E-Gesundheitskarte jetzt im Praxistest

  • Mit einem Jahr Verspätung


    Mit einem Jahr Verspätung beginnen heute die ersten Praxistests der elektronischen Gesundheitskarte. Am 22. Dezember ist der eigentliche offizielle Starttermin. Doch bereits ab heute geben die Krankenkassen im schleswig-holsteinischen Flensburg und in der sächsischen Region Löbau-Zittau die ersten Karten zur Erfassung von Patientendaten an jeweils bis zu 10.000 Versicherte aus. Die Krankenkassen hatten in den Regionen ihre Mitglieder aufgefordert, sich freiwillig an dem Test zu beteiligen.


    Die mit Foto und Chip versehene Karte funktioniert erstmal nicht anders als die bisherige Versichertenkarte. Sie kann wie gewohnt für das Einlesen der Patientenstammdaten und Abrechnungen genutzt werden. "Erst im Mai kommen weitere Funktionen hinzu", sagte der Medienreferent der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte (gematik), Daniel Poeschkens, im Gespräch mit tagesschau.de. Die gematik wurde vom Bundesgesundheitsministerium mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte beauftragt.


    Die Karte soll künftig den Zugriff auf zusätzliche Patientendaten ermöglichen, wie eingenommene Arzneimittel und aktuelle Diagnosen sowie die Ausstellung elektronischer Rezepte. Ziel ist, dass sie als Schlüssel für eine elektronische Patientenakte dient.


    Weitere fünf Testregionen folgen


    2007 wird der Test ausgeweitet. Die Regionen Bochum-Essen (Nordrhein-Westfalen), Heilbronn (Baden-Württemberg), Ingolstadt (Bayern), Trier (Rheinland-Pfalz) und Wolfsburg (Niedersachsen) kommen dazu. Alle sieben Modellregionen wurden deshalb für die Tests ausgewählt, weil sie bereits in regionalen Projekten Telematikanwendungen im Gesundheitsbereich erfolgreich praktizieren. Ihre Erfahrungen sollen beim bundesweiten Gesundheitskarten-Projekt mit einfließen, erklärte der Sprecher des Redaktionsbüros Gesundheit vom Bundesgesundheitsministerium tagesschau.de mit. Auch Bremen zählte einst dazu, stieg aber aus.


    Größtes bundesdeutsches IT-Projekt


    Die Hightechkarte gilt als das bisher größte deutsche IT-Projekt. Die Kosten belaufen sich laut Planungsauftrag auf etwa 1,5 Milliarden Euro. Wenn die Test erfolgreich verlaufen, sollen 2008 alle rund 80 Millionen gesetzlich und privat Versicherten mit der Karte ausgestattet sein.


    Verzögerungen durch Kompetenzgerangel


    Die Einführung der Karte war ursprünglich für Januar 2006 vorgesehen, verzögerte sich jedoch wegen Kompetenzstreitigkeiten und technischer Probleme. Datenschützer warnen vor einem "gläsernen Patienten". Aus Sicht des Gesundheitsministeriums wird durch die Karte dagegen "datenschutzrechtlich vieles verbessert". Wo heute noch Patientenunterlagen per Fax weitergereicht würden, komme künftig Verschlüsselungstechnik zum Einsatz. Zudem sei die Karte mit Passfoto und persönlicher Identifikationsnummer fälschungssicher.


    Quelle: [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6182260_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html]tagesschau.de[/URL]