Der Mann, der auf Saddam schoss

  • 18. Oktober 2005



    Der Mann, der auf Saddam schoss
    Von Ali Saleh


    Faris Dschasim al-Amin wird den 8. Juli 1982 nie vergessen. Zusammen mit 18 weiteren Verschwörern schoss er an diesem Tag in der irakischen Kleinstadt Dedscheel auf den Konvoi von Präsident Saddam Hussein.


    Der Präsident überlebte und ließ seinen Zorn über das Attentat an den Einwohnern der schiitischen Enklave Dedscheel aus. Von diesem Mittwoch an steht der Ex-Machthaber in Bagdad wegen dieses blutigen Rachefeldzuges vor Gericht.




    Diktator entging dem Attentat um Haaresbreite


    Al-Amin ist einer von insgesamt zehn Verschwörern, die nach dem misslungenen Attentat fliehen konnten. Er erzählt: „Ich und die anderen aus der Gruppe, wir haben den Anschlag mit unseren eigenen primitiven Mitteln vorbereitet. Keine irakische oder ausländische Partei hat uns dabei unterstützt oder auch nur von unserem Plan gewusst“, betont Al-Amin.


    Sein Komplize Sattar Tawfik hatte damals, am Tag des Präsidentenbesuchs in Dedscheel, den Auftrag, von einem Motorrad aus auszuspähen, in welchem Wagen Saddam sitzt. Doch, was er nicht wissen konnte: Kurz nachdem er ihn gesehen hatte, wechselte der sicherheitsbewusste Saddam noch einmal das Auto. Die Verschwörer erschossen deshalb nicht ihn sondern einen Hauptmann.


    Al-Amin berichtet, drei seiner Komplizen seien damals direkt von den Leibwächtern des Präsidenten erschossen worden. Dann wurden die Ausfallstraßen blockiert, bis Verstärkung eintraf. Sechs weitere Attentäter fanden noch am selben Tag den Tod, berichtet Al-Amin. Er und neun weitere Verschwörer konnten fliehen - über Bagdad, Mossul und Erbil flohen sie nach Iran.



    Die Folter noch vor Augen


    Die Einwohner von Dedscheel zahlten dagegen einen hohen Preis für den Attentatsversuch. 143 Männer wurden hingerichtet. Hatim Ahmed al- Chasradschi, ein Angehöriger der Vereinigung der befreiten Gefangenen von Dedscheel, erklärt, rund 100 Familien seien damals ins Gefängnis geworfen worden, 257 Einwohner von Dedscheel seien seit der Verhaftungswelle von damals verschollen.


    Er sagt: „Mein Bruder, der Hauptmann Mohammed Ali, wurde hingerichtet. Ich selbst kam für sieben Jahre ins Gefängnis. Die Folter und die Demütigung von damals habe ich immer noch vor Augen, so als wäre es erst gestern geschehen.“



    Gerechtigkeit statt Rache


    Wie er so kam auch Mohammed Hassan Mahmud bei einer Amnestie frei. An seinen Armen trägt er immer noch Spuren der Folter. „Wir wollen keine Rache, wir wollen Gerechtigkeit, und dass der Prozess (gegen Saddam) rechtmäßig abläuft“, sagt er.


    Für Al-Amin, den Attentäter von damals, ist dagegen nur Eines wichtig: Dass Saddam und die anderen Regimegrößen, die an der Rachekampagne gegen die Einwohner von Dedscheel beteiligt waren, zum Tode verurteilt werden. (N24.de, dpa)


    http://www.n24.de/politik/ausl….php/a2005101818103050852