Neue Krawalle in den Vororten von Paris

  • Jugendliche verwüsten Einkaufszentrum


    Die gewalttätigen Krawalle in den Pariser Vorstädten nach dem Tod von zwei Jugendlichen dauern an. Randalierer lieferten sich in der Nacht erneut Auseinandersetzungen mit der Polizei, warfen mit Steinen und setzten dutzende Autos in Brand.


    In Aulnay-sous-Bois im am schwersten betroffenen Département Seine-Saint-Denis nordöstlich der französischen Haupstadt besetzten Jugendliche vorübergehend eine Polizeiwache und versuchten, sie in Brand zu setzen. Ebenfalls in Aulnay überfielen Jugendliche ein Fernsehteam, nahmen den Journalisten ihr Auto ab und steckten es in Brand. Rund 40 Autos gingen in Flammen auf. Schaulustige strömten auf die Straßen.


    In Bobigny verwüsteten rund 40 vermummte Angreifer ein Einkaufszentrum und griffen Verkäuferinnen an. Auch eine Autowerkstatt und eine Sporthalle wurden in Brand gesetzt, zwei Schulen wurden beschädigt. Im Vorort Clichy-sous-Bois, wo die Krawalle Ende vergangener Woche begonnen hatten, blieb es dagegen verleichsweise ruhig.
    Chirac mahnt zur Besonnenheit


    Präsident Jacques Chirac hatte die erhitzten Gemüter gestern zur Besonnenheit aufgerufen. In den Problemvierteln müsse "das Gesetz streng geachtet werden, allerdings im Geist des Dialogs und Respekts", sagte der konservative Staatschef.


    Beobachter sahen darin auch eine Zurechtweisung von Innenminister Nicolas Sarkozy, der wegen seiner harten Wortwahl für die Eskalation der Gewalt mitverantwortlich gemacht wird. Sarkozy hatte unter anderem angekündigt, die Problemviertel mit einem "Hochdruckreiniger" von dem "Gesindel" zu säubern. Statt "kriegerischer Worte" sei eine Beruhigung der Lage angebracht, sagte der Minister für Chancengleichheit, Azouz Begag.


    Am vergangenen Donnerstag waren in Clichy-sous-Bois zwei Jugendliche gestorben, als sie vor der Polizei fliehen wollten. Sie kletterten über die Mauer eines Transformatorenhäuschens und erlitten tödliche Stromschläge. Chirac forderte, dass der Tod der beiden Jugendlichen schnellstmöglich aufgeklärt wird.


    Quelle: [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4913534_NAV_REF3,00.html]http://www.tagesschau.de[/URL]
    Stand: 03.11.2005 08:20 Uhr

  • Randalierer schießen auf Polizisten


    Trotz Aufrufen der französischen Regierung zu Ruhe und Ordnung haben randalierende Jugendliche Brandstiftungen und Straßenkämpfe mit der Polizei fortgesetzt. Wie die Behörden mitteilten, wurden landesweit insgesamt 1408 Autos angezündet. Die Polizei nahm 395 Menschen fest. Damit waren die Krawalle die schwersten seit Beginn der Ausschreitungen vor elf Tagen.


    Bei Auseinandersetzungen mit rund 200 Jugendlichen im Pariser Vorort Grigny wurden mehr als 30 Polizisten verletzt, zwei von ihnen schwer. Jugendliche hätten mit Schrotkugeln auf sie geschossen, teilten die Sicherheitskräfte mit. In anderen Städten rund um Paris, wie in Colombes, Suresne, und Rosny-sous-Bois, wurden Autobusse, Sportzentren und Schulen attackiert. Ein 13 Monate altes Kind ist dabei verletzt worden. Sogar ein großes Fernsehstudio ging in Asnieres, in der unmittelbaren Nähe von Paris, in Flammen auf. Es kam auch zu Plünderungen.


    Im südfranzösischen Saint-Etienne besetzten Jugendliche einen Bus und zwangen die Passagiere auszusteigen. Danach setzten sie das Fahrzeug in Brand. Nach Angaben der Behörden wurden der Busfahrer und ein Insasse verletzt. In einer Vorstadt der südfranzösischen Großstadt Toulouse kam es zu Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und der Polizei. Randalierer in Nantes, Rennes und Orléans setzten zahlreiche Autos in Brand. Insgesamt gingen im ganzen Land mindestens 830 Autos in Flammen auf, knapp 190 meist jugendliche Randalierer wurden festgenommen.


    Chirac fordert Ruhe und Ordnung


    Am Abend hatte Präsident Jacques Chirac nach einem Treffen des nationalen Sicherheitsrats erklärt, die "Wiederherstellung der Sicherheit und Ordnung" habe oberste Priorität. Es war seine erste öffentliche Stellungnahme seit Beginn der Unruhen. "Jene, die Gewalt oder Angst säen wollen, werden gefasst, verurteilt und bestraft", so Chirac. Um die Krise zu beheben, seien aber auch die Achtung des Einzelnen, Gerechtigkeit und Chancengleichheit nötig, sagte der Präsident. Chirac war heftig kritisiert worden, da er bislang zu der Krise geschwiegen hatte.


    Premierminister Dominique de Villepin, der auch an dem Treffen teilgenommen hatte, kündigte eine Aufstockung der Sicherheitskräfte "überall dort, wo notwendig" an. Er betonte, seine Regierung werde keine "gesetzlosen Zonen" akzeptieren. Randalierer würden künftig in Schnellverfahren zur Verantwortung gezogen werden. Morgen will de Villepin im Fernsehen einen Aktionsplan für besonders vernachlässigte Vorstädte vorstellen. Einzelheiten dazu sind noch nicht bekannt.


