Wohl in Ermangelung originärer Stoffe übt sich Hollywood weiterhin im recyceln altbekannter Stoffe. Besonders beliebt sind Kinoversionen erfolgreicher Fernsehserien. Nach „Mission Impossible“, „Mit Schirm, Charme und Melone“ oder „Verliebt in eine Hexe“ jetzt: „Miami Vice“, jene legendäre Krimi-Serie um die beiden Yuppie-Cops „Sonny“ Crockett und Ricardo Tubbs. Mit ihrer schicken Videoclip-Ästhetik und ihren coolen Helden reflektierte und prägte sie den Zeitgeist der 80er Jahre. Die Original-Darsteller Philip Michael Thomas und Don Johnson wurden in der Kinofassung von Oscarpreisträger Jamie Foxx und Colin Farrell ersetzt. Ähnlich wie ihre Vorgänger treten auch sie gegen mörderische Drogendealer an. Allerdings geht es wesentlich realistischer, brutaler und düsterer zur Sache als in der TV-Version: Blut spritzt reichlich. Regisseur Michael Mann ( „Collateral“, „Heat“) war schon bei der Original-Serie maßgeblich beteiligt. Er wollte sich mit dieser Neufassung nicht in nostalgischem Flair verlieren, sondern die Atmosphäre des neuen Zeitalters einfangen und etwas völlig Eigenständiges schaffen. Dabei krankt der Film eindeutig an Manns zäher, langatmiger Erzählweise. Besonders deutlich wird das, wenn sich Sonny in die schöne Gangsterin Isabella verliebt und ein schmachtender Popsong nach dem anderen erklingt, so dass man sich nur noch wünscht, dem Beischlaf würde ein schnelles Ende bereitet werden. Überhaupt scheinen sich die beiden Helden mehr um ihre Liebschaften zu kümmern, als um ihren Teamspirit. Es ist einfach nicht erklärbar, warum Regisseur Mann zweieinhalb Stunden braucht für eine Story, die so dünn ist, dass sie gerade mal eine normale „Miami Vice“-TV-Folge füllen würde.
Miami Vice im Web
* Offizielle Website
* Filmtrailler (D)
* Bildergalerie, E-Cards
Quelle: swr3.de