Die Polizei hat in Thüringen einen Fall von millionenschwerer Internet-Piraterie aufgedeckt. Wie Heise online berichtet, ist einer der vier Verhafteten ein Münchener Rechtsanwalt. Dieser ist bekannt geworden, weil er in der IT-Branche fragwürdige Abmahnungen wegen Verletzung gewerblicher Schutzrechte verschickt hatte.
Laut der Mühlhausener Staatsanwaltschaft wurden drei Männer aus Südthüringen sowie ein Rechtsanwalt aus München zwischen 19 und 46 Jahren festgenommen. Sie sollen seit Juni 2003 über die Internetseite www.ftp-welt.com an rund 45.000 zahlende Abnehmer Raubkopien von Kinofilmen, Musik, Computerspielen und Anwendersoftware - ohne jede Einwilligung der jeweiligen Rechteinhaber - vertrieben haben.
Die Abnehmer mussten sich dazu lediglich anmelden und ein so genanntes Mitglieds-Abo kaufen, berichtete die Staatsanwaltschaft. Mit einem Passwort hatten sie dann Zugriff auf die Daten. Für einen Betrag von 135 Euro pro Monat konnten die Nutzer unbegrenzt auf urhebergeschützte Titel zugreifen. Als Zahlungsmittel akzeptiert wurden Kreditkarten, Banküberweisungen und kostenpflichtige Anrufe bei einer 0190er- Telefonnummer. Die Preise galten für bestimmte Datenmengen. Für rund 15 Euro ließen sich zwei bis drei Filme herunterladen, hieß es. Manche Kinofilme sollen dabei schon vor ihrem Deutschland-Start angeboten worden sein. Das Quartett nahm nach Angaben der Ermittler auf diese Weise knapp eine Million Euro ein.
Nach Schätzungen der Staatsanwaltschaft soll durch die Internet-Piraterie ein Schaden im zweistelligen Millionenbereich entstanden sein. Die von der Industrie getragene Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) sprach vom "weltweit größten Fall" des Verkaufs illegaler Downloads im Internet. Die Organisation GVU kämpft im Namen der Film- und Computerindustrie gegen Raubkopien und war an der Aufdeckung des Falls beteiligt. Die Website www.ftp-welt.com war demnach "der mit Abstand wichtigste und bekannteste kommerzielle Download-Service im deutschsprachigen Raum". Registriert war die Internetseite über eine Briefkastenfirma auf den Jungferninseln.
Bei den Ermittlungen durchsuchte die Polizei Privat- und Geschäftsräume in drei Bundesländern und stellte Beweismaterial sicher. Allen Beschuldigten werden Vergehen gegen das Urheberrecht sowie andere Delikte vorgeworfen.