Machen wir es kurz und schmerzlos:
Schönen Dank, Herr Dr. Boll!
Dafür, daß sie eine eigentlich sehr gute Vorlage -mal wieder- so _richtig_ in den Sand gesetzt haben - und zwar in allen Belangen.
Die Story:
...bietet in den beiden Spielen _deutlich_ mehr Dramaturgie, Charakterisierung, Tiefe und vor allem: Spannung.
Hier lässt sich die "Handlung", möchte man sie denn überhaupt so nennen, in einem Satz beschreiben:
Rayne hat Hals auf ihren bösen Papa und will ihm kurzerhand den Allerwertesten für seine Greueltaten gegen ihre, gegen SEINE Familie aufreißen, wobei sie mehr oder weniger (eher weniger) tatkräftige Hilfe von den "Brimstone"-Anhängern, sowie einem geheimnisvollen Talisman bekommt.
Klingt nicht spannend? Ist es auch nicht. Dafür hat Herr Dr. Boll die nicht vorhandene Spannung mit schnarchig (un-)choreographierten "Kampf"-Szenen wettzumachen versucht - was jedoch ebenso kläglich scheitert wie der Versuch, die 90 Minuten lang mit der oben erwähnten "Handlung" zu füllen.
Die Darsteller:
Ben Kingsley, Michael Madsen, Michelle Rodriguez, Meat Loaf, Billy Zane - hallelujah, was für ein Cast. Und was für eine besch...eidene Regie! Gottverdammt, Kingsley wirkt, als hätte er seine paar mickrigen Parts an einem Tag abgedreht und hätte dabei ständig auf die Uhr gesehen, frei nach dem Motto "Verdammich, wie lange dauert das noch? Ich hab noch 'n Termin heute abend." Wie weiland Jeremy Irons in "Dungeons & Dragons" wirkt Kingsley in diesem Machwerk ebenso deplaziert wie unmotiviert. Selbiges gilt für Madsen und Rodriguez, die für sich genommen zwar (recht) beknnte Namen haben, von der Regie jedoch derart "großartig" in Szene gesetzt wurden, daß selbst ein plötzlicher Schauspielerwechsel kaum aufgefallen wäre.
P.e.i.n.l.i.c.h.!
Effekte, Choreographie & Musik:
Die Musik ist das einzige, das einigermaßen überzeugen konnte. Wer sich von dem Film wenigstens ein Effektgewitter erwartet, wie es die Games erwarten lassen: Keine Sorge, Uwe Boll hat auch hier ganze Arbeit geleistet und dafür gesorgt, daß auch in diesem Bereich der Fan enttäuscht wird! Die immer wieder gleichen Schnittwunden bekommen spätestens ab der Hälfte des Films den unfreiwillig-komischen Touch der Airwolf-Raketeneinschläge, die immer vor strahlend blauem Himmel passierten, egal ob der Airwolf nun durch Sturm oder Schnee flog...
Choreographie - was ist das? Dieser Gedanke kam mir, als ich diese zähe, lahme Aneinanderreihung von "Kampfszenen" begutachtete. Das alles wirkt so zäh, so unausgegoren, daß man sich ernsthaft fragt: Ist DAS die Rayne, die man kennt? Die Antwort muss entschieden "Nein!" lauten. Denn wo im Spiel Eleganz und Schnelligkeit vorherrschen, sind die Kämpfe und Actionszenen hier wie beim Training inszeniert. Setzen, sechs!
Fazit:
Ich wollte es ja nicht wahrhaben, hatte bis zuletzt Hoffnung. Herr Boll hatte einen Elfmeter vor sich, einen 100%ig sicheren Elfmeter - und er schießt die Pille zielsicher 600m über das Tor. Hier stimmt nichts, aber wirklich gar nichts: Die Story, wenn man den hingerotzen Zweizeiler denn so nennen möchte, ist ein Witz, die Choreographie und Darsteller"kunst" der blanke Hohn. Die Effekte lahmarschig und altbacken und überhaupt: Nein, Finger weg. Selbst -oder gerade?- als Hardcore-Bloodrayne Fan sollte man sich diese Qual ersparen.