"Tookie" Williams hingerichtet - "Es dauerte unheimlich lange"

  • 13. Dezember 2005



    "Tookie" Williams hingerichtet - "Es dauerte unheimlich lange"
    Der vierfache Mörder und Gründer der Straßengang "Crips", Stanley "Tookie" Williams, ist am Dienstag trotz aller Proteste hingerichtet worden. Der Oberste US-Gerichtshof hatte zuvor einen Aufschub der Hinrichtung des 51-Jährigen abgelehnt. Auch der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger sah keine Gründe für eine Begnadigung in letzter Minute. Williams wurde in San Quentin mit einer Giftspritze getötet.


    Er starb um 00.35 Uhr (Ortszeit; 09.38 Uhr MEZ), wie die Justizbehörden erklärten. Reporter, die als Zeugen anwesend waren, berichteten von einem langen Todeskampf. "Es hat unheimlich lange gedauert, bis man die Vene gefunden hat“, berichteten sie anschließend auf einer Pressekonferenz. Insgesamt brauchten die Henker allein zehn Minuten, um den intravenösen Zugang im linken Arm zu legen. Williams habe in dieser Zeit wiederholt den Kopf gehoben und zu den Zuschauern hinübergeblickt. „Er hat versucht, uns anzusehen, als wären wir seine Zeugen“, erklärte ein Journalist.


    Unter den Zuschauern waren offenbar drei Freunde des Todeskandidaten, die den Raum nach der Hinrichtung unter Protest verließen. Sie riefen: „Der Staat Kalifornien hat gerade einen unschuldigen Mann getötet.“




    Vergeblich: Proteste gegen die Hinrichtung vor dem Gefängnis San Quentin (Foto: dpa)


    Proteste vor San Quentin


    Vor dem Gefängnis hatten sich rund 1.000 Anhänger und Gegner der Todesstrafe versammelt. Unter den Demonstranten waren der Bürgerrechtler Jesse Jackson, Folk-Sängerin Joan Baez und Schauspieler Mike Farrell. Baez sprach von "geplantem, antiseptischem, kaltblütigen Mord". Etwa 40 Demonstranten zogen zu Fuß von San Francisco nach San Quentin und forderten auf Plakaten ein Ende des "staatlich gesponserten Mordens". Andere erklärten, sie wollten an die Opfer Williams' erinnern. Für Williams hatten sich mehrere Hollywood-Stars eingesetzt, 50.000 Menschen unterzeichneten eine Petition.



    "Gouvernator" zeigte keine Gnade


    Williams wurde 1981 schuldig gesprochen, einen Supermarktangestellten sowie zwei Motelbesitzer und deren Tochter erschossen zu haben. Er bestritt die Morde. Parallel zur Anrufung des Obersten Gerichtshofs hatten die Anwälte von Williams Schwarzenegger gebeten, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Schwarzenegger hatte zuvor erklärt, er habe nach gründlichem Studium des Falls keine Gründe für einen Aufschub gefunden. Solange sich Williams nicht für die Morde entschuldige, könne es auch keine Gnade geben.


    Der letzte kalifornische Gouverneur, der einen Todeskandidaten begnadigt hatte, war Ronald Reagan im Jahr 1967. Williams ist der zwölfte Verurteilte, der seit Wiedereinführung der Todesstrafe in Kalifornien 1977 hingerichtet wurde.



    Wandlung vom Mörder zum Prediger


    Gemeinsam mit einem Freund hatte er 1971 die Straßengang "Crips" gegründet. Im Gefängnis sagte er sich von seiner Vergangenheit los und wurde zu einem Prediger gegen die Gewalt. Er schrieb in der Haft Kinderbücher und wurde für seinen Einsatz gegen Gewalt in den vergangenen Jahren fünf Mal für den Friedensnobelpreis und vier Mal für den Literaturnobelpreis nominiert. (AP, N24.de)


    http://www.n24.de/politik/ausl….php/a2005121309262076096