    Sarkozy hält sich zurück


    Einen im Gegensatz zu seinen sonstigen Äußerungen etwas zurückhaltenderen Ton fand Innenminister Nicolas Sarkozy. Er forderte die Polizisten auf, mit Respekt vor dem Gesetz und der republikanischen Ethik vorzugehen. Man arbeite für die Bewohner der armen Vorstädte und nicht gegen sie, so Sarkozy wörtlich. Der Minister hatte die Krawalle in der Vergangenheit weiter angeheizt, indem er die Jugendlichen in den Trabantenstädten als "Gesindel" bezeichnete.


    "Schwarzes Wochenende" in Frankreich


    Am Wochenende hatten die sozialen Unruhen in Frankreich dramatische Ausmaße erreicht. In der zehnten Nacht griffen die Krawalle erstmals auch auf das Zentrum von Paris über. Autos wurden in Brand gesetzt. Nach Angaben eines hochrangigen Vertreters aus dem Justizministerium wurden seit Beginn der Unruhen 160 Personen vor Gericht gestellt. Rund 20 seien zu Gefängnisstrafen verurteilt, weitere 30 auf Kaution wieder freigelassen worden. Zudem seien 50 Minderjährige vor Jugendgerichte gebracht worden.


    Die Unruhen sorgen zunehmend auch im Ausland für Beunruhigung. Russland und die USA warnten ihre Bürger, sich in Pariser Vororte zu begeben. Auch Australien veröffentlichte eine Reisewarnung für Frankreich.


    Auslöser der Gewaltwelle war der Tod zweier Jugendlicher am 27. Oktober. Sie waren auf der Flucht vor der Polizei in ein Transformatorgebäude eingedrungen und durch einen Stromschlag ums Leben gekommen.



    Quelle: [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4929922_NAV_REF1,00.html]http://www.tagesschau.de[/URL]

  • "Nur" 814 Autos in Brand gesteckt


    Die schwersten Unruhen in Frankreich seit mehr als einem Jahrzehnt sind in die zwölfte Nacht gegangen. Im ganzen Land setzten erneut Randalierer Fahrzeuge, eine Polizeiwache, eine Schule sowie ein Krankenhaus in Brand, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Insgesamt scheine sich jedoch ein Rückgang der Zwischenfälle abzuzeichnen.


    143 Festnahmen, vier verletzte Polizisten


    Nach Polizeiangaben wurden 814 Autos und mehrere Gebäude angezündet. In der Nacht zuvor waren es noch 1408 Fahrzeuge gewesen. Die Zahl der Festnahmen sank von 400 auf 143, die der verletzten Polizisten ging von 34 auf vier zurück. Erheblich ruhiger war es vor allem im Großraum Paris, wo die Unruhen ihren Ausgang genommen hatten, und in Westfrankreich. Heikel war die Lage in manchen Städten Flanderns und bei Lyon. In Straßburg wurde ein deutsches Fernsehteam von Jugendlichen angegriffen, in Clichy bei Paris zwei italienische Journalisten.


    Krawalle in mehreren Regionen


    In der Pariser Vorstadt Sevran setzten Jugendliche eine Schule in Brand. In Vitry-sur-Seine wurden Molotow-Cocktails auf ein Krankenhaus geschleudert. Verletzt wurde dabei niemand. In Stains im Nordosten der Hauptstadt ging laut Hamon ein Bus in Flammen auf. In Chenove im Burgund warfen Jugendliche Molotow-Cocktails auf eine Polizeistation. In der südfranzösischen Stadt Toulouse zwangen Randalierer die Fahrgäste aus einem Bus und zündeten das Fahrzeug an. Als die Polizei eintraf, wurde sie mit Molotow-Cocktails und Steinen beworfen.


    Bereits in der Nacht zum Montag war es in Toulouse zu schweren Unruhen gekommen, ebenso wie in zahlreichen anderen Städten. Die Gewalt erreichte einen neuen Höhepunkt; insgesamt brannten mehr als 1400 Autos sowie Kirchen, Schulen und Geschäfte. Die Unruhen kosteten auch erstmals ein Menschenleben.


    Regierung will Notstandsgesetz reaktivieren


    Am Montagabend kündigte die Regierung die Reaktivierung des Notstandsgesetzes von 1955 an. Premierminister Dominique de Villepin sagte, das Kabinett werde zusammentreten, um die Bestimmungen eines während des Algerienkriegs erlassenen Gesetzes wieder in Kraft zu setzen. Dieses diente zur Verhängung des nationalen Notstands in der damaligen französischen Kolonie.


    Die Opposition rief die Regierung auf, die Möglichkeit zur Verhängung von Ausgehverboten nicht zu missbrauchen. Der Vorsitzende der Sozialisten, François Hollande, kündigte an, seine Partei werde die korrekte Anwendung des Notstandsgesetzes überwachen. "Dieses Gesetz darf nicht überall angewendet werden, und es darf nicht von Dauer sein", sagte Hollande. Er bezeichnete de Villepins Vorschläge als vage und rief den Premierminister auf, stattdessen mehr für die Verbesserung der Lebensqualität in den Problemvierteln zu tun.


    Quelle: [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4929922_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html]http://www.tagesschau.de[/URL]