvisierten 75-Prozent-Marke mit Sicherheit vorbeischrammen, wodurch das BMW WilliamsF1 Team eine Option auf seine Dienste ziehen kann. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass er überhaupt wechseln will.


    Die 'F1Total.com'-Leser waren im Vorfeld der heutigen Ereignisse übrigens zu 46,04 Prozent für eine nachträgliche Disqualifikation BAR-Hondas in Imola, zu 29,15 Prozent für einen Ausschluss aus der Weltmeisterschaft und zu 12,82 Prozent für eine hohe Geldstrafe. Nur 9,14 Prozent waren der Ansicht, dass keine Strafe notwendig sei. Die Umfrage wurde von 'F1Total.com' bei mehr als 2.300 abgegebenen Stimmen erhoben.



    Quelle: www.f1-total.com